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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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beruhen zu lassen. Er befahl, sofort Admiral Husband E. Kimmel zu benachrichtigen.
    Es wurde sieben Uhr vierzig, bis Kaminsky den Admiral erreichte, der in einem kleinen Haus in Makalapa lebte. Seine Familie hatte er in den Staaten zurückgelassen. Er liebte es nicht, während seines Dienstes Angehörige in der Nähe zu haben. Das brachte Verpflichtungen mit sich, und Verpflichtungen kosteten Zeit.
    Er ordnete kurz und bündig an: »Meldung bestätigen lassen! Ich bin in einer Viertelstunde bei Ihnen.«

    »Ostwind - Regen«

    In der Nacht vorn 4. zum 5. Dezember 1941 fing eine amerikanische Funkstation an der Westküste eine Wettermeldung auf, die der Sender Tokio verbreitete und die sofort von den Dechiffrierspezialisten als geheimes Signal an die japanischen Streitkräfte erkannt wurde. Mit Genauigkeit war allerdings dieses Signal nicht zu deuten. Amerikas Codespezialisten hatten im Juli ein System zur Dechiffrierung der japanischen Geheimnachrichten entwickelt. Sie konnten also die von den Japanern gegebenen Zahlensysteme in Buchstabengruppen umsetzen. Mit Hilfe von modernen Maschinen entzifferten sie diese Buchstabengruppen dann, soweit es sich um normale Texte handelte. Unlösbar blieben Codebezeichnungen und Stichworte, für die nach wie vor der
    Schlüssel fehlte. Als nun die seltsame, unzutreffende Wettermeldung »Ostwind -
    Regen« aufgefangen wurde, wußte man damit nichts anzufangen. Klar war nur, daß es sich um ein von den Japanern vereinbartes Stichwort handelte. In der Dechiffrierungszentrale vermutete man, daß dieses Stichwort in Beziehung zu den sich rapid verschlechternden Beziehungen zwischen Japan und Amerika stand, aber damit allein war nicht viel anzufangen. Um diese Zeit wußte man in Amerika noch nicht, daß das japanische Oberkommando mit seinen auf hoher See befindlichen Streitkräften drei solche Stichworte vereinbart hatte, die im gegebenen Augenblick darüber informieren sollten, welche Richtung der japanische Angriff nahm.
    Ausgegeben worden waren die Texte »Higashi No Kazeame« (» Ostwind - Regen«) für die unmittelbare Kriegsgefahr mit den USA, »Kitanokaze Kumori« (»Nordwind
    - bewölkt«) für die unmittelbare Kriegsgefahr mit der Sowjetunion, und »Nishi No Kaze Hare« (»Westwind - klar«) bedeutete unmittelbare Kriegsgefahr mit Großbritannien. Diese Stichworte sollten jeweils in der Mitte der täglichen Wettervorhersage gebracht und an deren Ende zweimal wiederholt werden.
    Die Meldung von der Durchgabe dieses für die Amerikaner höchst unheilvollen Signals gelangte noch am Morgen des 5. Dezember auf den Schreibtisch des Chefs der amerikanischen Flotte, Admiral Starks. Dieser hielt nicht viel von den verständlicherweise nur unbestimmten Ausführungen, d ie der Chef seiner Abwehrabteilung dazu machen konnte. Er hielt überhaupt nicht viel von der Geschäftigkeit des Fre-

    gattenkapitäns Safford und dessen Dechiffrierexperten Dalton Kramer. So ermahnte er die beiden, keine Panik zu machen, und überließ die Botschaft ihrem Schicksal in einem der überfüllten Ablegekörbchen seines Büros.
    Einweiteres Telegramm, das von der Abwehrabteilung entziffert wurde und das von Tokio an den Unterhändler Nomura gerichtet war, landete direkt auf dem Schreibtisch des Präsidenten. Das war einen Tag später. Das Telegramm enthielt genaue Anweisungen, wann eine vierzehnteilige Botschaft an die USA-Regierung auszuhändigen sei. Eine solche genaue Terminierung deutete unzweifelhaft darauf hin, daß mit dem Zeitpunkt der Übergabe des Memorandums gleichlaufend eine militärische Aktion gestartet würde. Als Roosevelt am Abend des 6. Dezember darüber unterrichtet wurde, wollte er sofort eine Beratung einberufen. Es ergab sich jedoch, daß Admiral Harold R. Stark, Chef der US-Flotte, gerade zu dieser Zeit einer Operettenpremiere beiwohnte. Roosevelt konnte sich nicht entschließen, ihn von dort herausrufen zu lassen. So blieb es dabei, daß er nur von dem unzweideutigen Sachverhalt Kenntnis nahm, die Entscheidung über vorbeugende M aßnahmen jedoch auf den nächsten Tag verschob.
    Der 7. Dezember 1941 war ein sonniger Wintertag. Generalstabschef George C.
    Marshall ritt geruhsam in den Wäldern um Fort Myers am Ufer des Potomac spazieren.
    Er ahnte nicht, daß man ihn verzweifelt suchte. Korvettenkapitän Dalton Kramer hatte von dem abgefangenen Tele gramm an Nomura eine Feinübersetzung angefertigt und diese dem Flottenchef Stark vorgelegt. Dieser erkannte, daß sich hier das große

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