payback: thriller (German Edition)
schmollte. Er saß vorne und starrte in den Regen, der gegen die Windschutzscheibe prasselte. Vittoria war froh, Mailand zu verlassen. Sie wünschte sich nur, sie könnte auf die Straße spucken. Ihre Wange pochte.
Camillo fragte: »Freust du dich nicht, dass wir in die Sonne fahren?«
Vittoria dachte: Du gibst hoffentlich dein Bestes, Paulo. Laut erwiderte sie: »Oh doch. Und wie.«
Camillo hatte arrangiert, dass sie am Cape Town International von Sicherheitsleuten empfangen würden. Zwei gepflegte Typen in Schwarz stellten sich als Mace und Pylon von Complete Security vor. Freundliche, attraktive Männer, die Vittoria interessiert musterten, wie sie zu ihrer Zufriedenheit feststellte. Auf der Fahrt in die Stadt saßen Mace und Pylon vorne, um den Minibus zu kutschieren, den sie in letzter Minute organisiert hatten. »Wie gefällt dir das?«, wollte Camillo wissen.
»Wundervoll«, erwiderte Vittoria gedankenverloren. Sie blickte zu dem leuchtenden Berg und einem Himmel voller Sonne hinüber – ein Anblick, wie sie ihn seit Monaten nicht genossen hatte. »Wenn es die Slums nicht gäbe.«
»Die Schwarzen sind ein Problem«, sagte Dieter. »Zu viele Kinder.« Als Vittoria nicht antwortete, fügte er hinzu: »Noch dazu haben sie AIDS .«
»Unser Kind wird das nicht haben«, meinte Camillo. »Er wird alles bekommen. Vielleicht können wir gleich morgen anfangen, ein Baby zu machen. Was denkst du?«
Vittoria dachte: Den Teufel können wir.
»Ja, was denkst du?«, bohrte Dieter nach und drehte sich grinsend zu ihr um.
»Du kannst mich mal«, sagte Vittoria und beobachtete, wie ein Schwarzer auf einer Verkehrsinsel stand und sich bereitmachte, über die stark befahrene Straße zu rennen. Dieter starrte sie finster an. Der schwarze Mann begann zu laufen. Sie schloss die Augen und hörte das Quietschen von Reifen und ausgedehntes Hupen. Drehte sich um und sah, dass der Mann tatsächlich sicher über die Straße gekommen war und dem Verkehr zuwinkte.
Das Haus befand sich weit oben auf dem Berg über der Stadt. Die Sicherheitsleute trugen das Gepäck in die Villa, einen Koffer nach dem anderen.
Camillo hielt ihnen ein Trinkgeld hin. Der Typ, der Mace hieß, erklärte, das gehöre zum Service.
»Und wenn Sie ausgehen möchten, rufen Sie uns einfach an«, sagte der andere mit dem komischen Namen. »Jederzeit.« Er erklärte, dass es leider sicherer sei, bei einer Bedrohung das installierte Alarmsystem der jeweiligen Armed-Response-Sicherheitsfirma im Haus auszulösen als einen Handyanruf zu tätigen oder sogar den Panikschalter zu drücken. »Zwei Minuten, und Sie haben mehrere bewaffnete Männer im Haus«, sagte er.
Sie gingen, nicht jedoch ehe sie Vittoria noch einmal von oben bis unten begafft hatten.
Vittoria nahm den kürzesten Weg zum Swimmingpool, setzte sich an den Rand, streckte die Füße im Wasser. Kurz darauf hing sie an ihrem Handy und telefonierte mit Paulo. Sie lechzte nach Freiheit und Stoff.
Erzählte: »Dieser Scheißkerl Camillo will schon morgen anfangen, aber das ist zu früh. Ich hab’s dir gesagt: nie-nie wieder.«
»Was passiert denn schlimmstenfalls?«, erwiderte Paulo. »Noch einmal bumsen – mehr nicht.«
»Nein«, widersprach Vittoria. »Du kommst her und richtest das. Und zwar jetzt.« Sie war mit den Nerven fertig und brauchte dringend einen Hit.
Paulo seufzte. »So einfach ist das nicht, Süße.«
»Verdammt, Paulo.«
»Die Knarre gehört Ludo. Ich muss sie hier erst mal rausschmuggeln. Ohne Waffe werden die Homos mich garantiert nicht ernst nehmen.«
»Dann schmuggle sie raus, Mann. Aber komm endlich hierher!«
»Okay, okay. Warte, ja? Okay.«
»Ich warte.« Sie nannte ihm die Adresse und legte auf. Es fühlte sich an, als ob sie Glas im Auge hätte.
Vittoria stand auf und marschierte zum Haus zurück. Dieter stand auf der Terrasse und musterte sie eingehend von Kopf bis Fuß.
»Schöner Ausblick«, sagte er.
»Großartig«, erwiderte sie.
»Genieß ihn, Liebes. Du hast nur vier Tage dazu.«
Vittoria blieb stehen. »Was soll das heißen?«
Dieter wedelte mit einer Floppydisk vor ihrer Nase herum. »Ciao, ciao, Vittoria. Wenn wir fertig sind, fährst du brav heim zu Mama.«
Camillo trat aus dem Haus. Umgezogen, frisch geduscht. Wie aus einer Werbung für First-Class-Flüge.
»Was ist hier los?«, wollte sie von ihm wissen.
»Hm?«, erwiderte er.
»Dieser Scheiß mit den vier Tagen.«
»Es ist besser für uns alle. Denkst du nicht?«, meinte Camillo. »Wir mögen
Weitere Kostenlose Bücher