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payback: thriller (German Edition)

payback: thriller (German Edition)

Titel: payback: thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Nicol
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Schwanensee in Santiago würde sie beeindrucken. Hatte auch ihn beeindruckt. Aufgewühlt. Zurück im Carrera prostete er Tschaikowsky mit Pisco-Sour zu.
    Nach ein Uhr betrat Ludo die Wohnung des Künstlers. Er trug seine Arbeitsklamotten: Kapuzenjacke, sauberes Shirt, Jeans, Nikes. Katzengestank schlug ihm entgegen – ein Geruch, der durch das warme Wetter noch durchdringender wirkte. Er fand das Schlafzimmer. Die Fensterläden waren geschlossen, so dass der Raum im Dunklen lag. Doch es fiel noch genügend Licht herein, um Señor Ramon Moraga Salazar am anderen Ende des Bettes ausmachen zu können, auf dem Rücken liegend und schnarchend. Die Frau lag von ihm abgewandt auf ihrer linken Seite. Ihre einzige Decke ein Leintuch. Perfekt.
    Ludo holte die Heckler & Koch aus einer Innentasche seiner Bomberjacke und schoss Señor Salazar aus zehn Zentimetern Entfernung direkt ins Herz. Hübsche Waffe – wenig Rückstoß, und der Schalldämpfer verringerte das Mündungsfeuer. Die Patronenhülse fiel leise klirrend zu Boden. Der Mann zuckte durch den Schuss zusammen, als hätte er einen Albtraum. Die Frau wachte auf. Schrie. Ludo schlug ihr mit dem Pistolengriff seitlich gegen den Kopf. Ende des Geschreis. Die Patronenhülse beunruhigte ihn nicht. Würde den Bullen was zu tun geben. Er steckte die Pistole in seine Innentasche zurück, nahm die Gartenschere und eine wiederverschließbare Plastiktüte aus seiner hinteren Jeanstasche. Señor Salazars Hand hing baumelnd über den Bettrand. Ludo schnitt den Zeigefinger ab – ein Knacken, das irgendwo zwischen dem Abreißen eines Hummerbeins und dem Beschneiden von Rosen anzusiedeln war. Er ließ das Souvenir in die Tüte fallen und wischte die Scherenklingen am Laken ab. Auf dem Weg aus der Wohnung warf er die Pistole und die Gartenschere in den Mülleimer. Noch mehr Arbeit für die Bullen.
    Sechs Stunden später checkte Ludo aus dem Hotel aus. Die Rezeptionistin mit den vollen Lippen sagte: »Aber Sie haben noch für eine weitere Nacht gebucht.«
    »Das stimmt«, erwiderte Ludo. »Die brauche ich aber nicht mehr.«
    Dann reichte er ihr einen gefütterten Umschlag und bat sie, ihn per Luftpost für ihn abzuschicken.
    »Nach New York?«, fragte sie, als sie einen Blick auf die Adresse geworfen hatte.
    »Ja«, sagte Ludo.
    »Von hier?«
    »Ja«, antwortete Ludo und lächelte.
    Sie runzelte die Stirn. »Der wird einige Tage unterwegs sein, Mr. Ludovico.«
    »Dachte ich mir.«
    Sie zögerte ihn zu fragen, warum er den Brief nicht selbst aufgab, wenn er wieder in New York war. Also kam er ihr entgegen.
    »Es ist ein Geschenk«, erklärte er. »Mein Freund bekommt gerne Geschenke mit ausländischen Briefmarken.«

2
    Mace und Oumou saßen Elizabeth Tlali an ihrem Schreibtisch gegenüber. Persönlicher Kundenberater war der Titel, der unter ihrem Namen stand. Mace und Oumou hatten sich für diesen Termin bei der Bank angemessen gekleidet: Mace in einem Anzug mit oben aufgeknöpftem blauen Hemd, Oumou in einem langen schwarzen Kleid und einer Kette aus Silberkugeln und Bernstein um den Hals. Elizabeth Tlali erklärte ihnen, dass die Bank eine Hypothekenforderung geltend machen müsse. So wie es momentan aussehe, hätten sie seit drei Monaten keine Rückzahlung erhalten. »Mr. Bishop, Mrs. Bishop«, sagte sie, »Sie müssen uns verstehen.«
    Mace erwiderte: »Das Haus wurde erst vor einem Jahr fertig. Wir brauchen mehr Zeit.«
    Oumou fragte: »Was bedeutet das: eine Hypothekenforderung geltend machen?«
    Mace konnte durch das Fenster hinter der Kundenberaterin die Longmarket Street sehen, wo Passanten vom Rathaus zur Grand Parade eilten. In der Ferne sah er Touristenbusse, die vor dem Castle of Good Hope hielten. Er und Oumou waren mit dem Kombi in die Stadt gefahren, da er seinen Spider nie auf der Grand Parade geparkt hätte – nicht einmal mit zugeklapptem Dach. Zu viele Skollies in der Gegend, die nur darauf warteten, den Stoff aufzuschlitzen.
    »Im Grunde«, hörte er Elizabeth Tlali antworten, »bedeutet es, dass wir Ihr Haus verkaufen werden, um das Geld wiederzubekommen, das Sie uns schulden.«
    »Aber das Haus«, warf Mace ein, »ist bereits mehr wert als die Summe, die Sie uns geliehen haben. Das bedeutet, Sie würden unser Geld verschleudern.«
    Ehe sie weggefahren waren, hatte er am Pool gestanden und zum Haus hinübergeschaut. Oumous Traum: viel Glas, Betonpfeiler, gerade und elegante Linien. Einige hohe Steinkiefern dahinter und dann ein freier Blick auf Devil’s Peak.

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