payback: thriller (German Edition)
Kerl im Transporter kontrollierte die 7Eleven-Tüte. Nicht der geringste Versuch, irgendetwas zu vertuschen. Oupa K testete den Inhalt, nickte.
Paulo dachte: Jemand schaut uns garantiert zu und ruft gleich die Bullen.
Ludo dachte Ähnliches. Andererseits ließ eine solche Dreistigkeit die Zuschauer vermutlich fassungslos erstarren. Niemand würde so recht glauben, was er da mit eigenen Augen sah. Er hörte Paulo sagen: »Ich weiß nicht.« Daraufhin der Schwarze: »Vertrauen, Boss, du hast gesagt, wir müssen Vertrauen haben.«
Der Schwarze stieg in den Wagen. Der Wagen fuhr davon. Paulo tat das Gleiche mit dem Quattro. Ludo war froh, die Nummernschilder ausgetauscht zu haben.
Als er aufstand, um zu gehen, fragte eine weiße ältere Frau, die mit ihren Enkelkindern zu ihm trat: »Was war das denn?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Ludo. »Drogen, nehm ich an.« Schlenderte davon. Hörte noch, wie die Oma sagte: »Verfluchte Munts .«
14
Mailand zu verlassen fiel ihr leicht. Im Grunde konnte es nicht schnell genug gehen. Vittoria hatte bereits am frühen Nachmittag gepackt. Sie saß angespannt auf dem Bett und lauschte Bon Jovi auf ihrem Discman. Es war noch genügend Stoff für zwei Kicks da – einer jetzt und der andere, sobald die Taxis eintrafen.
Sie zog eine Linie auf der Frisierkommode und legte sich danach hin, Bon Jovi auf voller Lautstärke.
Zwanzig Minuten später landete Vittoria wieder in der Realität. Paulo hat besser was in Reserve, dachte sie – nach der ganzen Prahlerei, die er abgezogen hat. Es beunruhigte sie, ohne Stoff zu sein. Ihrer Rechnung nach würde sie alles in allem sechzehn, vielleicht sogar siebzehn Stunden von Tür zu Tür brauchen. Zwei Stunden Check-In in Mailand. Fünfundvierzig Minuten Flug. Zwei Stunden Aufenthalt in Rom, um auf den Anschlussflug zu warten. Weitere zehn Stunden Flug. Dann endlich Paulo. Die beiden Arschlöcher abknallen, ihren Urlaub genießen.
Als sie hörte, dass die Taxis eingetroffen waren, sog sie die letzte Linie hoch. Auch das letzte Krümelchen – wie ein Staubsauger. Musste bei der Vorstellung grinsen. Dann verließ sie die Suite, ohne auch nur einen einzigen Blick zurückzuwerfen.
Auf zum Kill, war der Gedanke, der ihr durch den Kopf ging, während sie die Treppe in die Eingangshalle hinablief. Sie schleppte ihren Koffer selbst. Nur einen einzigen Koffer. Unten hingegen war so viel Gepäck gestapelt, als sollte ein Fashion-Shooting stattfinden. Durch die verspiegelten Wände sah es noch voller aus. Koffer ad infinitum. Vittoria musste lachen.
»Gibt es in Kapstadt keine Waschmaschinen?«, fragte sie auf der letzten Treppenstufe. Sie musterte die ganzen Gepäckstücke.
Dieter fuhr sie an: »Halt die Klappe, Schlampe.«
Die Taxifahrer hievten die Koffer in ihre Autos und grinsten angesichts dieser Liebe und Glückseligkeit.
»Manieren, Manieren!«, sang Vittoria. Dieter gab nervös letzte Anweisungen, während Camillo von oben herunterbellte: »Hast du die Flugtickets? Wo sind unsere Pässe? Ich kann den Puder nicht finden. Warum nimmst du den weißen Anzug nicht mit? Dort drüben ist schließlich Sommer. Ich mag dich in dem weißen Anzug.«
Solche Fragen und Quengeleien, obwohl sie bereits seit zwei Tagen packten und die Hälfte der Koffer schon zugeschlossen und in den Taxis verstaut waren.
Vittoria sagte leise, aber laut genug, dass Dieter sie hören konnte: »Idiotische Schwuchteln.«
Den Faustschlag, der sie am Wangenknochen traf, hatte sie nicht erwartet. Dieter drehte eine Pirouette – halb wie ein Balletttänzer, halb wie ein Kickboxer. Der Schlag tat weh und brachte sie ins Taumeln. Selbst die Taxifahrer protestierten. Vittoria torkelte gegen die Spiegelwände. Sie presste eine Hand auf ihre Wange, während sie sich nach einer Waffe umsah. Als sie die Regenschirme entdeckte, stürzte sie sich auf sie. Sie hätte Dieter im Fechtstil einen Regenschirm in die Rippen gebohrt, wenn in diesem Moment nicht Camillo die Treppe hinuntergekommen wäre und auf Deutsch geschrien hätte: »Was tut ihr da? Lasst das! Sofort!«
Vittoria hielt inne und beschimpfte Dieter stattdessen auf Italienisch als schwanzlutschenden Latex-Nazi.
Dieter brüllte, dass es an der Zeit sei, diese nutzlose Schlampe endlich nach New York zurückzuschicken. Dass die Fotze so fruchtbar wie Staub sei. Letzteres erklärte er zur Information der Taxifahrer ebenfalls auf Italienisch.
»Steigt ins Taxi«, befahl Camillo.
Sie fuhren schweigend nach Linate. Dieter
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