payback: thriller (German Edition)
Vittoria an. Er befand sich vor dem Catastrophe. Im Höhenflug. Ihre Stimme meldete sich verschlafen.
»Babe«, sagte er. »Babe, ich liebe dich.«
»Mann, Paulo«, entgegnete sie. »Es ist zwei Uhr morgens.« Vittoria wollte nicht wach werden.
»Du musst hierherkommen, Babe«, erklärte er. »Die Art von fantastisch musst du sehen.«
Der Schlaf schwer in ihrem Kopf. Wo zum Teufel war Paulo? Was zum Teufel machte er gerade? Dann fiel es ihr ein. Kapstadt. Er war in Kapstadt. Sie warf erneut einen Blick auf den Radiowecker. Scheiße – zwei Uhr morgens.
Die Stimme drang in ihr Ohr. »Du musst das sehen, Babe. Du musst diesen Riesenberg sehen. Und wie die Kids alle auf der Straße tanzen. Dank des Schnees, den sie Onkel Paulo abkaufen. Tanzt, Kids, tanzt.«
»Paulo«, sagte sie mit schriller Stimme, um sein Geplapper zu durchdringen. »Paulo, hör mir zu. Es ist zwei Uhr morgens. Ich muss schlafen. Meine Titten tun weh, ich hab Kopfschmerzen. Ich fühl mich beschissen, kurz vor meinen Tagen. Hast du schon mal von so was gehört?«
»Ach, Baby«, meinte er. »Armes Baby.«
»Ich leg jetzt auf«, erwiderte sie. »Ruf mich an, wenn du ins Bett gehst. Okay?«
»Baby«, gurrte er. »Babe, ich liebe dich.«
»Ciao, Paulo«, sagte sie.
»Babe, ich hab gerade den Mond abgeschossen«, erklärte er.
Sie legte auf. In vier Tagen sollte sie auch dort sein. Die beiden Ärsche loswerden und ihr Leben zurückbekommen.
Warum Paulo auf einem Höhenflug war und warum er gerade den Mond abgeschossen hatte? Weil er mitten ins Schwarze getroffen hatte.
Er war in der zweiten Nacht zum Angriff übergegangen und hatte Lockangebote und Verführer zu jeweils einem halben Gramm verteilt – umsonst. Sobald die Kunden ihre Nasen in seine Richtung gesteckt hatten, waren sie ihm auch schon in die Falle gegangen. Sie wollten mehr. Morgen, Leute, versprach Paulo und versuchte, cool zu bleiben. In der nächsten Nacht kam er zurück, diesmal voll auf Geschäft ausgerichtet. Er verkaufte dreihundertfünfzig Einzelne. Und machte einen größeren Deal. Weshalb er auf die Idee kam, Vittoria um drei Uhr morgens anzurufen.
»Echt der Wahnsinn, Mann, unglaublich«, verkündete er Ludo gegenüber, als er wieder im Palast war.
Ludo behauptete, er sei beeindruckt. Das war nach dem zweiten Frühstück. Paulo war viel zu aufgeregt, um schlafen zu können. Er und Ludo machten es sich unter dem Sonnenschirm bequem.
»Ruf den Mann an. Sag’s ihm«, schlug Paulo vor. »Sag Francisco, dass ich ein Kilo vertickt hab, auf einen Schlag.«
»Echt?«, fragte Ludo.
»Und wie echt«, meinte Paulo.
Folgendes war passiert: Er hatte den Xhosa mit den Glitzerketten wiedergetroffen. Im Chill-out-Room des Club Catastrophe. Paulo tanzte und sah den anderen zu, ohne wirklich zu sehen. Er war ziemlich benebelt. Der Schwarze kam herein, minus die Nutte. Minus die Bodyguards. Sie nickten sich zu. Der Typ legte eine Hand auf seine Schulter – weder grob noch sanft. Nur entschlossen. Er drückte fest zu.
Paulo sagte: »Wenn du so weitermachst, Mann, ramm ich dir eine lange Carrol Boyes in den Bauch.«
Ihm hatte der Brieföffner gefallen, den er in dem Büro des Zollbeamten gesehen hatte, weshalb er sich ebenfalls einen gekauft und diesen geschärft hatte. Der Griff war eine nackte Tussi mit Riesentitten und einer Muschi. Passte perfekt in seine Hand. Er trug ihn in einem Futteral an seinem Handgelenk.
Der Xhosa lachte.
»Ein Ami«, sagte er. »He, Boss«, fuhr er fort, »du hast mir gerade hundert Mäuse eingebracht.«
Er setzte sich neben Paulo.
»Ich hab denen gesagt, dass nur ein Ami so rüberkommt, wie du das machst.«
Er streckte ihm die Hand zum Gruß entgegen.
»Wenn du was über mich wissen willst, frag einfach nach Oupa K«, meinte er und blitzte ihn mit seinen Goldzähnen an. »Was ein Ami nicht weiß: Oupa steht für Großvater und K für Kaffer. Ein Weißer, der dieses Wort benutzt, kriegt eine lange Radspeiche in die Lunge gerammt. So ein kleines Loch blutet gar nicht, aber die ganze Luft kommt auf einmal raus. Wusch.«
Er grinste Paulo an, der zurückgrinste, die angebotene Hand ergriff und »Paulo« sagte.
»Also – und wer ist diese Carrol, Paulo?«
Paulo holte sie aus seinem Ärmel.
»Stilvoll«, meinte Oupa K.
Paulo schob sie wieder in ihr Futteral und holte stattdessen eins seiner Süßstoffpäckchen heraus.
»Darüber müssen wir beide indaba , Boss«, meinte Oupa K. »Wie ein Ami vermutlich erraten kann, heißt indaba par-läi.
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