Pech und Schwefel (German Edition)
das Tier mit einem Pfiff zum Stehen brachte und dann völlig außer Atem versuchte, es zu beruhigen. Dem Raukarii gelang das recht schnell und somit war er für die Schaulustigen sofort wieder uninteressant geworden, aber nicht für Ronor. Er liebte Pferde. Deshalb blieb er stehen und wartete gespannt, bis der verschwitzte Reiter mit seinem rotbraunen Hengst auf sie zukam und nebenbei immer wieder beruhigend auf sein Tier einsprach und ihm über die Mähne strich. Das schien dem Pferd offenbar zu gefallen und den Schrecken von eben abzumildern.
»Ist Ihnen etwas passiert?«, fragte Ronor und überrumpelte mit dieser Frage seinen Bruder und den Reiter gleichermaßen.
»Was machst du da?«, murmelte Nomarac ihm ins Ohr.
»Ich will wissen, ob es dem Tier gut geht.«
Sein Bruder seufzte und schüttelte den Kopf. Seitdem er bei Denril mit Pferden zu tun hatte, gab es keinen Tag mehr, an dem er nicht von einem eigenen Pferd träumte. Ronor hatte sprichwörtlich einen Narren an den Tieren gefressen.
Der Raukarii wirkte überrascht über die Frage, doch dann lächelte er und kam auf die Zwillinge zu. »Bei mir ist alles in Ordnung. Jildar hat sich vor einem bellenden Hund so erschrocken, dass er einfach los galoppiert ist. Aber ich fürchte, bei seiner Flucht hat sich vorne ein Hufeisen gelockert.«
»Darf ich mal sehen?« Ronor näherte sich vorsichtig dem Hengst.
»Nur zu.«
Ronor streckte eine Hand aus und hielt sie Jildar vor die Nüstern, sodass er daran riechen konnte. Anschließend wanderten seine Finger über den Kopf und den Hals des Pferdes, und das schien ihm zu gefallen. Nachdem er das Vertrauen des Tieres gewonnen hatte, beugte er sich nach unten, strich ihm von oben nach unten über das Bein, um geschickt nach der vorderen, linken Fessel zu greifen und dann den Huf genauer zu untersuchen. Und es stimmte. Das Hufeisen hatte sich gelockert.
»Das Eisen muss ersetzt werden«, mischte sich jetzt Nomarac ein.
»Und wo ist der nächste Hufschmied?«, erkundigte sich der Raukarii.
»Das nenne ich einen Zufall. Wir arbeiten gleich dort vorne bei einem Hufschmied.« Nomarac deutete in die Richtung, wo um die Ecke Denril bestimmt schon auf sie wartete. »Kommen Sie mit. Wir bringen das gleich in Ordnung.«
Der Raukarii lächelte und ließ sich von den Brüdern führen. Die wiederum nutzten die Gelegenheit, um sich den Mann genauer anzusehen. Er trug keine sonderlich edle Kleidung, doch der Sattel glänzte im Sonnenlicht. Das schwarze Leder war auf Hochglanz poliert worden und die messingfarbenen Nieten blinkten fast wie Gold. Der Raukarii hatte seine langen Haare im Nacken zusammengebunden und wirkte freundlich. Auch sein Lächeln schien nicht aufgesetzt zu sein.
»Ich heiße Cuphir. Und ihr?«
Diese plötzliche Frage überraschte die Zwillinge, doch schließlich war es Nomarac, der antwortete und sie vorstellte. Und dann waren sie auch schon bei Denril angekommen. Der Schmied wartete bereits ungeduldig auf seinen neuen Lehrling. Doch als er hörte was geschehen war, und da Nomarac ihm gleichzeitig Kundschaft mitgebracht hatte, verrauchte sein Ärger auf der Stelle.
In der nächsten halben Stunde kümmerten sich Denril, Nomarac und Ronor um den rotbraunen Hengst, während der Besitzer neugierig zusah. Anschließend bezahlte er und war schon fast auf dem Weg wieder aufzubrechen.
»Im Namen von Jildar möchte ich mich bei euch beiden bedanken.« Cuphir winkte die Brüder näher zu sich und drückte jedem einen Edelstein in die Hand. »Die sind für eure schnelle Hilfe. Und vielleicht darf ich euch ja zu einem Essen einladen. Denn wenn ich ehrlich bin, ohne euch hätte ich ziemlich dumm dagestanden.«
»Das hätten wir bei jedem anderen auch getan«, sagte Nomarac.
»Das stimmt«, bestätigte sein Bruder und streichelte dabei über Jildars Hals.
»Bitte nehmt meine Einladung an. Ich möchte mich wirklich erkenntlich zeigen«, versuchte es Cuphir erneut.
»Es sieht wohl so aus, als würden sie kein Nein akzeptieren«, stellte Nomarac mit einem schiefen Grinsen fest.
Der Raukarii erwiderte es mit einem Augenzwinkern.
Nomarac dachte einen Moment darüber nach und tauschte einen wissenden Blick mit Ronor aus. Obwohl sie noch niemals von jemandem eingeladen worden waren, konnte sie nicht leugnen, stolz auf diese Einladung zu sein. Der Raukarii hatte ihnen jeweils einen Edelstein geschenkt, was für seine aufrichtige Dankbarkeit sprach. Er wirkte und sah auch nicht aus wie eine zwielichtige Gestalt, die
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