Peace Food
erstaunlich. Nach Auswertung zahlloser Filmdokumente scheint mir der Schlachthof
ein idealer Ort zu sein, wo sadistische Perversionen (so gut wie immer) straffrei ausgelebt
werden können. Auch dieses sollte jedem Konsumenten von tierischen Produkten klar sein. 108
Der Tod sitzt im Darm
Dass so viele Fleischesser unter Verstopfung leiden, ist nur folgerichtig,
denn was sie sich einverleiben, ist – seelisch gesehen – unverdaulich. Sie sind dumpf und
ihre Sinne sind abgestumpft wie die der Tiere, die sie essen: die kein Tageslicht mehr
sehen, mit künstlichen Rhythmen auf Leistung getrimmt, deren Sinnesorgane mutwillig oder
nebenbei beschädigt werden wie bei Hühnern, denen die Schnäbel weggeschnitten, oder
Kälbern, denen die Hörner ausgebrannt werden. Ihre an sich unglaublich sensiblen
Geruchsorgane, man denke nur an die Trüffelschweine, müssen abstumpfen in dem unsäglichen
Gestank der Zuchthäuser, in denen weit über die Hälfte der Schweine Atemprobleme bekommen.
Alles, was dem Tier auf seinem unbeschreiblichen Leidensweg von der
Tierfabrik bis zum Großschlachthof angetan wurde, landet mit im Bauch derjenigen, die sich
essend an diesen Verbrechen gegen die Seele beteiligen – gegen die Seele der aus
Achtlosigkeit misshandelten und aus Sadismus gefolterten Tiere und gegen die eigene. Der
Tod sitzt im Darm, heute mehr noch als zu Zeiten von F. X. Mayr, dem österreichischen Arzt,
der diesen Ausspruch von Paracelsus berühmt machte. Man isst den Tod mit und all die Folter
und Qual obendrein. Der Spruch »Du bist, was du isst« bekommt in diesem Zusammenhang eine
entsetzliche Aktualität.
Was wollen wir wirklich?
Wollen Sie aus den Händen von quälenden und gequälten Kreaturen das
Fleisch von noch schlimmer gequälten Kreaturen essen und wollen Sie davon leben? Wollen
Sie, dass solches Fleisch zu Ihrem wird? Und wie soll ein Leben aus solchem Fleisch
aussehen?
Wir haben heute viel Grund zu großer Scham. Ich habe mich angesichts der
jüngeren Geschichte oft geschämt, Deutscher zu sein, und das ist als Österreicher nicht
besser geworden. Wir haben heute in der westlichen Welt viel Grund, uns zu schämen,
Menschen zu sein, angesichts dessen, was wir Tieren in unser aller Namen antun (lassen).
Wir sollten uns wirklich schämen und zur Metanoia, der großen und tiefen Reue finden. Das
wäre die beste seelische Sofortmaßnahme, die sich mir aufdrängt.
Wir leben in einer absurden Zeit, in der es als normal gilt, Tiere wie
Dinge zu behandeln, in der entsetzlichste und unmenschlichste Tierquälerei hingenommen
wird, allenfalls als nicht zu ahndendes Kavaliersdelikt. Wo Konzerne, die Millionen Wesen
industriell quälen lassen, von Politikern und Gesetzen geschützt und mit großzügigen
Subventionen aus Steuergeldern bedacht werden. Wohingegen Tierschützer, Vegetarier und
Veganer als unnormal gelten, als Verrückte und jedenfalls nicht ernst zu nehmende
Außenseiter oder Sektierer. Bestenfalls werden sie belächelt. Aber unsere Haltung und unser
Engagement erlauben es uns, hinsichtlich dieses Themas in den Spiegel zu schauen. Und die
Zeiten werden sich ändern. Als Atomkraftgegner der ersten Stunde erinnere ich mich daran,
wie wenige und wie isoliert wir vor 30 Jahren waren – inzwischen sind wir die Mehrheit und
staunen, wer sich so alles zu uns gesellt.
All das Geschilderte ist ungesetzlich, jedenfalls in deutschsprachigen
Ländern, aber es geschieht stündlich. Selbst das deutsche Verfassungsgericht sprach im
Hinblick auf die Eierproduktion mittels Legehennen von Tierquälerei. Aber das nützt alles
offenbar nichts, solange Allesesser Eier fordern.
Jeder kann sich wehren
Wie sollen sich Allesesser wohlfühlen angesichts dieser Situation?
Natürlich projizieren sie in ihrer Not gern und bereitwillig auf diejenigen, die ihnen ihr
Elend zu Bewusstsein bringen. Bekanntlich wurden früher die Überbringer schlechter
Nachrichten geköpft. Doch das kann wohl nicht die angemessene Reaktion sein. Und es ist
absolut kein schlüssiges Argument, dass diese Tiere schon als Schlachttiere gezüchtet
werden. Eltern, die ein Kind bekommen, damit es einem älteren Kind als Organspender dienen
könne, dürfen auch nicht – und mit Recht nicht – gegen die Lebensrechte des neuen Kindes
verstoßen.
Rationalisierungen und Entschuldigungen für das Elend gibt es viele. Zum
Schluss zählt nur, was wir zulassen, was wir
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