Pearl Harbor
Schwarm Flugzeuge, oder ich fresse meinen Stahlhelm.« »Guten Appetit«, wünschte ihm Elliott sachlich. Er trat an die Karte, die mit dem Gerät gekoppelt war, und rechnete den Standort der Flugzeuge aus, die den starken Impuls gaben. Als Ergebnis bekam er eine Gegend heraus, die etwas über zweihundert Kilometer nordöstlich lag.
Lockard überprüfte das Ergebnis kurz und fand es richtig. Immer noch flammte auf dem Schirm der Impuls auf, in regelmäßigen Abständen. Es gab keinen Zweifel: Die Flugzeuge kamen näher.
»Melden!« ordnete Lockard lakonisch an. Elliott ging zum Telefon, das die Station mit der Auswertungszentrale in Fort Shafter verband. Um sieben Uhr sechs Minuten hatte er die Verbindung mit der Telefonzentrale hergestellt. Am anderen Ende meldete sich die etwas verschlafene Stimme des Soldaten Joseph McDonald, der sich die aufgeregte Meldung Elliotts gelassen anhörte und sie quittierte. »In Ordnung, Freund«, sagte er dann. »Großer Haufen Flugzeuge kommt von Norden, drei Grad Ost. Meine Mitstreiter sind beim Frühstück. Wenn sie zurückkommen, werde ich es ausrichten.«
Die drei Soldaten, die die Meldungen auswerteten, waren um sieben Uhr zur Kantine gegangen, um zu frühstücken. Ihre Diensteinteilung sah das so vor. Während der Zeit, die sie wegblieben, gab es in der Auswertungszentrale nur noch einen einzigen Mann, und das war der Leutnant Kermit Tyler, ein junger Offizier, dem die Organisation der Jagdverbände beim Anflug feindlicher Flugzeuge oblag. Er arbeitete in dieser Funktion im wesentlichen theoretisch, denn es gab nicht genug Jagdflugzeuge auf Oahu, um bei jedem Radarkontakt sofort eine Staffel auszuschicken. Übrigens steckte die ganze Radaranlage ja noch in den Kinderschuhen. Das System bedurfte einer längeren Entwicklung, bis es zuverlässig arbeiten würde. Selbst der Auswertungszentrale in Fort Shafter war es beim gegenwärtigen Stand noch nicht möglich, auf Grund eines Radarimpulses
zu entscheiden, ob es sich um eigene oder fremde Flugzeuge handelte. Die Luftsicherung über Oahu war alles andere als organisiert. Sie arbeitete planlos und ungenau. Mit dem Eintreffen der neuen Radargeräte kündigte sich eine Besserung an, aber es würde noch Wochen dauern, bis auf das Warnnetz Verlaß wäre.
Der Soldat McDonald wollte schon die Meldung von Opana, die er mitgeschrieben hatte, ablegen, als er sich an Leutnant Tyler erinnerte, der noch in der Zentrale saß. Er ging hinüber und baute sich an der Tür auf. »Station Opana meldet Radarkontakt«, sagte er militärisch knapp. »Muß ein größerer Pulk Flugzeuge sein, der Impuls ist angeblich größer als alles, was man dort jemals hatte.« Er reichte Tyler die Meldung, und dieser las sie nachdenklich.
Auch Leutnant Tyler betrachtete seinen Dienst in der Auswertungszentrale von Fort Shafter noch als eine Art Übung. Er fragte den Soldaten McDonald kollegial: »Meinen Sie, wir sollten etwas tun?« McDonald zuckte die Schultern. »Vielleicht sollte man die Schriftgelehrten vom Frühstück zurückholen. Das ist mal ein Fall, wie er nicht alle Tage vorkommt, da können sie was lernen.«
Noch bevor sich Leutnant Tyler entschließen konnte, rief das Telefon McDonald zu seinem Klappenschrank zurück. Es war wieder die Station Opana, die anrief. Diesmal war Lockard der Sprecher. Er meldete aufgeregt: »Hör zu, Mac, da ist irgend etwas nicht in Ordnung! Der Impuls wird stärker. Und die Entfernung schrumpft. Jetzt sind es nur noch hundertfünfzig Meilen, die wir hier ausgerechnet haben. Die Flugzeuge müssen mindestens dreihundert Stundenkilometer fliegen.«
»Aber der Leutnant hat nichts angeordnet«, entgegenete McDonald. »Dann gib mir den Leutnant selber!« forderte Lockard.
Tyler ließ sich die Meldung nochmals durchsagen. Er überlegte. Die beiden Flugzeugträger »Enterprise« und »Lexington« waren unterwegs. Es konnte sich um Flugzeuge von ihnen handeln, denn die. Träger waren auf der Heimfahrt nach Pearl Harbor. Aber es gab noch eine andere, viel wahrscheinlichere Möglichkeit. Nach Angaben des Oberkommandos war eine Staffel B-17-Bomber von San Franzisko nach Pearl Harbor unterwegs. Sie sollten die Luftstreitkräfte auf der Insel verstärken. Solche Flüge wurden bei strengster Funkstille durchgeführt. Tyler erinnerte sich, daß die Radiostation KGMB seit Mitternacht am laufenden Band Musik gespielt hatte. Das war ein sicheres Zeichen dafür, daß Flugzeuge vom Festland erwartet wurden. Sie konnten die Radiostation
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