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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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anpeilen und danach ihren Kurs einrichten. Für ihn gab es keinen Zweifel, daß es sich um die Staffel B-17 handelte, die von der Radarstation Opana ent-

    deckt worden war. Deshalb beruhigte er den aufgeregten Lockard: »Machen Sie sich keine Sorgen, das geht schon klar!«
    Lockard gab sich nach dieser Auskunft zufrieden und legte den Hörer auf. Nur der Himmel und die Auswertungszentrale in Fort Shafter konnten wissen, um was für Flugzeuge es sich da handelte. Und Leutnant Tyler wußte es offenbar, das entnahm Lockard aus dem Gespräch.
    Er drehte die Knöpfe am Radarschirm. Der Impuls war noch stärker geworden. Die Entfernung schrumpfte jetzt schnell zusammen. Um sieben Uhr neununddreißig waren die Flugzeuge noch etwas über dreißig Kilometer entfernt. Dann setzte der Impuls aus.
    Die Flugzeuge befanden sich jetzt im toten Winkel der Station und waren nicht mehr zu verfolgen. Enttäuscht schaltete Lockard das Gerät ab. In diesem Augenblick hupte der Lastwagen, der die beiden Posten zum Frühstück bringen sollte. Schnell übergab Lockard der Ablösung das Gerät, sprang neben Elliott in den Wagen und bald darauf rumpelte das Gefährt bergab in Richtung Kawaiola davon.

    Leutnant Tyler unterhielt sich in der Auswertungszentrale in Fort Shafter noch eine Weile mit dem Soldaten McDonald. Die beiden hatten die Meldung Lockards beinahe vergessen, als die übrigen Mitarbeiter vom Frühstück zurückkamen. Wenn nicht McDonald sie erwähnt hätte, wäre sie einfach abgelegt worden. So besahen sich die anderen die inzwischen von McDonald aufgeschriebene Beobachtung Lockards noch einmal und waren erstaunt darüber, daß die zwölf erwarteten B-17 einen so starken Impuls auf einen Radarschirm hervorrufen konnten.
    Tyler zog sich wieder in sein Büro zurück. Obwohl er die Meldung der Radarstation nicht weiter auswertete, war er vielleicht der einzige, der sich ernsthaftere Gedanken darüber machte, was geschehen konnte, wenn sich ein solcher Radarimpuls wirklich einmal als eine heranfliegende feindliche Luftflotte erwies. Er erwog die praktischen Möglichkeiten, einem überraschenden Luftangriff zu begegnen. Sie waren gering. Bis man soweit war, daß eigene Flugzeuge von eventuellen feindlichen unterschieden werden konnten, wenn der Radarschirm einen Impuls zeigte, würden Wochen, vielleicht Monate vergehen. Um das zu schaffen, mußte ein völlig neues, straff organisiertes Luftwarnsystem auf der Insel eingeführt werden. Bislang meldeten die einzelnen Flugplätze der Armee und Marine nicht einmal den Start eigener Flugzeuge an die Auswertungszentrale, ganz zu schweigen von Daten über Flugrichtung, Höhe und von anderen Angaben.
    Aber damit nicht genug, selbst im Falle eines erkannten Anflugs feind-

    licher Flugzeuge würde viel Zeit vergehen, bis eine wirkungsvolle Gegenwehr organisiert werden konnte. Die Hauptschwäche des militärischen Systems auf Oahu war, daß es kein einheitliches Kommando gab. General Short und Admiral Kimmel arbeiteten unabhängig voneinander. Die Kommandanten der Schiffe fällten ebenfalls Entscheidungen unabhängig voneinander. Sogar die Kommandeure der einzelnen Flugplätze gaben Anweisungen, die weit über ihren Befehlsbereich hinausgingen. Das alles hatte sich im Laufe von Jahren so eingebürgert. Man war daran gewöhnt. Tyler überlegte. Wenn sich jetzt beispielsweise die Auswertungszentrale entschloß, Luftalarm zu geben, dann mußte zunächst Admiral Kimmel benachrichtigt werden.
    Dieser hatte den Befehl zu erlassen. Aber für seinen Kommandobereich behielt sich General Short das Recht vor, über einen Alarm selbst zu entscheiden. Es würde erst eine Aussprache der beiden erfolgen müssen, auf der man sich einigte. Für die im Hafen liegenden Schiffe entstanden in einem solchen Falle noch weitere Probleme. Die meisten Schiffe lagen nicht unter Dampf. Es würde Stunden dauern, bis sie mit eigener Kraft den Hafen verlassen konnten, diese Ansammlung von höchst wertvollen Kriegsfahrzeugen, die sich auf wenigen Quadratkilometern zusammenballte. Man konnte einzelne Schiffe vielleicht hinausschleppen, aber selbst das würde viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, als bei einem feindlichen Luftangriff blieb.
    Leutnant Tyler bezweifelte nicht, daß die Organisation der militärischen Verteidigung auf Oahu ausgesprochen unzureichend war. Wenn der Begriff Schlendrian irgendwo anzuwenden war, dann traf er hier zu. Es lag auf der Hand: Seine Regierung rechnete nicht damit, daß der Stützpunkt Pearl

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