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Peace Food

Peace Food

Titel: Peace Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Dahlke
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Stimmungsaufheller und zugleich -barometer hat
     Serotonin weitere Auswirkungen auf die Psyche und ist außer bei der Depressionsverhinderung
     auch bei einer Reihe von anderen seelischen Störungen hilfreich. Bei Patienten mit
     Zwangsstörungen wie Wasch- und Kontrollzwängen fanden Wissenschaftler wie gesagt um bis zu
     50 Prozent unter der Norm liegende Serotonin-Spiegel. Weitere Forschung ergab, wie
     Hemmungslosigkeit und der Hang zu verrückten und hochgradig irrationalen Handlungen
     ebenfalls mit deutlichem Serotoninmangel einhergehen. Auch außerordentlich eifersüchtige
     und von Verlustängsten geplagte Menschen haben deutlich reduzierte Serotonin-Spiegel.
     Versuche ergaben laut Marco Rauland 135 , dass Eifersucht durch Medikamente, die den Serotonin-Spiegel
     erhöhen – wie etwa die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer –, erfolgreich gebessert werden
     konnte.
Verliebtheit und
     Liebe aus Serotonin-Perspektive
    Interessanterweise findet sich auch bei Verliebten ein deutlicher
     Serotoninmangel. Und tatsächlich hat die Verliebtheit mit dem Schmetterlingsgefühl im Bauch
     – vom Serotoninmangel im Verdauungstrakt – und der Bewusstseinseinschränkung auf den einen
     besonderen Menschen durchaus Ähnlichkeiten mit einer, wenn auch sehr angenehmen
     Zwangsstörung. Die Wahrnehmung ist völlig von diesem einen Menschen in Beschlag genommen
     und insofern eingeschränkt, die Schattenseiten der geliebten Person werden konsequent
     ausgeblendet, und man fixiert sich in extremer Weise auf diese Person in ihrer lichtesten
     Erscheinung, während große Teile des übrigen Lebens ignoriert werden. Nach spätestens einem
     Jahr lässt die Verliebtheit – biochemisch jedenfalls – nach und das Leben normalisiert sich
     parallel zum Serotonin-Spiegel.
    Die Bestimmung des Serotonins bietet also die Möglichkeit, Verliebtheit
     von Liebe zu unterscheiden. Der Zustand der Verliebtheit gleicht biochemisch einer
     Stresssituation: Serotonin ist reduziert bei zugleich erhöhten Stresshormonen wie Cortisol
     und Adrenalin. Auf der anderen Seite sind unter einem besonders hohen Serotonin-Spiegel
     tiefe, ruhige Liebesgefühle vorherrschend.
    Mit Liebesekstase kann der Organismus offenbar auch ohne Drogeneinfluss
     große Mengen Serotonin mobilisieren. Wir sollten ihm nur gefüllte Speicher dieses
     wundervollen Stoffes zur Verfügung stellen und öfter Gelegenheit zur Ekstase bieten.
     Serotonin macht weit und offen, friedlich und von tiefer Ruhe erfüllt, Serotoninmangel
     hingegen offenbar eng und fixiert. Letzeres fühlt sich verrückt an.
    Beim Phänomen der Verliebtheit, die mit dem Absinken des
     Serotonin-Spiegels in Verbindung steht, gibt es wahrscheinlich eine Interaktion mit dem
     »Hormon der Begeisterung«, Phenylethylamin. Dieses übernimmt mit dem Zurückweichen des
     besonnen und offen zugleich machenden Serotonins, das im Überfluss ruhige Ekstase fördert,
     die tragende Rolle im psychischen Geschehen und vermittelt das Gefühl des Außersich-Seins
     vor Begeisterung und der Ekstase, wie sie frisch Verliebte kennen.
Wirkungsdauer und
     Tagesrhythmus
    Serotonin hat eine Halbwertszeit von 21 Stunden, das heißt danach ist die
     Hälfte wieder aus dem Blut verschwunden. War es in dieser Zeit in der Erfüllung seiner
     vielen Aufgaben stark beansprucht, etwa beim Stressabbau, ergibt sich in den frühen
     Morgenstunden ein Serotonin-Tief, das bei zu Depressionen neigenden Menschen als Morgentief
     bekannt ist. Solch ein relatives Tief haben aber auch all jene, die schwer aus den Federn
     kommen und denen morgens meist die Lust auf den neuen Tag fehlt. Beides ist, wie sich
     zeigen wird, vermeidbar.
    Abends, wenn es dunkel wird, werden wir müde, wenn der Organismus beginnt,
     vorhandenes Serotonin in das Schlafhormon Melatonin umzuwandeln. Unser Gehirn hat in
     Gestalt der Epiphyse oder Zirbeldrüse eine Art Lichtschalter, der den Tag-Nacht-Rhythmus
     steuert. Am helllichten Tag schaltet die Epiphyse den Serotoninschalter ein und den für
     Melatonin aus, bei Dunkelheit umgekehrt. In den frühen Morgenstunden ist der
     Serotonin-Spiegel jedenfalls auf dem Tiefpunkt, weil ein guter Teil vom aufgenommenen
     Serotonin aufgrund der Halbwertszeit verbraucht ist; andererseits ist es während der Nacht
     auch in Melatonin umgewandelt und als solches aufgebraucht worden. Nun vergeht Zeit, bis
     unter dem Einfluss von (Sonnen-)Licht wieder neues Serotonin nachproduziert werden kann,
     sofern die dafür notwendigen

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