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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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Notsauerstoffflasche!«, rief sie. Obwohl ihre Stimme dumpf und erstickt klang, konnte er sie ohne Probleme verstehen. »Ich habe noch ein bisschen Luft übrig! Nimm meinen Oktopus!« Gideon griff nach dem fluoreszent pinkfarbenen Mundstück an ihrer Schulter. Das Problem war, dass der Oktopus nur für ein paar Minuten Notsauerstoff gut war.
    Ihm wurde bewusst, dass sie nur eine einzige Chance hatten. Wo war Chun? Gideon blickte sich auf der Aufnahmevorrichtung um. Das Wasser hatte eine trübe graue Färbung angenommen. Offenbar hatte über ihnen die Morgendämmerung eingesetzt, und die Sonne, die den Himmel erhellte, schickte ein paar schwache Strahlen zu ihnen herunter.
    Doch Chun war nirgendwo zu sehen.
    In Gideons Helm befand sich nur noch eine geringe Menge verbrauchter Luft. Seine Lunge fing an zu brennen. Er riss sich den Helm herunter und nahm einen Atemzug aus Kates Oktopus.
    Der Luftstrom aus der Notsauerstoffflasche war schwach, da der Druck in der Flasche kaum noch größer war als der Druck des Wassers, das sie umgab. Trotzdem gelang es Gideon, zweimal tief einzuatmen und seine Kräfte wiederzubeleben.
    Zeit zu handeln. Er gab Kate den Oktopus zurück, zog seinen Bleigürtel aus und schwamm in die Richtung, in der er Chun zum letzten Mal gesehen hatte. Sein natürlicher Auftrieb war in dieser Tiefe ziemlich groß, sodass er nur ein paarmal mit den Beinen zu rudern brauchte, um zehn oder fünfzehn Meter zurückzulegen, bis er vor sich in der Dunkelheit einen Lichtkegel sah. Als er sich weiter näherte, konnte er eine dunkle schwebende Gestalt ausmachen. Es handelte sich um Chun. Gideon erkannte am Lichtstrahl von dessen Stirnlampe, dass Chun von ihm abgewendet war, und versuchte deshalb, sich ihm von hinten zu nähern. Doch das Wasser war so aufgewühlt, dass Chun herumgewirbelt wurde, bevor Gideon bei ihm angelangte.
    Der große Koreaner riss die Augen auf und zog blitzschnell sein Tauchermesser aus der Scheide. Gideon packte Chun an beiden Handgelenken. Gideon war kräftig – aber nicht kräftiger als Chun.
    Gideon hatte jedoch den Vorteil, dass er sich im Wasser heimisch fühlte, was für Chun ganz offensichtlich nicht galt.
    Gideon drehte sich, bis er kopfüber im Wasser hing, und schlang die Beine um Chuns Nabelschnur. Indem er ein Fußgelenk über das andere legte, gelang es ihm, die Nabelschnur zu knicken und Chun die Luft abzuschneiden. Als dieser bemerkte, dass seine Luftzufuhr verebbte, geriet er in Panik, griff nach der Nabelschnur und ließ dabei sein Messer los.
    Binnen Sekunden war das Wasser von Chuns Blut getrübt. Der Körper des großen Koreaners wurde schlaff.
    Gideon ließ das Messer los, packte mit brennender Lunge Chuns Helm, riss ihn ihm herunter und setzte ihn auf.
    Dann blies er das Wasser aus dem Helm und passte ihn an seinen Kopf an. Luft! Sie hatte den bitteren Gummigeruch der Schläuche, doch in diesem Moment roch sie so frisch wie die Luft auf einem Berggipfel in den Rocky Mountains.
    Sekunden später spürte er, wie sich zwei Arme um ihn schlossen. Es war Kate. Ihre Augen sahen so groß aus wie Teller, als sie den toten Chun anstarrte. Sein Haar umgab sein breites Gesicht wie eine Aureole. Gideon trug jetzt Chuns Helm. Das war ein guter erster Schritt, um es zurück auf die Bohrinsel zu schaffen. Wenn sie sich jedoch an die Oberfläche ziehen lassen wollten, musste er das Seil an seinem Tragesystem befestigen. Gideon hakte den Karabiner an Chuns Tragesystem aus, klinkte ihn bei sich ein und stach dann den Auftriebskörper von Chuns Tarierweste auf. Als die Luft aus der Weste in einem Strahl von Blasen entwich, begann der Mann zu sinken und zog im Wasser eine rosafarbene Spur hinter sich her.
    Kate keuchte inzwischen, nachdem sie den letzten Rest Luft aus ihrer Notsauerstoffflasche verbraucht hatte. Gideon deutete auf den fluoreszent pinkfarbenen Oktopus an seiner Schulter. Sie riss sich den Helm vom Kopf und saugte Luft aus dem Oktopus. Er hätte sie gerne gefragt, ob es ihr gelungen war, die Sprengsätze zu entschärfen, doch sie konnten nicht miteinander kommunizieren, ohne von Timken gehört zu werden. Und da sie ihre Arme brauchten, um sich aneinander festzuhalten, war es ihnen auch nicht möglich, ihre Tafeln zu benutzen.
    Timkens Stimme drang an ihr Ohr: »Ich ziehe Sie jetzt hoch, Chun.«
    »Verstanden«, murmelte Gideon in der Hoffnung, die kratzige Tonqualität der Kommunikationsverbindung würde die Tatsache verbergen, dass er gar nicht Chun war. Offenbar hatte es

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