Pearl Harbor
einmal zurück. Dann begann der Start.
Kapitän Fuchida bestieg die Maschine des Verbandsführers der ersten Welle. Sie t rug am Heck, kurz vor dem Leitwerk, einen roten und einen gelben Streifen. Bevor Fuchida den Bomber bestieg, händigte ihm sein Monteur noch einen Hashamaki aus, ein Andenken von dem zurückbleibenden Betreuer der Maschine.
Gemäß dem Plan Nagumos wurde der Angriff in zwei Wellen geführt. Als erste Welle starteten pünktlich um sechs Uhr 40 Torpedoflugzeuge, 49 Bombenflugzeuge, 51
Sturzkampfflugzeuge sowie 43 Jagdflugzeuge, die den Begleitschutz übernahmen und Tiefangriffe führen sollten. Die zweite Welle startete sieben Uhr fünfzehn: 80
Sturzkampfflugzeuge, 54 Bombenflugzeuge und 36 Jagdflugzeuge. Bei dieser Einteilung blieben noch 39 Jagdflugzeuge auf den Trägern zurück, die zum Einsatz kommen sollten, wenn die Amerikaner wieder Erwarten zurückschlugen und den Angriffsverband bedrohten.
Alle Augen waren auf die »Akagi« gerichtet. Von ihr würde das Signal zum Start kommen. Gleichzeitig drehten die Träger in den Wind. Er kam von Osten und war ideal für den Start. Weniger ideal war der Seegang,
Die Lage der amerikanischen Pazifikflotte in Pearl Harbor
der die Träger bis zu fünfzehn Grad schlingern ließ. Aber jetzt durfte nicht mehr gezögert werden. Was tat es, wenn die eine oder andere Maschine ins Wasser stürzte?
Es wurde sechs Uhr. Der Trägerverband stand genau 230 Seemeilen nordöstlich von Oahu. In diesem Augenblick stiegen die Signalflaggen am Mast der »Akagi«
hoch und wurden sofort wieder eingeholt. Das war das Startzeichen.
Die Motoren heulten auf. Qualm strömte aus den Auspuffstutzen. Schreiend und jubelnd vor Freude warfen die Monteure und Matrosen die Arme in die Luft. Eine Maschine nach der anderen hob von den Trä gerdecks ab und zog auf Kurs. Es begannen die Bombenflugzeuge und die Jäger, ihnen folgten die Torpedoflugzeuge und die Sturzkampfflugzeuge. Kapitän Fuchida beobachtete aus der Kabine seines Flugzeugs das Manöver, bis er sah, daß alle hundertdreiundachtzig Maschinen sicher in der Luft waren.
Eine Viertelstunde später formierte sich der Verband. Fuchida setzte sich an die Spitze.
Es lagen knapp zwei Stunden Flugzeit vor ihnen.
Um sieben Uhr vierzig, eine Stunde und vierzig Minuten später, überzeugte sich Fuchida noch einmal, daß der Verband wohlgeordnet hinter ihm war. Es war alles in Ordnung. Die übrigen achtundvierzig Bom-
»Banzai«-Rufe und Winken waren der Abschiedsgruß für die von ihren Trägern startenden japanischen Flieger. Auf dem Bild der Start der Flugzeuge auf der »Akagi«
benflugzeuge folgten ihm auf gleicher Höhe. Links von der Bombergruppe, etwas höher, flogen die einundfünfzig Sturzkampfflugzeuge, von Leutnant Takahashi angeführt. Rechts, ein wenig tiefer als die Bomber, schwebten die vierzig Torpedoflugzeuge des Leutnants Murata. Und hoch oben tummelten sich Leutnant Shigeru Itayas dreiundvierzig Jäger.
Fuchida wartete auf einen Funkspruch der ausgeschickten Beobachtungsflugzeuge, aber diese hatten noch nichts von sich hören lassen. Unruhig blickte er in die Runde.
Dann schaltete er das Radio ein. Die amerikanische Station auf Oahu brachte Morgenmusik. Plötzlich wurde die Sendung unterbrochen. Fuchida stellte den Sender deutlicher ein. Er atmete erleichtert auf, als der Ansager den Wetterbericht für den Sonntag durchgab: »Warm und regenfrei, über den Gebirgen teilweise bewölkt, sonst klar. Gute Sichtverhältnisse.«
Er schaltete ab. Eine Weile später überlegte er sich, daß es unter den gegebenen Wetterbedingungen für den Verband besser wäre, aus westlicher oder südwestlicher Richtung anzufliegen. Die Wolken über den Gebirgen machten den Anflug gefährlich.
Er änderte leicht den Kurs, und bald löste sich die Wolkenschicht unter ihm nach und nach auf. Unter den anfliegenden Maschinen lag das grüne, idyllisch anmutende Land mit seinen Palmenwäldern und Lavagebirgen, mit den winzigen, bunten Häusern und der schäumenden Brandung an den Küsten. Fuchida konnte sich nicht satt sehen an diesem Anblick.
Für den Angriff waren zwei Varianten vereinbart worden. Falls es gelang, die Amerikaner zu überraschen, dann sollten die Torpedoflugzeuge zuerst angreifen, nach ihnen die Bomber und zuletzt die Sturzkampfflugzeuge. Auf diese Weise würden die Torpedoflugzeuge nicht durch Rauch und Explosionen beim Anfliegen ihrer Ziele beeinträchtigt werden. Erst nachdem sie ihre Torpedos ins Ziel
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