payback: thriller (German Edition)
wir zu den kleineren Straßen kommen. Dafür hast du dann den Plan.«
Ludo erwiderte nichts. Die einzigen anderen Worte, die gewechselt wurden, ehe sie den Zoll erreichten, waren Ludos Anweisungen, eine Straße hinunterzufahren, die über mehrere Parkplätze, unter einer Hochstraße hindurch und durch ein Tor auf einen eingezäunten Hof führte. Dort stellte Paulo den Wagen ab.
»Hier?«
»Riecht jedenfalls so«, meinte Ludo. »Docks riechen doch immer nach Fisch und Benzin. Überall in der Welt riechen sie so.«
Es stellte sich heraus, dass ihr Mann beim Zoll, ein gewisser Vusi Themba, ein eigenes Büro im dritten Stock hatte, und zwar auf der guten Seite des Gebäudes mit Blick auf die Docks. Auf der anderen Seite lag der dritte Stock auf der gleichen Höhe wie die Autobahn.
Vusi Themba wirkte locker und offen. Große freundliche Miene, kaffeebraun, Nase, die aussah, als wäre sie ihm ins Gesicht gedrückt worden. Goldene Rolex schwer an seinem linken Handgelenk. Er begrüßte sie und reichte ihnen die Hand. Bat sie herein, schloss die Tür, ließ sie sich setzen, schenkte ihnen Filterkaffee ein, fragte, wie ihnen die Stadt gefalle.
Paulo erklärte, es sei ein toller Ort.
Ludo wollte wissen, ob er etwas dagegen hätte, wenn er rauchte.
Vusi holte ein Päckchen heraus und ließ es die Runde machen. Zündete ihre Zigaretten mit einem Zippo an. Dann wollte er wissen, ob sie planten, eine Shebeen zu besuchen und eine Nacht in einem Bed & Breakfast in der Township zu verbringen. Das wäre eine einmalige Erfahrung, Mann. Sollte man nicht verpassen. Wenn sie es so richtig krachen lassen wollten, dann war eine Shebeen genau das Richtige. Okay, die Clubs in der Stadt waren auch nicht schlecht. Aber solche Clubs fand man überall auf der Welt. Wenn man nach etwas anderem suchte, dann ging man in eine Shebeen.
Warum erzählt er das, fragte sich Paulo. Er suchte bewusst Clubs, wie man sie überall auf der Welt fand. Aber vielleicht wollte dieser Bursche ja auch etwas anderes damit sagen. Ihnen einen Geschäftsplan darlegen. Einen neuen Markt eröffnen. Vielleicht war er weniger Zoll als vielmehr Handel und Industrie. Dachte Paulo.
Ludo dachte: Angenehm. Wirklich angenehm. Und auch Ludo dachte: Was will er uns damit sagen? Dass zehn Mille nicht reichen? Beschloss, ihm den Umschlag mit zwölf Mille zu geben. Das Extra für den Ratschlag.
Vusi grinste die beiden an, drückte seine Zigarette aus und rollte mit dem Stuhl zu einem Wandtresor. Gab einen Code ein, wobei er nicht einmal versuchte, die Zahlen zu verbergen. Ludo merkte sie sich aus alter Gewohnheit. Vusi fasste hinein und holte eine Schachtel heraus, die in braunes Papier eingeschlagen und von einer Schnur umwickelt war. Die Knoten waren mit rotem Wachs versiegelt. Eine zerdrückte Pappschachtel.
Grundgütiger, dachte Ludo. War das nicht das offensichtlichste Päckchen, das er jemals gesehen hatte? Es gab keinen Zweifel, was sich darin befand.
»Hier ist Ihr Kaffee«, sagte Vusi und legte es schwungvoll auf den Schreibtisch. Zehn Kilo waren für einen kräftigen Kerl wie ihn kein Problem.
»Besten Dank«, erwiderte Paulo. Dem Zustand der Schachtel nach zu urteilen, hatten sie Glück gehabt, dass sie nicht aufgebrochen war.
Ludo öffnete seine lederne Umhängetasche, blätterte die Papiere durch, die er zuvor gesichtet hatte, und zog dann einen Umschlag heraus, um ihn Vusi zu reichen.
»Danke«, sagte Vusi und suchte auf seinem Schreibtisch nach einem Brieföffner. Fand einen silbernen mit einer nackten Frau als Griff. Echt geschmackvoll.
»Hübscher Brieföffner«, meinte Paulo.
»Carrol Boyes«, sagte Vusi. »Eine Künstlerin hier aus Kapstadt. Vorzeitiges Weihnachtsgeschenk von einem Importeur. Jüdischer Bursche, hat sich vor allem auf Modeaccessoires spezialisiert.«
Er zählte die Geldscheine, während sie ihm dabei zusahen. Schob den Umschlag in den Tresor, den er daraufhin wieder schloss.
»Also, Gentlemen«, sagte er. »Ich wünsche Ihnen einen guten Aufenthalt.« Dann durchlief er mit ihnen einen Jiveshake und begleitete sie nach draußen.
13
Paulo kam in der ersten Nacht erst einmal ohne Stoff. Genau zur Geisterstunde.
Am Vormittag hatte er herausgefunden, wo sich die jeweiligen Clubs befanden. Er entdeckte Club Catastrophe in einer Seitenstraße – jene Art von innerstädtischer Umgebung, die er so gut kannte. Mittags war hier kaum jemand zu sehen. Auf der anderen Seite der Straße, den Metalltüren des Clubs gegenüber, gab es eine
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