Pech und Schwefel (German Edition)
der Hand. Erschrocken zuckte sie zusammen und verschwand dann wieder eilig. Er nahm einen Schluck und stellte den Becher mit einem dumpfen Knall auf den Tisch ab. »Warum gebe ich mich eigentlich mit euch Gaunern ab? Wenn ihr nicht mitmachen wollt, dann sucht euch eine ruhige Ecke und schaut zu, wie ich das mache. Ihr habt keine Eier in der Hose. Ich werde wohl noch den Jungen erkennen, der das Leben meines besten Freundes auf dem Gewissen hat. Immerhin war ich damals dabei. Heute sieht er dreckig und verwahrlost aus, aber das Gesicht würde ich unter Tausenden wieder erkennen. Und weil ich von Caladur weiß, dass es Zwillingsbrüder sind, sind sie es.«
Myrem und Cuphir tauschten hinter Charans Rücken einen vielsagenden Blick aus. Ihr Freund war inzwischen genauso von seinen Racheplänen besessen, wie einst ihr zweifelhafter Kumpan Caladur. Die Gauner waren sich dabei in einem Punkt einig, Caladur hatte seine Strafe durchaus verdient. Er hatte sich einfach mit den falschen Raukarii angelegt. Zuerst mit dem Kommandanten Malor, den er um eine Menge Edelsteine geprellt hatte, was seinen Rauswurf aus der Stadtwache nach sich gezogen hatte, anschließend mit Endis Teptur. Und nun wollte Charan sich für den Tod seines besten Freundes rächen. In seinen Augen war nicht Endis der Schuldige, sondern der junge Raukarii, der die Folter mit den Messern überlebt hatte. Charan glaubte, der Junge hätte seinen Freund verraten, und für diesen Verrat sollte er jetzt büßen. Davon war er seit zwei Jahren überzeugt. Charan hatte sich seitdem in den Kopf gesetzt die Zwillingsbrüder zu finden, die, wie er nämlich inzwischen herausgefunden hatte, aus dem Bordell abgehauen waren. Aber nur Ronor interessierte ihn. Er sollte leiden.
»Mein Plan ist gut«, brach Charan das Schweigen, welches sich über sie gelegt hatte. »Wir müssen uns nur einigen und dann zuschlagen.«
»Und was ist, wenn du dich irrst?«, warf Myrem nachdenklich ein.
»Ich irre mich nicht.« Charan sah ihn mit stechendem Blick an. »Dann sag es doch gleich, dass du ein Feigling bist. Ich kann das auch alleine.«
Cuphir seufzte. »Wir helfen dir ja. Aber die Bezahlung muss stimmen. Wir haben nur unsere Bedenken. Das ist alles.«
»Ja, wir sind dabei«, bestätigte Myrem. »Es ist nur besser, alle Umstände zu kennen. Was ist, wenn Endis nicht darauf eingeht? Oder seine heiß geliebte Flamme nicht mitspielt?«
»Um die Hure musst dir keine Sorgen machen. Ich muss nur Endis überreden, dass ich mit ihr eine Nacht verbringen kann.« Charan schnaubte. »Seit zwei Jahren lässt die keinen … außer Endis … mehr an sich ran. Alles nur, weil die Zwillinge den beiden den Kopf verdreht haben.«
»Wenn wir die Zwillinge aufspüren konnten, woher willst du dann wissen, dass Endis das nicht auch konnte?« Cuphir runzelte die Stirn und schielte zu dem Hufschmied hinüber, der gerade mit einem der Zwillinge das Feuer der Esse anheizte.
»Du Idiot!« Charan verpasste ihm über den Tisch hinweg eine Kopfnuss. Wütend starrte er ihn an. »Meinst du, ich habe nicht schon längst alles in Erfahrung gebracht? Ich bin nicht umsonst Stammkunde dort geworden. Oder sehe ich aus, als wäre ich reich und könnte mit meinem Geld einfach so um mich werfen? Endis weiß nicht, wo die Jungen sind. Sonst hätte er sie sich schon längst zurückgeholt.«
Die beiden Gauner bissen sich auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. Allerdings hatten die letzten Worte sie auch überzeugt.
»Dann erzähl uns mal von deinem Plan«, meinte schließlich Myrem.
»Und sei bloß nicht mit unserer Bezahlung zu geizig«, ergänzte Cuphir.
»Keine Sorge«, bestätigte Charan und grinste plötzlich teuflisch über das ganze Gesicht.
Ronor und Nomarac liefen am frühen Morgen in Richtung Markt. Heute war für Nomarac ein ganz besonderer Tag, denn heute begann für ihn seine Lehre als Hufschmied. Bisher hatte er alle Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit des Schmiedes Denril erfüllt. Das bedeutete auch, dass er ab sofort mehr verdienen würde. Zum ersten Mal seit langem schien das Glück wieder mit ihnen zu sein. Aufgeregt schwatzten sie miteinander, als plötzlich …
»Achtung!«, rief plötzlich jemand hinter ihnen.
Sie drehten sich um und sprangen gerade im letzten Augenblick zur Seite, als ein herrenloses Pferd an ihnen vorbeipreschte. Der Reiter rannte erschrocken an den Brüdern vorbei und dem Pferd hinterher. Neugierig beobachteten sie und einige Passanten, wie der Reiter schließlich
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