Peace Food
Wohlbefinden steigen. Auf alle Fälle
hat der Verdauungs- und damit Bauchbereich ganz entscheidend mit unserer Lebensstimmung zu
tun. Das lässt sich aufgrund der Serotonin-Thematik heute schon mit Sicherheit sagen, auch
wenn wir das Funktionieren des sogenannten Bauchhirns noch nicht annähernd verstehen.
Bedenken wir, dass nur 1 Prozent des im Organismus kreisenden Serotonins
im Gehirn landet und also fast 99 Prozent im übrigen Körper und besonders im Darm, können
wir auch ermessen, wie sehr unsere Verfassung vom Zustand des Verdauungstraktes
abhängt.
Der Hunger dämpfende Effekt des Serotonins ist mittlerweile ebenfalls
wissenschaftlich nachgewiesen. Viele kennen ihn auch aus Erfahrung. Wenn wir glücklich und
zufrieden sind, und das ist praktisch immer, wenn der Serotonin-Spiegel hoch ist, verspüren
wir kaum Hunger. Liebende leben bekanntlich ganz gut von Luft und Liebe – möglicherweise
auch von Luft, Liebe und Licht. Die Erfahrung depressiver Patienten, die nach der Einnahme
von Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern an Appetit und Gewicht verloren, weist ebenfalls in
diese Richtung.
Auf dem Gegenpol treibt es uns vermehrt in Richtung Kühlschrank, wenn wir
übel gelaunt und schlecht drauf sind. Ein niedriger Serotonin-Spiegel macht Hunger, weil
der Organismus die Hoffnung hegt, so neues L-Tryptophan zu bekommen. Man könnte also diese
Art des Frustessens durchaus nutzen, um die Stimmung noch viel gezielter zu heben, indem
man L-Tryptophanreich essend dafür sorgt, den Körper wieder genug Serotonin nachproduzieren
zu lassen.
Serotonin und Licht
Licht kurbelt ebenfalls die Serotonin-Produktion an, wobei wir noch nicht
genau wissen, wie das geschieht. Ist es die Stimmung, die durch Licht gehoben wird und mehr
Serotonin im Hirn erfordert, oder hat Licht direkten Einfluss auf die Serotonin-Produktion?
Lichtstärken ab 2500 Lux regen jedenfalls die Serotonin-Produktion merkbar an (1 Lux
entspricht einer Kerzenflamme). An einem Sommertag herrschen circa 10 000 Lux, in einem
normalen Büro etwa 1000. Das Ergebnis dieser Situation schlägt sich im Winter-Blues nieder,
der in den nördlichen sonnenarmen Ländern immerhin 10 bis 25 Prozent der Menschen trifft.
Typisch sind, wie bereits erwähnt, in diesen Breiten in dunklen Zeiten Heißhunger-Attacken
auf Süßigkeiten, die die Stimmung über den Zuckeranteil anheben, aber auch über den
Nachschub an L-Tryptophan, das etwa in Schokolade vorhanden ist. Insofern haben
Schokoladen-Nikoläuse und -weihnachtsmänner eine verständliche Funktion.
In diesen Zusammenhang gehören die bekannten Winterdepressionen im
lichtarmen Norden und die dort weit höheren Selbstmordraten. Endokrinologen nennen
Serotonin von daher auch zu Recht das Suizidkontrollhormon. Kein Mensch mit –
serotoninbedingt – guter Lebensstimmung denkt daran, sich freiwillig von dieser Welt zu
verabschieden.
Frauen-Heil-Kunde und
Serotonin
Ein Anstieg von Östrogen führt parallel zu einem von Serotonin, dem
Wohlfühlhormon, und Dopamin, einem anderen Glückshormon. Woraus sich ersehen lässt, was für
ein wundervoller Stoff Östrogen ist. Unter diesem Aspekt wird verständlich, warum sich
viele Frauen mit den ersten Antibabypillen, die wahre Östrogenbomben waren, so wohl
fühlten. Mit sinkendem Östrogenspiegel gehen Serotonin und Dopamin ebenfalls zurück. Das
mag erklären, warum die Depressionsanfälligkeit mit der Menopause so wächst.
Drei Viertel der Depressiven erfahren durch Erhöhung des
Serotonin-Spiegels eine deutliche Besserung. Eine Rolle mag auch spielen, dass weibliche
Gehirne nur etwa die Hälfte des Serotonins von männlichen produzieren. Diese Tatsache
könnte die höhere Anfälligkeit von Frauen für Depressionen erklären. Und natürlich kommen
seelische Aspekte hinzu wie das morgendliche »Fertigmachen« vor dem Spiegel.
Die Verbindung mit Östrogen illustriert auch, wie der weibliche Zyklus die
Stimmung über den Serotonin-Spiegel mitbestimmt. Das Wohlgefühl wächst in der ersten
östrogenreichen Periodenphase kontinuierlich bis zum Eisprung und ist anschließend wieder
rückläufig mit dem Rückgang von Östrogen und Serotonin. Der Tiefpunkt im Hinblick auf beide
Hormone wird kurz vor der Monatsblutung erreicht, genau in der Zeit, wo viele Frauen
besonders leiden. An den Tagen vor den Tagen macht sich zunehmend das sogenannte
prämenstruelle Syndrom (PMS) breit, das bereits 30
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