Peace Food
belegen.
So lässt sich auch die Herbst-Winter-Depression erklären. Natür lich hat diese auch mit dem Jahresende, den Themen
Abschiednehmen und Loslassen, dem Sterben in der Natur zu tun, aber die Körperebene ist
wie immer die zweite Seite der Medaille.
Der skizzierte Stoffwechselweg von L-Tryptophan über Serotonin zu
Melatonin erklärt auch, warum wir nach längerem Mittagsschlaf als einer halben Stunde oft
mit solch einer »Mattscheibe« erwachen. Nach einer halben Stunde Schlaf beginnt der
Organismus bereits mit der Serotonin-Umwandlung in Melatonin. Beim Aufwachen spüren wir
dann schon den Mangel daran. Deshalb raten viele Schlafspezialisten, den Mittagsschlaf
zeitlich auf eine halbe Stunde zu begrenzen. Die andere Möglichkeit wäre, für genug
Serotonin zu sorgen und sich einen längeren und noch heilsameren Mittagsschlaf zu gönnen. 134
Die Wirkung von Süßigkeiten, die als raffinierte Kohlenhydrate zu den
vorrangigen Krank- und Dickmachern gehören, ist verheerend. Zu empfehlen sind sie alles in
allem genauso wenig wie einer der zuvor beschriebenen Wege, wenngleich ihre Anhängerschar
zig Millionen umfasst, was wiederum zeigt, wie wichtig vielen Menschen dieses Bedürfnis und
wie aktuell das Thema ist. Letztlich ist der Wunsch nach Wohlbefinden und Glück
wahrscheinlich der mächtigste und menschlichste überhaupt, und Serotonin spielt dabei eine
große Rolle.
Serotonin und Gesundheit
In Anbetracht seiner Bedeutung für Wohlbefinden und Glück und der großen
Sucht danach, wollen wir Serotonin und seiner schon recht weit gediehenen
wissenschaftlichen Erforschung breiteren Raum widmen.
Eine seiner zentralen Aufgaben ist es offenbar, für gute Stimmung zu
sorgen. Das schafft es, indem es die entsprechenden Zentren im Gehirn aktiviert. Das
Ergebnis ist ein entspanntes Gefühl von Zufriedenheit. Bei Stress und Sorgen sinkt auch die
Stimmung rasch und mit ihr der Serotonin-Spiegel. Wer sich viel ärgert, verbraucht viel
Serotonin und erntet schlechte Laune. Je mehr Stress ein Mensch in seinem Leben hat, desto
mehr Serotonin verbraucht er und desto weniger bleibt zum Anheben der Stimmung.
Bei extremen Situationen wie Depressionen und Zwangsstörungen ist der
Serotonin-Spiegel tatsächlich um bis zu 50 Prozent niedriger als normal. Beide Störungen
sind deshalb auch gut mit Medikamenten zu behandeln, die den Serotonin-Spiegel heben, wie
die genannten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer. Altes, an sich verbrauchtes Serotonin bleibt
dadurch lange aktiv. Medikamente, die zusätzlich Serotonin ins Gehirn schleusen, gibt es
bisher nicht, wenn wir von dem noch zu besprechenden Trick mit der Rohkost »Take me«
absehen.
Natürlich wäre es besser, es gar nicht erst zum Absinken des
Serotonin-Spiegels kommen zu lassen. Es ist ein Funktionsprinzip des Körpers, seine
komplexen Wirksubstanzen nach Gebrauch aus dem Verkehr zu ziehen und neue zu bilden. Ganz
offensichtlich sollen so Fehlfunktionen verhindert werden. Pharmazeutische
Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer zwingen die Serotoninmoleküle zu immer neuen
Arbeitseinsätzen, was auf Dauer Nebenwirkungen wie Blutbildveränderungen hat.
Die beste Lösung wäre Nachschub an unverbrauchtem Serotonin. Die
essenzielle Aminosäure L-Tryptophan, aus der es sich aufbaut, ist in vielen Lebensmitteln
enthalten. Ihr Weg ins Gehirn ist aber recht kompliziert aufgrund der sogenannten
Blut-Hirn-Schranke, die die Aufgabe hat, mit dem Gehirn unsere Zentrale vor ungeeigneten
Substanzen zu schützen, selbst wenn diese schon ins Blut gelangt sind. Alle anderen
Aminosäuren werden hier gegenüber L-Tryptophan bevorzugt, weshalb sie abgelenkt oder aus
dem Verkehr gezogen werden müssten.
Die Wissenschaft weiß seit Jahren, dass eine an Tryptophan reiche Nahrung
in Kombination mit Zuckern, die das Insulin locken, den Serotonin-Spiegel im Gehirn erhöht.
Das Insulin spielt dabei insofern eine Rolle, als es die Zellen für alle möglichen
Aminosäuren außer L-Tryptophan öffnet und sie so aus der Konkurrenz an der
Blut-Hirn-Schranke nimmt. So ermöglicht es dem L-Tryptophan, ins Gehirn vorzudringen. Einen
ähnlichen Effekt hat Bewegung, die Muskelzellen für alle Aminosäuren außer L-Tryptophan
öffnet. Dieses kann aufgrund seiner räumlichen Struktur und Bindung im Blut an Albumin
nicht in die Zellkraftwerke der Mitochondrien der Muskeln aufgenommen werden.
Neben seiner Rolle als
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