Pech und Schwefel (German Edition)
ihr jetzt mit Alori als Zeugin folgende Worte sagen: Ich möchte für euch arbeiten, Endis Teptur.«
Hinter den Zwillingen rollte Alori mit Augen, doch sie schwieg.
»Du fängst an.« Er deutete auf Ronor.
»Ich … ich möchte … arbeiten«, stammelte Ronor und versuchte es gleich darauf noch einmal. »Ich möchte für euch arbeiten, Endis Teptur.«
Als Antwort grinste der Raukarii und bedeutete, dass Nomarac an der Reihe war.
»Ich möchte für euch arbeiten, Endis Teptur«, sagte er leise.
Alori streichelten den beiden zufrieden über den Kopf und konnte ihre Freude kaum zügeln. In der letzten Stunde war es ihr tatsächlich gelungen Endis davon zu überzeugen, seinen ursprünglichen Plan nicht weiterzuverfolgen, und stattdessen die Kinder hier zu behalten und ihnen damit ein Dach über den Kopf zu geben. Sie wusste sogar schon, zu welchen Arbeiten Endis sie einzuteilen gedachte, doch darüber schwieg sie. Es war seine Aufgabe es den Jungen zu sagen.
»Nun denn«, sagte Endis und wirkte etwas gelassener.
»Das habt ihr sehr gut gemacht«, lobte Alori die beiden. »Aber hast du nicht etwas vergessen, Endis?«
»Sag du es ihnen. Ich habe noch einiges zu tun.« Er setzte sich auf das Sofa und beobachtete die drei.
Alori seufzte. Endis war einfach nur zu faul es auszusprechen. Sie stellte sich vor Ronor und Nomarac und schenkte ihnen ein freundliches Lächeln. »Ihr zwei bekommt von mir gleich eure Schlafstelle gezeigt. Ab morgen helft ihr … wie alle in diesem Haus … im Haushalt mit. Ihr werdet unterschiedliche Arbeiten verrichten.« Sie sah Ronor tief in die Augen. »Du wirst künftig als Page arbeiten. Ich bringe dich später zu Osir, er wird dir alles erklären. Und du Nomarac, du wirst ab morgen den Geldeintreibern und Endis als Laufbursche dienen. Ich denke, du kannst bestimmt schnell rennen.«
»Oh ja … das kann ich.« Er grinste, dennoch behagte es ihm nicht, dass er von seinem Bruder getrennt arbeiten sollte. Wie beiläufig nahm er Ronors Hand und drückte sie ganz fest.
»Das hast du schön gesagt«, mischte sich Endis ein und erhob sich wieder. Er kam auf Alori zu und schloss sie überraschend in eine ungewohnt leidenschaftliche Umarmung. Dann berührten sich ihre Lippen zu einem gierigen Kuss.
Mit offenen Mündern beobachten die Jungen, was die Raukarii taten. Sie hatten so etwas noch nicht einmal bei ihren Eltern gesehen. Endis umklammerte mit lüsternen Händen den Hintern von Alori und schob seine Zunge in ihren Mund. Sie stöhnte immer wieder auf und schnappte nach Luft, als sie sich wieder voneinander trennten. Mit einem verklärten Blick leckte sie sich über die Lippen und zupfte ihr Seidenkleid zurecht.
»Das war ein Kuss«, erklang plötzlich Aloris Stimme und sie lachte leise, als sie die Gesichter der Jungen sah. »Wenn ihr groß seid, werdet ihr bestimmt auch einmal eine Frau so küssen.«
»Ich nicht«, bedeutete Ronor resolut.
»Ich auch nicht«, schloss sich Nomarac an.
Aloris Lachen wurde lauter.
Ein paar Minuten später verließen sie das Arbeitszimmer und Alori nahm die Jungen mit in ihr eigenes Zimmer. Es lag ganz am Ende des anderen Flures, weit weg von den Geschäften des Raukarii. Neugierig traten die Jungen ein, hinter ihnen schloss Alori die Tür, damit sie niemand störte.
Ihr privates Reich war sehr schlicht eingerichtet und bildete einen Gegensatz zu den restlichen Räumen in diesem Stockwerk, obwohl es nicht weniger schön wirkte, als die Frau, die diesen Raum bewohnte. Ein Bett, ein Diwan, ein Schrank, eine Kommode und ein Spiegelschrank mit Schminke und Parfümphiolen war alles, was er barg. Sie lud Ronor und Nomarac ein auf dem Diwan Platz zu nehmen, sie selbst ging zum Fenster und sah hinaus auf die Straße.
»Ihr habt das eben sehr gut gemacht«, lobte sie die beiden nochmals. »Ganz wie Erwachsene. Ab sofort müsst ihr keine Angst mehr haben. Hier seid ihr in Sicherheit und wer für Endis arbeitet, steht unter seinem Schutz.«
»Aber wieso hat er das getan? Er kennt uns nicht.« Ronor seufzte und umklammerte die Hand seines Bruders. Obwohl er sich freute, verstand er das ganze Drumherum einfach nicht.
»Das kann ich euch nicht sagen«, wich Alori einer Antwort aus. »Wichtig ist, dass ihr erst einmal hier bleibt. Und wenn ihr groß genug seid, dann könnt ihr eure eigenen Wege gehen.«
»Und wann ist das?«, wollte Ronor wissen.
»Vielleicht schon in ein paar Jahren. Ich weiß es nicht. Bis dahin ist noch Zeit. Ihr solltet euch erst einmal
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