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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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Stattdessen hatte er Prejean ignoriert, unentwegt auf Parker eingeredet und darüber spekuliert, dass der Präsident sicher irgendeine Rettungsaktion in die Wege leiten werde. Schließlich seien Parker und er überaus wichtige Personen. Hinter seiner angeberischen Fassade war der Mann jedoch völlig verängstigt.
    Stearns hörte in dem Augenblick auf zu reden, als Abu Nasir die Kabine betrat.
    Aus Abu Nasirs Tasche drang ein leises Klappern, als er sich argwöhnisch im Raum umsah. Er hatte die rechte Hand in der Hosentasche vergraben, und auf sein Handgelenk war eine »82« tätowiert. Einen Moment lang sah er Parker an, dann Big Al, bevor sein Blick schließlich auf Stearns zu ruhen kam, der sich unter der eisigen Musterung des amerikanischen Terroristen wand.
    Stearns’ nervöse Stimme brach das Schweigen. »Ich bin froh, dass Sie hier sind«, sagte er. »Ich verstehe Ihren Unmut. Sie haben einen begründeten Konflikt mit dem Sultan, und ich würde mich gerne als Vermittler zur Verfügung stellen. Wenn Sie mich mit dem Präsidenten sprechen lassen, wird er sich bestimmt bereiterklären, sich Ihre Forderungen anzuhören …«
    »Geben Sie mir eine von Ihren Socken«, sagte Abu Nasir.
    »Wie bitte?«
    »Eine von Ihren Socken. Geben Sie mir eine.«
    Big Al hielt sich selbst für einen ziemlich harten Burschen, doch irgendetwas an Abu Nasir ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Offenbar erging es dem Ehrenwerten Randall J. Stearns genauso, denn sein Gesicht war plötzlich schweißbedeckt und kreidebleich. »Hören Sie, ich kann Geld besorgen. Ich gebe Ihnen, was Sie wollen.« Er riss sich seine goldene Rolex Daytona vom Handgelenk, als wollte er mit ihr eine Anzahlung auf sein Lösegeld leisten.
    Abu Nasir nahm Stearns die Uhr aus der Hand, warf sie auf den Boden und ließ den schweren Absatz seines Stahlkappenstiefels auf sie hinabsausen. Ein scharfes krachendes Geräusch ertönte.
    »Geben Sie mir Ihre verdammte Socke. Und ich fordere Sie nicht noch einmal auf.«
    Stearns brauchte auch keine weitere Aufforderung, obwohl er einen Moment überlegte, welchen Schuh er ausziehen sollte. Seine Hände zitterten, als er die Schnürsenkel seines rechten Schuhs öffnete und diesen auszog. Der Gestank schweißgetränkter Seide füllte die Kabine, als der Botschafter seine Socke abstreifte und sie Abu Nasir reichte.

DREISSIGSTES KAPITEL
    Kate klangen noch immer die Ohren. Bevor Gideon den Dschihadisten erschossen hatte, hatte dieser seine Pistole nur wenige Zentimeter neben ihrem Ohr abgefeuert. Dann war er auf sie gefallen und hatte sie zu Boden gerissen. Gideon hatte sie wieder auf die Beine gezerrt, sie durch die Tür bugsiert und sich mit ihr auf den Weg zu Raum D-4 gemacht. Kate wollte sich eigentlich bei ihm bedanken, dass er ihr das Leben gerettet hatte, verstummte jedoch, als sie den Ausdruck in seinem Gesicht sah. Sein Blick war trüb, und er schien in irgendwelchen persönlichen Gedanken verloren zu sein, die respektvolles Schweigen von ihr verlangten.
    Sie marschierten schnell und ohne ein Wort zu verlieren zu Raum D-4. Gideons Gedanken kehrten immer wieder zu dem Moment zurück, als er den Leichnam seiner Mutter gefunden hatte, als er die klaffende Wunde in ihrer Brust und den leeren Ausdruck in ihrem Gesicht gesehen hatte. Er erinnerte sich, wie er die Gewehre seines Vaters auf einem Bettlaken gestapelt und sie über die Wiese zu dem Teich hinter ihrem Haus gezerrt hatte. Er erinnerte sich, wie er sie ins Wasser geworfen hatte und wie jede einzelne handgefertigte Waffe mit einem Platschen versunken war. Und er erinnerte sich an seinen Schwur, nie wieder eine Waffe abzufeuern.
    Dann erinnerte er sich daran, dass er erst vor zwei Tagen auf dem Podium bei den Vereinten Nationen gestanden und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zugehört hatte, als dieser ihn als einen Mann vorstellte, »der sich jenem uralten und heiligen Grundpfeiler unseres Moralkodex verschrieben hat: Du sollst nicht töten.«
    Doch Gideon hatte getötet. Er hatte getötet, ohne zu zögern, da ihm nichts anderes übrig geblieben war. Er hatte mühelos und effizient getötet und im Bruchteil einer Sekunde seine innerste Überzeugung über den Haufen geworfen, die ihn sein ganzes Erwachsenenleben definiert hatte. Doch anstatt Reue oder zumindest Verwirrung zu empfinden, spürte er die erfrischende Klarheit, endlich eine Last abgeworfen zu haben, an die er sich viel zu lange viel zu fest geklammert hatte. Was Gideon am meisten überraschte,

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