Peacemaker
Timken. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen bei der Bomben-Fernsteuerung bleiben.«
»Genau deshalb bin ich hier, Sir. Der Alarm ist gerade ausgelöst worden.« Rashid war ein junger Mann mit Brille und ausgebildeter Apotheker.
»Was soll das heißen?«, fragte Timken.
»Sie haben die Kabel durchgeschnitten.«
»Alle?«
»Zwei. Bislang.«
»Wird die Bombe die Bohrinsel trotzdem zerstören?«
»Mit zehn Sprengsätzen? Ja, Sir.«
»Gehen Sie zurück auf die Bohrplattform und bleiben Sie bei der Bomben-Fernsteuerung.«
»Ja, Sir.« Rashid verschwand wieder im Inneren der Bohrinsel.
Timken wusste, dass Gideon soeben wieder zu der Aufnahmevorrichtung hochgezogen worden war. Falls er derjenige war, der die beiden Zündungsstromkreise durchtrennt hatte, konnte er keinen weiteren Schaden mehr anrichten. Wenn jedoch Kate die Kabel gekappt hatte, musste er sie sofort hochziehen. Er wirbelte zu Big Al herum. »Ziehen Sie sie hoch!«, brüllte er. »Ziehen Sie sie sofort hoch! Beide!«
Big Al schrie ins Mikrofon: »Sie holen dich raus, Kate! Tu, was du tun musst, und zwar schnell!«
Timken zog seine Makarow-Pistole und schoss auf den Cajun, der sich umdrehte und ihn zu Boden riss. Big Al war kein junger Mann mehr, aber er wog etwa vierzig Kilo mehr als Timken. Dieser konnte nicht mehr tun, als sein Gesicht zu schützen, als der größere Mann mit Fäusten von der Größe von Konservendosen auf ihn eindrosch.
Timken knurrte, gab für einen kurzen Moment seine Deckung auf, hob seine Pistole an und feuerte. Eine riesige Faust landete in seinem Gesicht. Dann feuerte er abermals, und Big Al stöhnte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.
Timken stieß den größeren Mann mit den Füßen weg, sprang auf und riss den Hebel der Seilwinde herum, um Kate hochzuziehen. Die Anzeige der Winde verriet die Tiefe der beiden. Während Gideon Davis auf dem Weg zur Oberfläche war, hing Kate Murphy genau in der Tiefe, in der Timkens Männer letzte Woche die Sprengsätze platziert hatten.
Sein Verdacht hatte sich bestätigt: Bei dem Tauchgang hatte es sich um eine Finte gehandelt. Vielleicht würde die Bohrinsel tatsächlich einstürzen. Aber wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass die Managerin der Bohrinsel das Gutachten eines Ingenieurs auswerten und den genauen Zeitpunkt des Einsturzes vorhersagen konnte? Es war ihm plausibel erschienen, als er einen Blick auf den komplizierten Mist geworfen hatte und Parker so verdammt hartnäckig gewesen war. Jetzt, als er im ernüchternden Regen stand und die Tiefenanzeige auf der Seilwinde betrachtete, wurde ihm bewusst, dass er reingelegt worden war.
»Chun, wir brechen die Aktion ab«, sagte er. »Töten Sie die Frau. Ich kümmere mich hier oben um Davis.«
»Es wäre vielleicht das Einfachste, wenn Sie ihre Nabel schnüre durchschneiden, Sir«, schlug Chun vor.
»Gute Idee«, entgegnete Timken. Er zog ein Messer aus seiner schusssicheren Weste und schnitt Kates Nabelschnur durch. Den Luftschlauch zu durchtrennen, war einfach, doch das Stahlseil, mit dem die Taucher abgelassen und hochgezogen wurden, würde sich nicht so leicht durchschneiden lassen.
Timken blickte sich um und entdeckte eine Axt, die in einem Notfallschrank an der Wand hing. Er schlug die Scheibe ein, packte die Axt und durchtrennte mit zwei schnellen Schlägen Kates und Gideons Nabelschnüre. Die gekappten Seile sausten durch die Luft, landeten im Wasser und waren verschwunden.
Timken warf einen kurzen Blick über den Rand, dann lächelte er. Er drückte den Mikrofonknopf an seiner Taille und sagte: »Halten Sie sich bereit, Chun. Ich ziehe Sie hoch.«
»Ich muss dekomprimieren, damit ich nicht die Taucherkrankheit bekomme«, sagte Chun. »Ziehen Sie mich auf zehn Meter und warten Sie fünf Minuten.«
»Verstanden«, entgegnete Timken und betätigte den Hebel der Seilwinde.
Gideon spürte, wie der Druck in seinem Helm abfiel, kurz bevor die Spannung aus seinem Seil wich. Dann sah er Kates gewundene Nabelschnur wie eine sterbende Schlange neben sich in die Tiefe sinken. Er musste atmen, hatte jedoch keine Luft.
Anstatt aufzutauchen, tauchte er zu Kate hinunter. Er sah sie nach oben auf ihn zuschwimmen, und als er sie erreichte, packte sie seinen Helm und zog ihn mit einem Ruck zu sich, bis ihre Helme sich berührten. Erst dann wurde ihm klar, was sie tat. Wenn ihre Helme gegeneinandergepresst waren, wurden die Schallwellen von einem Helm zum anderen übertragen, und sie konnten miteinander sprechen.
»Meine
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