payback: thriller (German Edition)
Wir haben etwa eine Milliarde Patronen, die eigentlich zerstört oder zerlegt werden sollten. Was für eine totale Verschwendung, wenn man bedenkt, dass es Leute gibt, die gerne gutes Geld für so was zahlen.« Er zog an seiner Montecristo. Blies eine Rauchwolke in die Luft.
Pylon meinte: »Da fragt man sich doch, was die Buren geplant haben, als sie solche Unmengen von Munition herstellen ließen. Wie die Vorbereitung auf einen Riesenkrieg.«
»Totalidioten«, stellte Mo fest. »Andererseits haben wir dadurch das, was man inoffiziell als die Chance bezeichnen kann. Nichts, wovon der Minister etwas wissen will, aber auch nichts, was er unterbindet, wenn er es erfahren hat. Was er getan haben muss. Gewinn ist schließlich Gewinn.« Er schnippte etwas Asche von der Zigarre und ließ seinen Blick von Pylon zu Mace wandern. »Willkommen zu dieser Chance. Wir kommen gerne mit Ihnen ins Geschäft.«
»Mal wieder«, meinte Mace.
Mo lachte. »Könnte man fast sagen, was? Wenn man’s aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet, könnte man sagen, der Grund ist noch immer derselbe: die Verbesserung der Situation des Volkes. Fairer Handel. Waffen und Munition für Häuser.« Er holte die Liste heraus, die Pylon ihm zuvor persönlich vorbeigebracht hatte. »Ich kann das alles besorgen«, erklärte er und klopfte mit dem feuchten Ende der Zigarre auf das Papier. »Jederzeit, mit dem größten Vergnügen, wie man so hübsch sagt.«
Mace trank den Rest seines Espressos aus. »In etwa vier bis fünf Wochen?«
Mo nickte. »Wie sieht der Deal genau aus?«
»Ein erster Vorschuss in Rand. Der Rest nach Lieferung. Da hast du die Wahl: Diamanten oder Dollars.«
Mo grinste. »Interessant.«
»Allerdings reden wir hier nicht von einer Lieferung von dir an uns«, gab Pylon zu bedenken.
»Nicht? Wovon dann?«
»Von uns an die.«
Mo zog die Augenbrauen hoch.
»Wir brauchen etwas Spielraum«, sagte Mace.
»Nicht mehr als ein paar Tage«, fügte Pylon hinzu. »Von Kapstadt nach Luanda dauert es wie lange? Zwei oder zweieinhalb Tage mit dem Schiff. Das ist in etwa der Spielraum, den Mace meint.«
Mace hatte den Eindruck, dass Mo nicht glücklich damit war. Seine Augen wirkten plötzlich härter, und seine Lippen wurden schmaler, als wäre der Espresso zu bitter. Er spülte den Geschmack mit Cognac hinunter.
»Wer macht den Empfänger?«
»Wir beide. So sehr sich Pylon auch vor dem Fliegen fürchtet.«
Pylon schnitt eine Grimasse und zuckte dann mit den Schultern.
»Ihr versteht, was ich hier tun muss?« Mo ließ seinen Blick zwischen den Männern hin und her wandern. »Ihr versteht, dass ich dieses Zeug aus einem Depot auswählen und dann auf einen Laster – oder bei der Menge, von der wir sprechen, vermutlich sogar auf zwei – laden lassen muss. Danach werden diese LKW s achthundert Kilometer nach Kapstadt zurücklegen, was mindestens zwölf Stunden auf der Autobahn bedeutet, wo alles Mögliche passieren kann – ein verdammter Unfall oder Bullen mit Straßensperren, die hoffen, irgendein armes Schwein mit etwas Hasch zu erwischen, oder ein Insider-Überfall. Ihr versteht, dass das eine verdammt lange Zeit der Unsicherheit bedeutet.«
»Aber du bist die Regierung«, meinte Pylon.
»Quasi«, erwiderte Mo. »Offiziell existieren diese Waffen gar nicht. Die Papiere, die ihre Existenz bestätigen, wandern sofort in den Schredder, sobald die Laster wieder zurück sind. Es geht hier um eine einmalige Chance. Jeder, der mir gegenüber allerdings diese Chance erwähnt, wird nur meine verständnislosen treuen Augen zu sehen bekommen. Weshalb ich ganz und gar nicht glücklich bin, von euch zu erfahren, dass ich selbst bei glatter Übergabe fünf weitere Tage an den Docks auf ein Schiff warten soll, das vermutlich verschrottet werden müsste, anstatt dreitausend Seemeilen an einer verdammt rauen Küste entlangzufahren.« Er stellte sein Glas mit Cognac ab und beäugte zuerst Pylon und dann Mace. »Selbst wenn ich weiß, dass ihr die Empfänger seid.«
»Vergiss die Vorauszahlung nicht«, meinte Mace.
»Darum geht es nicht«, entgegnete Mo. »Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die Zeit zwischen der Auslieferung und dem Eintreffen der Zahlung die ausschlaggebende ist. Am besten, beides geht gleichzeitig über die Bühne. Wenn man diese beiden Zeitpunkte auseinanderzieht, dann besteht immer die Gefahr, dass etwas schiefläuft. Bei einer Risikobewertung würde man sogar von höchster Gefährdung sprechen.«
»Geben wir zu«,
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