payback: thriller (German Edition)
Wenn er nach rechts blickte, sah er sich dem imposanten Table Mountain gegenüber – ein besserer Blick, wie er zugeben musste, als von dem viktorianischen Haus aus. Oumou und Christa hatten dort nach der Entführung nicht mehr bleiben wollen.
Er hatte sich überlegt, ob er etwas Cayman-Geld überweisen sollte. Diese Summe, die nur herumlag und an die er nicht herankam. Wie dumm wäre es, das Haus zu verlieren, bloß weil er Angst hatte, wegen einiger Hunderttausend der Geldwäsche bezichtigt zu werden! Vielleicht würde es so weit kommen. Der Brief der Bank in seiner Hand hatte in seinem üblichen Legalisch fast etwas Bedrohliches.
Zum Teufel mit euch, hatte er gedacht. Das ist unser Haus.
»Wir sehen das nicht so«, entgegnete Elizabeth Tlali. Elizabeth Tlali, die ein schwarzes Nadelstreifenkostüm trug. Keine Ringe, keinen Schmuck. Ihre Armbanduhr war teuer, wie Mace bemerkte – der Schriftzug Raymond Weil diskret auf dem Zifferblatt.
»Dieses Haus ist für unsere Tochter«, sagte Oumou. »Sie kann nicht laufen. Alles wurde so gebaut, dass sie mit ihrem Rollstuhl überallhin kann.«
»Ich weiß«, erwiderte Elizabeth Tlali. »Ich kenne Ihre Situation.«
»Dann«, meinte Mace, »wissen Sie auch, dass uns Ihre Bank den Kredit gerne gegeben hat, sogar einen höheren, als wir wollten, damit wir dieses Haus bauen können.«
Elizabeth Tlali nickte. »Das weiß ich. Wir bemühen uns stets, unseren Kunden so behilflich wie möglich zu sein, Mr. Bishop.«
»Dann geben Sie uns noch etwas Zeit. Verlängern Sie den Pfandbrief – auf dreißig oder fünfunddreißig Jahre. Mein Gott, Ihr Geld ist doch sicher! Das Haus dient als Sicherheit. Geben Sie uns die Chance, den Kredit zurückzuzahlen.«
»Wir wohnen dort seit fast zwei Jahren«, sagte Oumou. »Und wir haben unsere Raten außer in den letzten drei Monaten immer bezahlt.«
Elizabeth Tlali meinte, ja, das sei hier so vermerkt. Deshalb habe man ihnen auch die drei Monate Zeit gegeben. Sie redete weiter über die Bank und ihre Verantwortung ihren Kunden gegenüber. Mace dachte: Blablabla. Sie konnten es also ohne ihre Einwilligung verkaufen, es zur Auktion freigeben und brauchten sich nicht mal die Mühe zu machen, das ganze Geld zurückzubekommen. Und ihn dann weiterhin für die Summe belangen, die noch fehlte. Auch wenn er auf dem Markt vermutlich einige Hunderttausend mehr erhalten würde. Wenn man Dave Cruikshank glaubte. Was Mace tat. Dave hatte ihm deutlich erklärt: »Warte ab, mein Sohn, der Markt fängt gerade erst an zu boomen. Wir reden hier von zwanzig Prozent plus Steuern in den kommenden Jahren. Kapstadt kommt. Auch international wird es immer interessanter.«
»Im Grunde sagen Sie«, meinte Mace zu Elizabeth Tlali, »dass es Ihnen völlig egal ist, ob Sie uns auf die Straße setzen oder nicht. Noch schlimmer: Ihnen ist es auch egal, ob Sie uns finanziell total ruinieren und ohne Rücklagen zurücklassen. Unsere Tochter ist gelähmt. Sie haben meine Frau gehört: Wir haben dieses Haus extra so gebaut, dass wir ihr Leben einfacher gestalten können. Aber gut, auch das ist Ihnen egal. Aus Ihrer Sicht geht es nur um das Geld, das Sie zurückwollen. Moral oder etwas Ähnliches ist Ihnen anscheinend fremd, Mrs. Tlali.«
»Ms.«, sagte sie.
Mace starrte sie an und fragte sich, wer diese Bankangestellten so ausbildete, dass sie in der Lage waren, ihre Kunden derart zu verunsichern und zu irritieren.
Oumou meinte: »Wir möchten Sie um weitere drei Monate bitten. Bitte. Wenn wir noch drei Monate bekommen, können wir die Rückzahlungen auf jeden Fall leisten.«
Elizabeth Tlali blätterte in den Papieren auf ihrem Schreibtisch. »Ich habe hier Ihre Kontoauszüge, Mrs. Bishop. Die zeigen mir eindeutig, dass Sie und Mr. Bishop sich Ihr Haus nicht leisten können.«
»In zwei Monaten habe ich eine Ausstellung«, erklärte Oumou. »Das ganze Geld, das ich damit verdiene, wird ins Haus gesteckt.«
Elizabeth Tlali lächelte. »Ich wünsche Ihnen allen erdenklichen Erfolg, Mrs. Bishop. Aber darauf können wir uns nicht verlassen.«
»Ihnen liegt außerdem mein neu konzipierter Businessplan vor«, sagte Mace. »Da können Sie das große Potential erkennen, das in meinem Geschäft steckt. Das sind keine Fantasiezahlen. Alles wurde ausgesprochen konservativ berechnet. Von professionellen Bilanzbuchhaltern.«
»Natürlich. Aber es ist nur ein Plan. Was Sie da vorschlagen, muss nicht so funktionieren, wie Sie sich das denken.«
»Das alles war gut genug für
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