payback: thriller (German Edition)
den Rand hinweg anzusehen.
»Waren schon gestern hier. Rumgefahren. Der Fette ist die Treppe rauf.«
Mace warf den Schlüsselbund von einer Hand in die andere. »Wieso glaubst du, dass ich das wissen will?«
Cuito lachte. »Ich hab Augen im Kopf.«
»Kennst du auch den dürren Kerl, der da oben ein Büro hat?«
Cuito nickte.
»Hör zu. Wenn du die Typen wiedersiehst, rufst du mich an.«
»Für wie viel?«, fragte er.
»Wird sich lohnen.« Mace holte sein Portemonnaie heraus.
»Auch im Club?«
Mace lachte. »Cuito, du weißt offenbar einiges.«
»Vieles, Mr. Mace, vieles«, erwiderte er. Seine Finger legten sich um einen weiteren Zehner.
3
Mikey, auf dem Beifahrersitz des weißen Toyotas, sagte: »In den Gelben Seiten gibt’s einen Verein namens DAWG , wo man Katzen kriegen kann. In Hout Bay.«
Der Schwarze hinter dem Lenkrad meinte: » DAWG hat Katzen?«
Mikey hielt den Finger auf der Anzeige. »Warum nicht? Das ist ein Pseudonym, Val. Wie PAGAD .«
»Ein Akronym.«
»Hä?«
»Es ist ein Akronym. DAWG steht für etwas. Ein Akronym. Pseudonym ist was anderes. Wie Madonna.«
»Madonna mit den spitzen Titten?«
»Das macht die nicht mehr.«
»Nein? Schade.« Er warf erneut einen Blick auf die Anzeige. »Da steht, dass die auch Zwinger haben. Leute bringen ihre Haustiere da hin, wenn sie sie loswerden wollen. So wie die SPCA .«
»Klingt gut, solange sie wirklich Katzen haben. Du hast gehört, was Abdul gesagt hat. Müssen Katzen sein. Und zwar kleine Kätzchen.«
Val fuhr die Ausfahrt Richtung Constantia ab. Die Verkehrsschilder wiesen nach Hout Bay über den Nek, eine Fahrt, die er gern an einem Sonntagnachmittag mit einer neuen Tussi an seiner Seite unternahm. Eine Fahrt um die Halbinsel – auf der einen Seite das Meer, auf der anderen die Berge. 1A-Eindruck. Noch für jedes Täubchen romantisch. Unter den Eichen entlang. Den Berg hinauf, wo all diese schicken Herrenhäuser links und rechts von der kurvenreichen Straße zur Hout Bay hinabblickten. Das Einzige, was nach Vals Ansicht den guten Eindruck ruinierte, war diese Siedlung mit Illegalen – Imizamo irgendwas, ein Zungenbrecher –, gleich dort oben auf dem Berg, eine überschwappende Sickergrube menschlichen Abfalls. Bei jedem Regen wurden Fäkalien von hier den Hügel hinabgespült. Man konnte die Weißen im Tal verstehen, wenn sie sich da aufregten.
Mikey sagte: »Hout Bay ist im Arsch. Unter den Illegalen geht’s voll ab. Hab gehört, dass eine schwarze Familie aus Jo’burg hierhergekommen ist, um am Argus-Rennen teilzunehmen. Die buchen dieses teure Gästehaus mit voller Security, Patrouille, Elektrozaun, allem Drum und Dran. Steht der schwarze Daddy nachts auf, weil er mal muss, und dann ist da plötzlich ein anderer schwarzer Daddy im Flur, der eine Einkaufsliste aus dem Barackenland mit dabeihat, und der knallt ihn einfach ab. Peng! Neun-Millimeter, mitten in die Brust.«
»Nicht gut für die Stadt, so was.«
»Da hast du recht, Bru .«
Val sah die Hinweisschilder für das Tierheim. Fuhr über die Brücke, bog in eine Seitenstraße ab. Wieder hinunter ins Tal, am Fluss entlang, fort vom Meer. Hier wurden die Grundstücke größer, und die Straßen waren nicht mehr geteert. Auf einem Schild über dem Eingangstor stand: DOMESTIC ANIMAL WELFARE GROUP. Er parkte den Wagen am Straßenrand. Sie liefen einen Pfad entlang zu einem Gebäude im Ranchstil, das unter Blauen Eukalyptusbäumen stand. Alles lag im Schatten. Das Haus hätte dringend einen neuen Anstrich gebraucht, eine Glasscheibe in der Tür war gesprungen. Ein Zettel an der Klingel wies den Besucher darauf hin, dass man läuten müsse.
Das taten sie. Und noch einmal. Zwei weitere Male folgten, ehe eine Frau mit einem Papagei auf der Schulter öffnete. Einige Welpen tollten kläffend um ihre Beine. Mikey fiel auf, dass die Frau Schaffellhausschuhe trug, die so aussahen, als wären sie bereits von mehreren Hunden heftig zerkaut worden.
Beide sagten »Guten Tag, Ma’am«. Schenkten ihr ein strahlendes Lächeln.
Wen die Frau vor sich sah, waren zwei gepflegte, sympathische junge Männer in Baumwollhosen und Polohemden mit V-Ausschnitten, in denen ihre Sonnenbrillen steckten. Sie nahm auch einen Hauch von Aftershave wahr.
Val sagte: »Wir sind von Mitchell’s Plain Baptist Congregation, Ma’am. Ich bin Val, das ist Mikey, und wir organisieren gerade eine Party für ein Waisenhaus, das von unserer Kirche geführt wird.«
Mikey streckte ihr einen Brief mit einem
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