payback: thriller (German Edition)
auf ihre Zunge, schließt ihren Mund wieder und wartest, bis sie schluckt. Zum Beispiel?«
»Dann spuckt sie die Tablette aus.«
»Dann musst du es eben noch mal machen. Ist das ein Problem?«
Mikey zuckte mit den Acheln. »Sie wird sich weh tun.«
»Und?«
»Du hast gesagt: keinen Scheiß.«
»Ich hab gesagt: keinen Scheiß mit den Waffen. Stell dich von mir aus auf sie drauf. Mir egal. Nur kein Scheiß mit den Waffen.«
»Mich auf sie legen, wär besser«, meinte Mikey. Er kratzte sich am Schritt.
Abdul Abdul sah ihn an und zeigte ihm seine spitzen Zähne. »Hör auf mit dem Mist, Bru . Mach einfach nur deinen Job. Okay?«
»Ich hab sie gesehen«, sagte Mikey. »Wenn du sie siehst, willst du sie garantiert auch poppen. Der Kerl schuldet mir sowieso noch was.«
Abdul schnipste mit seinem Feuerzeug, um sich einen Joint anzuzünden. Er inhalierte dreimal tief, atmete langsam aus und reichte ihn dann Val. Dieser sog ebenfalls daran, so dass der Rauch tief in seine Lungen eindrang. Er wiederholte das Ganze, ehe er den Spliff an Mikey weitergab. Mikey klopfte die Asche in einen Seeohren-Aschenbecher. Sog.
»Wie wär’s dann mit ’nem Button, um in Stimmung zu kommen«, fragte er.
Abdul nahm den Joint entgegen. »Du hättest ein Schwarzer werden sollen. So ’n kranker Weißer wie du. Denk doch mal einen Moment lang an was anderes als an Poes und Drogen.«
Mikey kicherte. Winkte mit den Fingern, um den Spliff wiederzubekommen. »Gibt’s denn noch was anderes?«
Sie rauchten den Joint zu Ende, und Abdul drückte die Kippe in der Muschel aus. »Also«, sagte er, »du gehst rein, du setzt die Frau außer Gefecht, du packst dir die Kleine. Du kommst wieder raus, und wir zischen ab.«
Sie nahmen den weißen Toyota. Abdul fuhr, Val saß neben ihm, Mikey lümmelte sich auf der Rückbank. Mannenberg dröhnte durch die Lautsprecher von einem Tape, auf dem sich nur dieses Lied befand. Immer und immer wieder. Abdul spielte die zweite Klavierstimme auf dem Lenkrad mit.
Der Regen fiel in schweren Tropfen auf die dunklen Straßen von Athlone. Alle hatten es sich in ihren kleinen Häusern gemütlich gemacht und schauten fern. Abdul fuhr langsam von einer Stoppstraße zur nächsten aus dem Vorort heraus. Als sie an einem kleinen Eckladen vorbeikamen, erklärte Mikey, er bräuchte eine Cola. Abdul hielt an und ließ den Motor laufen, während Mikey die Dosen holte. Einige weiße Jugendliche hingen vor dem Laden herum und rauchten. Musterten die beiden Männer im Wagen. Einer sagte zu Mikey, er hätte Buttons zu verkaufen. Mikey meinte, ja klar, aus Rattengift.
» Nee , Bru, das ist gutes Zeug«, sagte der Junge, lachte aber seltsam.
»Verdammte Pretty Boys«, sagte Abdul, sobald Mikey wieder im Auto war. »Die sind als Nächstes dran. Mann! Die ganzen Drogen, die die verkaufen.«
Mikey reichte ihm und Val jeweils eine Dose und tastete dann unter der Sitzbank nach einer halben Flasche Jack Daniel’s, die er dort versteckt hatte. Abdul roch den Whiskey sofort.
»Lass diesen Dreck«, sagte er und beobachtete Mikey im Rückspiegel.
Mikey achtete nicht auf ihn, sondern trank ungerührt einige Schlucke.
»Ich sag’s noch mal«, wiederholte Abdul. »Lass diesen Dreck.«
»Mach mich nicht an«, erwiderte Mikey. »Das ist nicht meine Religion.«
»Wenn du für PAGAD arbeitest, trinkst du keinen Alkohol.«
Mikey führte die Flasche ein zweites Mal an den Mund. »Aber Gras rauchen, was?«
»Wirf die raus!«, sagte Abdul, seine Stimme schrill über dem Motorenlärm.
Sie hatten inzwischen Athlone verlassen und waren bei den Kühltürmen auf die Autobahn abgebogen. Abdul erhöhte die Geschwindigkeit, fuhr hundertzwanzig, wechselte nach rechts auf die Überholspur. Ein BMW musste sie umrunden. Der Fahrer hupte lange und wütend.
»Los! Wirf sie weg!« Brüllte.
»Sei nicht bescheuert!«, schrie Mikey zurück. »Das ist eine verdammte Autobahn, verfickt noch mal!«
»Sofort. Wirf sie raus!« Abdul war nahe an der Leitplanke. Autos, wohin man blickte: neben ihnen, vor ihnen – Licht und Sprühwasser und Regen, der so stark gegen die Windschutzscheibe prasselte, dass die Scheibenwischer kaum mehr nachkamen. Über die Black-River-Brücke breiteten sich Autos aus, als würde es sich um eine Wagenkolonne handeln. Abdul gab Gas und rückte so nahe wie möglich an seinen Vordermann heran. Blendete auf. Val saß starr da, eine Hand klammerte sich an die Armlehne.
»He!«, rief Mikey. »Pass gefälligst auf, wie du
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