Pech und Schwefel (German Edition)
sie in ihr Herz geschlossen und wollten nicht, dass sie weinte.
»Ihr seid so lieb«, flüsterte sie und hauchte zuerst Ronor und dann Nomarac ein Kuss auf die Stirn. »Ihr müsst wissen«, sprach sie weiter, »es hätte alles so schön sein können. Doch vor fünf Jahren hat Endis Clay beschuldigt, er hätte ihm zwei pralle Säcke mit Edelsteinen gestohlen. Ich wusste sofort, dass Clay das nie getan hat, den Täter kennen wir bis heute nicht. Clay war so wütend auf Endis, dass er noch am gleichen Abend abgehauen ist. Nach einem halben Jahr hat er seine eigene Diebesband ins Leben gerufen. Er und seine Freunde wurden sehr schnell für ihre flinken Finger bekannt. Endis hat getobt. Jeder Versuch die beiden zu einem vernünftigen Gespräch zu bringen, scheiterte an der Sturheit der zwei. Heimlich habe ich mich immer mit Clay und später auch mit Nyn auf der Brücke der Einigkeit getroffen. Immer bei Neumond. Ich wollte, dass Clay sich bei Endis entschuldigt, dann würde Endis auch aufhören ihn zu jagen. Aber er ist nicht auf meinen Vorschlag eingegangen. Leider.«
»Vielleicht war es der böse Soldat«, warf Ronor ein.
»Ja, Caladur.«
Alori hatte zwar absichtlich nicht den Namen genannt, denn genau ihn hatte sie seit fünf Jahren in Verdacht. Die Jungen waren klug. »Wer weiß«, sagte sie stattdessen und zuckte mit den Schultern.
»Und was wird jetzt mit Clay und den anderen passieren? Die Soldaten haben sie in den Kerker gebracht und schreckliche Dinge getan.« Nomarac seufzte.
»Das ist unser Problem«, antwortete Alori und benutzte absichtlich das Wort „Uns“. »Vielleicht könnt ihr mir helfen. Es ist aber nicht ungefährlich.«
Das schien die Brüder nicht zu interessieren. Im Gegenteil, sie waren sehr erpicht darauf ihr zu helfen.
»Was sollen wir tun?«, fragten sie aus einem Mund.
Auf diese Frage hatte Alori gehofft, aber sie plötzlich von den Brüdern zu hören, schmerzte. Die Kleinen waren erst neun Jahre alt, viel zu jung für das, was sie vorhatte. Aber es gab keinen Raukarii in der ganzen Stadt, den sie sonst um Hilfe bitten konnte, vor allem niemanden, der ihren Plan befürworten würde. Sie musste es einfach wagen und zu Zevenaar beten, dass er sie deswegen nicht verurteilte.
»Ihr möchtet mir wirklich helfen?«
»Ja.« Beide nickten eifrig und warteten darauf, dass sie etwas sagte.
Tat sie wirklich das Richtige? Was, wenn jemand es herausfinden und dann Endis sagen würde? So viele Fragen schwirrten ihr plötzlich durch den Kopf. Schließlich schloss Alori die Augen, holte einmal tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. Dann öffnete sie die Augen und war bereit es auszusprechen. »Wenn ihr Clay und Nyn wirklich helfen wollt, dann müsst ihr den beiden etwas ganz Wichtiges bringen. Es muss heute Nacht sein und niemand darf euch sehen. Habt ihr verstanden? Niemand darf es mitbekommen. Keiner in diesem Haus und kein Soldat.«
»Sie sind aber im Kerker«, überlegte Nomarac laut.
»Wie kommen wir rein?«, fügte Ronor hinzu.
»Ihr müsst nicht ins Gefängnis, um es ihnen zu geben, es reicht, wenn ihr es ihnen von der Straße aus durch das Fenster reicht. Sie wissen, was sie tun müssen. Ihr müsst es ihnen nur geben.«
»Das ist ja leicht.« Ronor wirkte daraufhin sehr zufrieden.
»Und was sollen wir ihnen bringen?« Nomarac sah sie aufmerksam an.
Für einen Moment glaubte Alori zu ahnen, dass der Junge ihren Plan kannte, doch das war unmöglich. Kein Raukarii … außer Clay … wusste von ihrer Abmachung. »Wartet, ich zeige es euch.« Alori stand auf und lief zu ihrer Kommode hinüber. Sie wühlte sich durch die unterste Schublade, bis das gefunden hatte, was sie suchte und kam wieder zurück. In der hohlen Handfläche lagen zwei kleine Glasphiolen, die mit einer grünlich schimmernden Substanz gefüllt waren.
»Was ist das?« Die Zwillinge starrten neugierig auf die Fläschchen.
»Das ist Medizin für Clay und Nyn. Ganz besondere Medizin, die den beiden helfen wird«, sagte Alori und wandte sich augenblicklich ab. Sie konnte den Brüdern nicht in die Augen schauen. Die beiden durften niemals die Wahrheit erfahren.
»Und das sollen wir ihnen bringen?«, fragte Nomarac nach.
»Ja, aber wie gesagt, erst nach Mitternacht.« Alori lief wieder zur Kommode zurück. »Ich verstecke sie wieder hier. Nachher werde ich sie euch unter eure Matratzen stecken. Ihr müsst nur aufpassen, dass sie niemand findet. Es ist wirklich sehr wichtig. Und jetzt werden wir Osir und Pian
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