payback: thriller (German Edition)
Autowerkstatt. Dort wurden einige Wagen draußen auf dem Bürgersteig repariert. Kleine Aufträge. Zwei Türen weiter war ein Trödelhändler. Über dem Club befanden sich entweder Lagerräume oder billige Büros, wie er vermutete. Die anderen Türen in der Straße waren allesamt mit Gittern verschlossen.
»Wenn man hier abtanzt, tut man das zwischen echten Ravern, jungen Leuten«, las Paulo in seinem Clubführer. »Hier ist jede Nacht mehr Geld im Umlauf als tagsüber in den Büroblöcken.« Klang nicht übel.
»Genau mein Markt«, sagte er laut.
Um Mitternacht war der Verkehr chaotisch. Überall Kids. Die Protzigen vom Strand. Mehr Bauchnabeldiamanten, als Paulo auf dem Einsatz des Juweliers gesehen hatte, bei dem Vittoria den ihren gekauft hatte. Durchschnittsalter auf der Straße war vermutlich mittlere Teens. Kein schlechter Handelsplatz für eine gemächliche Nacht, aber nicht das Richtige für die Sorte Umsatz, die er diesmal brauchte.
Paulo parkte einen Block entfernt, stellte den Audi auf einer Verkehrsinsel ab. Er bahnte sich einen Weg durch die Kids. Er entdeckte zwei hippe Schwarze, die eindeutig Dealer waren, sowie einen weiteren Schwarzen – groß, über und über behängt mit Goldketten, trug Sonnenbrille, ärmelloses T-Shirt, goldbesetzten Gürtel, schwarze Jeans, Stiefel. Er bewegte sich lässig, während sich eine Nutte an ihn schmiegte. Zwei Bodyguards, die kaum auffielen, folgten den beiden. Der Schwarze trat mit niemandem von sich aus in Kontakt, und dennoch teilte sich die Menge vor ihm wie das Rote Meer vor Moses. Paulo registrierte alles interessiert.
Ohne den Goldmann und seine Gefolgschaft aus den Augen zu lassen, entdeckte er zwei weitere Orte, wo gedealt wurde. Nichts Großes. Vor allem Hasch und Ecstasy für die Verzweifelten.
An den Türstehern vorbeizukommen, war leicht. Das obligatorische Drüberstreifen mit dem Metalldetektor, wobei er nicht einmal berührt wurde. Paulo lächelte zufrieden. Selbst wenn er ein Kilo Kokain hier hereinbringen würde, fiele das niemandem auf. Dachte: Mann, eine echte Kinderstadt. Gute Szene. Gothic-Bilder an der Wand. Ziemlich auf Katzen fixiert. Böse Katzenfratzen mit glühenden Augen, wohin man auch blickte. Wenn man hier durchdrehte, würden sie einem wahrscheinlich entgegenfauchen und die Augen auskratzen. Paulo schüttelte den Kopf. Scheißkatzen. Man musste auf E sein, wenn man so auf solche widerlichen Tiere abfuhr. Er schob den Gedanken beiseite und bewegte sich wippend zur Musik, die so eingestellt war, dass sie für seinen Geschmack laut genug dröhnte, um alle anderen Geräusche auszublenden. Vermochte auch die Gedanken auszublenden, wenn man das wollte. Er begann richtig zu tanzen.
Bis fünf Uhr morgens hatte er schließlich fünf Clubs abgeklappert und beschlossen, den sechsten ein anderes Mal aufzusuchen. Er hüpfte vergnügt die Straße entlang. Von dem Schwarzen oder vielmehr von einem seiner Handlanger hatte er zwei E gekauft. Eine Tablette direkt im Catastrophe und die andere im vierten Club, dem Jean Pool. Zu diesem Zeitpunkt waren er und der Schwarze bereits aufeinander fixiert. Bemerkten einander sofort, wenn sie in einem neuen Club auftauchten.
Entweder war der Typ cool oder ein Cop. Paulos Einschätzung nach war er ein echter Dude. Er vermutete sogar, dass er ein potentieller Käufer für eine große Menge Stoff auf einmal sein könnte. Easy. Er hatte dreißig Tage Zeit. Minus Weihnachten, Silvester und die Sonntage. Insgesamt also etwa vierundzwanzig. So wie er sich das ausgerechnet hatte, bedeutete das vierhundert Einzelne pro Nacht. Das hieß echte Arbeit. Das hieß Versklavung. Was er also tun musste, war zu versuchen, einen Riesenhaufen in einem Schwung loszuwerden. Den Dude auf seine Seite zu bringen.
Er stand neben seinem Auto, das noch immer auf der Verkehrsinsel geparkt war. Die Stadt lag nun still da. Frühes Morgenlicht. Die Riesenberge ragten hinter ihm auf. Die Clubbesucher waren verschwunden, die Arbeiter noch nicht aufgewacht. Er zog zwei Linien auf die Kühlerhaube. Rollte einen braunen Zwanziger zusammen und sniffte.
»Eins-A«, sagte er, massierte sich die Nase und leckte sich dann die zurückgebliebenen Körnchen von den Fingerspitzen. Das musste man Big F lassen. Er brachte wirklich immer Spitzenstoff ran.
Paulo fuhr los. Sein Plan: einige Bierchen auf der Terrasse, dann eines von Sibusisos englischen Frühstücken und sich für den Tag hinlegen.
Drei Morgen später rief Paulo gegen drei Uhr zehn
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