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payback: thriller (German Edition)

payback: thriller (German Edition)

Titel: payback: thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Nicol
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Standardfrage: »Hattest du einen guten Flug?«
    »Ja«, sagte Ludo.
    »Hast du die Päckchen?«
    »Ja«, erwiderte Ludo und starrte auf die Pakete, die er auf das Bett gelegt hatte.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Ludo.
    »Was heißt, du weißt nicht?«
    »Ich hab sie noch nicht geöffnet«, sagte Ludo.
    »Heiliger Antonius.« Franciscos Stimme stieg um eine Oktave. »Warum nicht?«
    »Ich bin gerade erst eingetroffen«, erklärte Ludo. »Ich hab ein paar Dinge zu erledigen. Auspacken. Vielleicht schwimmen gehen. Mittagessen.« Ludo lächelte sich im Schrankspiegel zu. Das Telefon zwischen Schulter und linkes Ohr geklemmt. »Ist der Wein gut?«
    »Der beste, den es gibt. Genieß ihn.« Die Verbindung brach ab.
    Ludo schnitt seinem Spiegelbild eine Grimasse. Er musste sich dringend rasieren. Noch dringender musste er allerdings etwas trinken.
    An der Poolbar setzte er sich an einen Tisch unter einem Sonnenschirm. Nur wenige Leute waren auf der Terrasse. Niemand da, der Haut zeigte und jünger als er war. Er holte sein silbernes Zigarettenetui heraus, klappte es auf und klopfte mit einer Camel ein paarmal dagegen.
    »Señor?« Ein Feuerzeug entzündete sich vor seiner Nase. Ludo blickte in das ausdruckslose Gesicht eines Kellners. Flüchtiges Lächeln, nichts Einschmeichelndes.
    »Gracias«, sagte er und beugte sich über die Flamme. Fragte sich, ob er sein Spanisch ausprobieren sollte, entschied sich aber dagegen. »Haben Sie Cocktails?«, fragte er auf Englisch.
    »Si, señor.«
    »Und welche?«
    »Kann ich vorschlagen Typisches?«
    »Ja.«
    »Is ein Pisco-Sour.«
    »Und?«
    »Señor?«
    »Woraus ist er?«
    »Is Pisco. Wie Aperitif und Zitrone und sehr kalt.«
    »Aha«, sagte Ludo.
    »In einem Hochglas.«
    »Klingt gut.«
    »Für Señor?«
    »Von mir aus«, sagte Ludo.
    Der Kellner nickte. Ludo blies eine Rauchwolke nach oben Richtung Sonnenschirm. Mit jedem Zug ging es ihm besser. Er ließ den Rauch in seiner Lunge und wartete einen Herzschlag lang, ehe er ihn wieder ausatmete.
    »Señor.« Der Kellner stellte den Cocktail auf den Tisch. Ein hohes Glas, wie er gesagt hatte, der Rand mit einer Zuckerkruste versehen, das Glas geeist und undurchsichtig. »Salud!«
    Als der Kellner stehenblieb, wurde Ludo klar, dass er den Cocktail probieren sollte. Er hatte einen Geschmack, der ihm sofort zusagte.
    »Is gut?«, fragte der Kellner.
    »Ja«, sagte Ludo. »Bringen Sie mir noch einen.«
    Nachdem er den zweiten Pisco-Sour zur Hälfte getrunken hatte, fiel Ludo ein, dass er weder seinen Pass, sein Flugticket noch das Bündel Dollars im Zimmersafe eingeschlossen hatte. Auch sein Handy nicht. Er hatte sie wie ein Volltrottel auf dem Nachttisch liegen lassen. Die Pakete ungeöffnet auf dem Bett. Diese Art von Hotel hatte garantiert einen Angestellten, der sofort hineinging, sobald der Gast ausgeflogen war. Er trank den Rest des Cocktails in einem Zug leer.
    Als Erstes bemerkte er, dass man das Zimmer aufgeräumt hatte – die Tagesdecke geglättet, den Wein und das Päckchen auf den kleinen Schreibtisch platziert, das Portemonnaie auf das Nachttischchen. Nichts fehlte. Auch sein Nokia war noch da. Ebenso sein Discman und seine blauen CD s. Wirklich ein großartiges Hotel. Er atmete erleichtert auf, setzte sich an den kleinen Sekretär und öffnete das Päckchen, indem er das Papier einfach aufriss.
    Bei der Pistole in der Schachtel handelte es sich um eine Neun-Millimeter Heckler & Koch mit einem Schalldämpfer und fünf Schuss im Magazin. Nicht das, worum er gebeten hatte, aber ausreichend – vom Gewicht und der Handhabung leicht und angenehm. Und eine Gartenschere. Brandneu.
    Er sperrte das Päckchen, sein Portemonnaie und das Handy in den Zimmertresor.
    Am Abend setzte sich Ludo ins Ballett. Zuckte bei den ersten Takten zusammen und dachte dann: Willst du das hier hassen, oder wieso bist du da? Er ließ sich also mitreißen und fand die Schwäne sogar fast anmutig. Vermutete, dass er bisher zu hart geurteilt hatte. Es steckte eine gewisse Schönheit darin, wenn man das Ganze ohne Vorurteile betrachtete. Oder er verstand zum ersten Mal überhaupt das Romantische daran. Und wenn schon. Er genoss die Aufführung und kaufte zur Erinnerung ein Programmheft. Etwas, das er Isabella zeigen konnte. Isabella, die immer drohte, eines Tages ihre Abneigung gegen Ballett zu überwinden. Die jedes Mal einen Pas de Cheval andeutete und sich dabei gleichzeitig verneigte, wenn er von Karten fürs Ballett sprach.

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