Pearl Harbor
hervorgerufenen Hochkonjunktur üblich gewesen war.
Siebzehn Tage nach der Kiellegung hatte der Stapellauf stattgefunden. Das Schiff
- benannt nach James Harmon Ward, dem ersten im Sezessionskrieg gefallenen Marineoffizier - besaß als Bewaffnung vier veraltete Geschütze und ein paar überschwere Maschinengewehre, die für die Fliegerabwehr nicht verwendet werden konnten, weil man sie nicht hochkurbeln konnte. Dafür war sie in der Lage, Wasserbomben zu werfen. Seit 1934 stand die »Ward« auf der Liste der auszurangierenden Schiffe, aber angesichts der heraufziehenden Kriegsgefahr war sie noch einmal überholt und aufpoliert worden. Es hatte nicht viel geholfen.
Für Oberleutnant William Woodward Outerbridge, den Kommandanten der
»Ward«, war die Fahrt mit dem veralteten Schiff immerhin ein großes Erlebnis.
Er fuhr zum erstenmal als Kommandant eines Schiffes, nachdem er zuvor längere Zeit als Erster Offizier auf der »Cummings«, einem viel moderneren Zerstörer, Dienst getan hatte. Deshalb war Outerbridge stolz, als er mit der »Ward« zum erstenmal auslief. Es war der 5. Dezember, um die Mittagszeit, als die »Ward«
die U-Boot-Sperre an der Hafeneinfahrt von Pearl Harbor passierte.
Außer dem Stolz, zum erstenmal ein Schiff zu führen, hatte Oberleutnant Outerbridge noch einen anderen Grund, froh zu sein, daß man ihm das Kommando der »Ward« übertragen hatte. Schließlich wurde das Schiff nicht im Atlantik eingesetzt, wo es seit einiger Zeit einen unerklärten Krieg zwischen deutschen U-Booten und amerikanischen Schiffseinheiten gab, sondern hatte die Aufgabe, die Seewege zu kontrollieren, die nach Pearl Harbor führten. Das brachte es mit sich, daß man alle drei Tage Landurlaub bekam, seine Familie sehen und sich in der Sonne Hawaiis erholen konnte.
Honolulu hatte viel zu bieten, es fehlte nicht an Abwechslung, wenn man
Oberleutnant Outerbridge, Kommandant der Ward
von der kurzen Fahrt zurückkam. Outerbridge rechnete sich bereits bei seiner Ausfahrt am 5. Dezember aus, daß er am kommenden Sonntag wieder im Hafen sein würde. Er dachte daran, daß er mit seiner Frau wieder einmal ins Kino gehen könnte. Im Waikiki-Theater wurde »A Yank in the R. A. F.« gegeben, und im »Princess« lief mit großem Erfolg Chaplins »Der große Diktator«. Der Kommandant hatte noch kurz vor der Ausfahrt das »Star Bulletin« gelesen. Die große Schlagzeile auf der ersten Seite lautete:
»Japan will keinen offenen Bruch mit den USA - Es wird weiter verhandelt.«
Aus Singapore kamen weniger erfreuliche Meldungen. Dort war der Urlaub für alle Angehörigen der Streitkräfte gesperrt worden. Und auf den Philippinen forderte Präsident Manuel Quezon alle Zivilisten auf, die gefährdeten militärischen Zonen zu verlassen.
Die »Ward« beendete ihre Patrouillenfahrt, ohne Kontakt mit fremden Schiffen gehabt zu haben. Sie war einer Anzahl kleinerer Küstenfahrzeuge begegnet, Fischerbooten und Dschunken, die sich immer in den Küstengewässern herumtrieben. In der Nacht vom 6.
zum 7. Dezember kehrte sie mit halber Kraft geruhsam zurück. Outerbridge, froh darüber, daß seine erste Fahrt bislang glücklich verlaufen war, kontrollierte noch einmal alle Gefechtsstationen und überzeugte sich, daß die Mannschaft ihren Dienst tat.
Gegen Mitternacht zog er sich dann ins Kartenhaus auf der Brücke zurück und legte sich auf das hier für ihn aufgestellte Feldbett.
Er hätte unter Deck in seiner Kabine schlafen können, die weitaus bequemer war, aber er zog es vor, auf einer Patrouillenfahrt stets in der Nähe der Brücke zu sein. Dazu kam, daß Outerbridge der einzige aktive Marineoffizier an Bord war. Alle anderen gehörten der Reserve an. Outerbridge wußte, daß er sich trotzdem auf sie verlassen konnte, aber es war sein Prinzip, immer an Ort und Stelle zu sein für den Fall, daß es unvorhergesehene Ereignisse gab. Also wälzte er sich auf seinem schmalen Feldbett im Kartenhaus hin und her, ohne Ruhe zu finden. Er legte seine Uniform ab und warf einen japanischen Kimono über, den er von seiner Frau zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Während er versuchte, ein paar Stunden zu schlafen, ging der Dienstbetrieb an Bord weiter. Ruhig zog das Schiff seine Bahn. Es fuhr große Achten, um ein möglichst weites Gebiet abzusuchen. Die Ausguckposten mit den Nachtgläsern strengten ihre Augen an.
Es war zwei Minuten vor vier, die Zeit, um die sich die nächste Wache auf die Stationen zu begeben hatte, als
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