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Pech und Schwefel (German Edition)

Pech und Schwefel (German Edition)

Titel: Pech und Schwefel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madison Clark
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leise.
    »Wo … woher?«
    Eilig erzählte Nomarac, was seit dem Morgen geschehen war, und dass Alori sie geschickt hatte, um ihnen einen sehr starken Schmerztrank zu bringen. Sie sollten ihn unbedingt noch vor morgen früh trinken, damit es ihnen schnell wieder besser ging.
    Die Zwillinge hörten, wie die beiden eingesperrten Diebe ganz leise miteinander tuschelten, doch sie verstanden sie nicht. Es klang aber in ihren Ohren sehr mysteriös. Gerade, als Nomarac es kaum noch aushielt und immer sich immer wieder umsah, ob sich ein Wachsoldat näherte, sprach Clay wieder. Seine Stimme hatte etwas an Kraft gewonnen.
    »Ich kann nicht aufstehen, aber Nyn versucht mit der Hand nach oben zu greifen«, erklärte er. »Wenn er sie hat, rennt ihr ganz schnell weg. Für euch ist es viel zu gefährlich.«
    »In Ordnung« Ronor holte seine Glasphiole hervor und nahm die von Nomarac entgegen. »Sehen wir uns wieder?«
    Nach einer Pause antwortete Clay. »Ja, ich glaube schon, aber nicht so schnell … wie ihr denkt. Wir … wir«, er brach ab und es dauerte einen Moment, bis er weitersprechen konnte. »Wir werden nicht mehr hier sein. Die Wachen … sie … sie suchen ja nach uns. Versteht ihr?«
    Mit dieser Erklärung gaben sich die Brüder zufrieden. Und schließlich tauchte ein blutverkrusteter Verband an den Gitterstäben auf. Es war Nyns Armstumpf.
    »Legt die Fläschchen darauf«, murmelte Nyn mit müder Stimme.
    Ronor erschrak, doch dann nahm er all seinen Mut zusammen und legte zuerst die eine Glasphiole und anschließend ganz vorsichtig die zweite auf den Verband. Er zitterte dabei heftig und hoffte, dass das Schmerzmittel den beiden helfen würde. Der Verband verschwand wieder und gequälte Laute drangen zu ihnen hinauf.
    »Danke. Sag Alori … sie soll gut auf euch … aufpassen. Ich … ich liebe sie. Es tut mir leid.« Clay stöhnte und darauf folgte nur noch Schweigen.
    »Wir denken an euch.« Nomarac griff nach der Hand von Ronor und zog ihn auf die Füße. »Wir müssen weg.«
    Mit diesen Worten schlichen die Brüder wieder auf dem gleichen Weg zum Tempelvorplatz, wie sie hergekommen waren. Hinter dem Baumstamm versuchten sie sich zu beruhigen, denn etwas sagte ihnen, dass sie ganz vorsichtig sein mussten. Aber schließlich rannten sie im Schutz der Nacht zurück und erreichten das Bordell, ohne dass sie jemand gesehen oder aufgehalten hatte. Strahlend, dass sie ihre Aufgabe so gut gemeistert hatten, stahlen sie sich in die Küche und kletterten dann unter ihre warmen Decken.
     
    Im obersten Stockwerk stand die schlaflose Alori am Fenster. Sie hatte die Zwillinge gehen und kommen sehen. Eine unglaubliche Last schnurrte ihr fast die Kehle zu. Ihr Herz hämmerte vor Furcht immer schneller. Ihr Herz war gebrochen. Tränen der Schuld und Trauer rannen ihr über die Wangen. Sie bebte und betete immer wieder zu Zevenaar, er möge ihr verzeihen.
    »Ich habe die Kinder für mein eigenes Seelenheil missbraucht«, schluchzte sie einige Augenblicke später, lief zum Bett und warf sich mit zittrigen Knien auf die Bettdecke. »Aber ich habe noch nie meine Versprechen gebrochen. Clay, wir sehen uns im Reich der Ewigkeit wieder, so wahr Zevenaar es will.«
    Ihre Trauer schien sie fast innerlich zu zerreißen. Verzweiflung und Gewissensbisse nagten an ihrem Nervenkostüm. Aber Alori hatte nur das getan, was Clay und sie sich vor Jahren geschworen hatten. Wenn einer von ihnen in eine ausweglose Situation geraten sollte, wäre der andere da und würde ihn von seinen Qualen erlösen. Clay und Nyn waren zum Tode durch Enthauptung verurteilt worden, wie sie von Caladur wusste. Doch mit diesem schnell wirkenden Gift würden die beiden in Würde ihr Leben beenden. Am liebsten hätte auch Alori eine der Glasphiolen ausgetrunken, dann wäre sie wieder mit Clay vereint.

Kapitel Sechs
    Kindheit ohne Wiederkehr
     
     
    Der Morgen begann für die Zwillinge schon sehr früh. Es kam ihnen vor, als hätte sie sich gerade erst zum Schlafen hingelegt und schon mussten sie wieder aufstehen. Doch Bedras heitere Stimme war unerbittlich.
    »Guten Morgen«, trällerte sie und fachte das Feuer im Kamin an.
    Müde und gähnend zwangen sich die Brüder aufzustehen. Sie verstauten ihre Matratzen und Decken in dem kleinen Vorratsraum, wuschen sich und Ronor zog auf Anraten der Köchin nicht seine Pagenkleidung an, sondern die Hose und das Hemd, welches sie in den Abendstunden extra für ihn gekürzt hatte. Dann frühstückten sie mit allen Bediensteten

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