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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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war das Flüstern, das er in seinem Kopf hörte. Gut gekillt, mein Sohn.
    Die Wärme der eingebildeten Anerkennung seines Vaters verblüffte ihn, wenngleich diese Verblüffung nur von kurzer Dauer war und von einem plötzlichen Rauschen abgelöst wurde, das den Korridor füllte. Er und Kate blieben wie angewurzelt stehen, als über die Lautsprecheranlage der Bohrinsel eine dröhnende Stimme ertönte.
    »Ladys und Gentlemen, dürfte ich Sie um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«
    Kate erkannte den sadistischen Tonfall von Abu Nasir und sah Gideon an.
    »Ihr Bruder …«
    »Mein Bruder?« Gideon runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Das ist er nicht. Das ist nicht seine Stimme.«
    Kate musterte ihn einen Moment lang und versuchte, seine offensichtliche Verleugnung auf möglichst wohlwollende Weise zu interpretieren. »Sie haben seit sieben Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Er ist nicht mehr der Mensch, den Sie kennen.« Sie beschrieb Abu Nasir und erinnerte ihn an die Zahlen, die auf sein Handgelenk tätowiert waren. Gideon konnte die Fakten nicht bestreiten. Auf dem Foto, das Onkel Earl ihm gegeben hatte, hatte er Tillman kaum wiedererkannt, und vielleicht hatte sich seine Stimme ebenso drastisch verändert. Hatte sich sein Bruder womöglich in jemanden verwandelt, der mit dem Mann in Gideons Erinnerung nichts mehr gemein hatte?
    Doch bei dem Mann, der sich Abu Nasir nannte, handelte es sich in Wirklichkeit um Orville Timken, und er marschierte jetzt vor dem Mikrofon der Lautsprecheranlage auf und ab. »Ich richte diese Durchsage an Ms Kate Murphy, unsere einfallsreiche Gastgeberin auf dieser hübschen Bohrinsel. Wafiq und Abbudin waren gute Soldaten. Dass es Ihnen gelungen ist, sie umzulegen und wer weiß was mit Omar anzustellen … tja, ich muss schon sagen, ich bin beeindruckt. So beeindruckt sogar, dass ich mich freuen würde, wenn Sie mir in Kabine B-14 Gesellschaft leisten würden, damit wir uns ein bisschen zusammensetzen können, bevor die Situation scheußlicher wird als nötig.«
    Big Al nahm mit Erleichterung zur Kenntnis, dass Kate den Dschihadisten entkommen war. Nachdem sie aus der Kabine geholt worden war, hatte er befürchtet, dass sie sie getötet hätten. Irgendwie war es ihr nicht nur gelungen zu entkommen, sondern sie hatte sogar drei von ihnen unschädlich gemacht. Braves Mädchen, dachte er. Er begegnete Earl Parkers Blick mit einem knappen stolzen Nicken. Parkers Gesicht verriet jedoch keinerlei Emotionen.
    »Ich bin hier mit Mr Parker, Mr Prejean und dem Ehrenwerten Randall J. Stearns, dem Botschafter am Hof des Sultans Ali IV. Der Botschafter war so freundlich, mir eine von seinen Socken zu leihen.«
    Botschafter Stearns blickte verängstigt auf, als Timken eine Handvoll Kugellager in seiner leeren Socke verstaute. »Bitte«, sagte Stearns, »ich mache Ihnen keine Schwierigkeiten, Sie müssen das doch nicht tun …« Abu Nasir holte aus und verpasste ihm einen harten, schallenden Schlag, der sein fleischiges Gesicht erröten und ihn verstummen ließ.
    »Ms Murphy …« Timken füllte noch mehr Kugellager in die Socke, während er langsam und deutlich fortfuhr, damit das Mikrofon jedes Wort übertrug. »Ich fülle die Socke des Botschafters mit einem Pfund Kugellagern.« Er steckte weitere winzige Stahllager in die offene Socke, deren Rasseln über die Lautsprecher zu hören war.
    Als Timken die Socke mit einem einfachen Knoten zuband, spürte Stearns, wie sich eine feuchte Wärme in seinem Schritt und an seinen Oberschenkeln ausbreitete, und realisierte benommen, dass er sich nass gemacht hatte. Er starrte wie hypnotisiert auf die Socke, als Timken diese wie ein Pendel vor- und zurückschwang, bis ihr Schwung sie in einen vollen Kreis zog.
    »Diese Kugellager werden von der Firma Timken hergestellt, dem Weltmarktführer für Kugel- und Rollenlager. Wenn ich darf, würde ich Ihnen gerne demonstrieren, warum Timken-Kugellager heutzutage allgemein als die besten und robustesten Wälzlager gelten, die auf dem Markt erhältlich sind.«
    Big Al war im Begriff aufzustehen. »Lassen Sie ihn in Ruhe, Sie Scheißkerl …« Chun verpasste Prejean einen harten Tritt mit der Sohle seines Stiefels. Gehandicapt durch seine Kunststoffhandschellen fiel Big Al zu Boden wie ein gefällter Baum.
    Parker sagte leise: »Sie können nichts tun, Al.«
    Big Al wusste, dass er recht hatte. In den kalten schwarzen Augen des Mannes war kein Schimmer von Menschlichkeit zu erkennen. Big Al presste die Lippen

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