Peacemaker
sagte Kate. »Sobald diese VIPs wieder weg sind, tauche ich selber runter und sehe mir das an.«
»Schon mal was von Delegieren gehört, Chérie ? Lass die Profis tauchen.«
Nachdem Kates Vater zum vierten Mal bankrottgegangen war, hatte sie zwei Jahre lang als Taucherin und Schweißerin im Golf gearbeitet, bis sie genug Geld gespart hatte, um sich ihr Studium in Stanford finanzieren zu können. »Ich bin Profi, Al.«
»Das bist du nicht mehr. Du bist der Boss auf dieser Bohrinsel. Du solltest langsam anfangen, dich wie einer zu benehmen. Stell dich in den Kontrollraum und beschimpf deine Leute.«
Sie lachte, bis ihr plötzlich einfiel, was Big Al ihr gesagt hatte. »Du hast gemeint, es besteht eine fünfprozentige Wahrscheinlichkeit, dass der Taifun in unsere Richtung …«
»Das wird er nicht«, unterbrach sie Big Al.
»Was würde passieren, wenn doch?«
Big Al ließ sich einen Moment Zeit, ehe er antwortete. »Falls der Seegang noch deutlich zunimmt, bevor wir das Gehäuse verstärken, wird das verdammte Ding den Geist aufgeben.«
Wie auf Kommando erbebte die Bohrinsel abermals. Kate spürte das Vibrieren durch den Stahlboden der Dusche. Ein Jahr nach Inbetriebnahme lief die Bohrinsel Gefahr, sich selbst zu zerstören.
»Die gute Nachricht lautet, dass Cole Ransom mit demselben Helikopter kommt wie die Medien-Fuzzis.«
Kate hatte ausgiebig mit dem Ingenieur korrespondiert. Er war zuversichtlich gewesen, das passive Dämpfungssystem durch eine Nachrüstung reparieren zu können.
Ransom hatte ihr gesagt, er habe einen groben Plan, müsse sich jedoch zuerst vor Ort ein Bild machen und einige Tests durchführen, ehe er sich auf die endgültigen Details festlegen könne. Bis dahin würde er den Schweißern Anweisungen für verschiedene provisorische Reparaturen geben, die das System verstärken würden, bis die Nachrüstung vollständig war.
Kate schäumte ihr Haar ein und versuchte, sich zu konzentrieren. Aufgrund ihrer Müdigkeit schweiften ihre Gedanken jedoch ab, und sie lachte, als ihr bewusst wurde, dass sie schon seit zwei Jahren keinem Mann mehr nackt so nahe gewesen war.
»Was ist so lustig an einer Nachrüstung?«, fragte Big Al unschuldig.
»Nichts«, log sie, bevor sie die Sache schnell überspielte: »Ich denke nur gerade daran, wie lächerlich mein Ausflug nach Washington war.«
»Hast du dir die Nachrichten angesehen, während du dort warst?«
»Du kennst mich doch, Al. Ich sehe mir die Nachrichten nie an.«
»Deine Anhörung hat hohe Wellen geschlagen. Trojan wurde heftig kritisiert. Irgend so ein Typ von CNN hat Mr MacLesh mehr oder weniger einen Lügner genannt. Vielleicht denkt MacLesh, dass uns dieser Besuch ein bisschen Publicity verschafft.«
»Reine Zeit- und Geldverschwendung.« Sie drehte das Wasser ab. »Gibst du mir bitte mein Handtuch?«
Ein behaarter Arm tauchte in der Lücke im Duschvorhang mit ihrem Handtuch auf. Sie wickelte sich darin ein, dann stieg sie aus der Dusche.
»Erfreulicher dagegen war, dass Bill O’Reilly gesagt hat, du wärst heiß. Obwohl ich persönlich so eine sexistische Bemerkung natürlich nicht gutheiße.«
»Wer ist denn Bill O’Reilly?«
»Du siehst dir tatsächlich nie die Nachrichten an, oder?«
Kate lächelte Big Al im Spiegel an, dann kämmte sie ihr nasses Haar. »Und, wer kommt aus dem Weißen Haus?«
»Irgendein alter Knabe namens Earl Parker. Er ist nationaler Sicherheitsberater oder so ähnlich.«
»Das ist eine Bohrinsel und kein verdammtes Kriegsschiff. Warum schickt der Präsident einen nationalen Sicherheitstypen hierher?«
»Ich habe dir doch gesagt, warum. Wegen der Lage auf dem Festland.«
»Wen bringt er noch mit?«
»Den Botschafter hast du ja schon kennengelernt. Den ehrenwerten J. Randall Stearns. Hat er dich nicht vor ein paar Monaten um ein Rendezvous gebeten?«
»Ja.«
»Und du hast ›nein‹ gesagt.«
»Er ist nicht mein Typ.«
»Niemand ist dein Typ.«
»Lass uns jetzt nicht darüber reden, okay? Wir treffen uns in ein paar Minuten im Kontrollraum.«
»Du kannst nicht für immer allein bleiben, Chérie .«
» Raus! «
Big Al grinste, dann machte er die Tür hinter sich zu.
Kate wickelte sich in ein frisches Handtuch ein. Al hatte recht: Sie hielt sich jeden Mann vom Leib, der Interesse an ihr zeigte. Seit Bens Tod hatte sie keine Beziehung mehr gehabt. Nicht einmal eine Affäre. Sie liebte Ben noch immer, und daran würde sich nie etwas ändern. Doch Ben war tot, und wenn sie nicht bald einen Mann in
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