Pech und Schwefel (German Edition)
unbedingt finden.«
»Und genau das werden wir beide auch tun.« Venarez lächelte und stand auf. »Aber während ich überlege, wie wir das anstellen, brauchst du ein wenig Schlaf. Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du die ganze Nacht nicht geschlafen. Du brauchst ein paar neue Kräfte, wenn wir uns gemeinsam auf die Suche nach Ronor machen. Also komm mit. Ich miete uns ein Zimmer, dann kannst du dich ein wenig ausruhen.«
Konsterniert erhob sich Nomarac und sah Venarez an, als würde er träumen. Er beobachtete, wie er mit dem Wirt sprach, der ihm einen Schlüssel in die Hand drückte und dann zurückkam.
»Ich habe ein Zimmer für eine Nacht gemietet. Das sollte reichen. Ich hätte dich ja mit zu mir nach Hause genommen, aber ich wohne nicht in Mayonta. Komm schon.«
Ohne weitere Worte folgte Nomarac ihm in das erste Stockwerk und hinein in ein gemütlich eingerichtetes Gästezimmer. Es war kein Vergleich zu dem Unterschlupf bei dem Geizhals Kanabel. Das Bett war frisch bezogen, eine Waschschüssel und ein gefüllter Wasserkrug standen auf einem kleinen Holztisch in der Ecke. Das Fenster und der Boden waren sauber und es roch angenehm nach frischen Blumen.
Als Venarez die Zimmertür geschlossen hatte, bat er Nomarac sich aufs Bett zu legen und ein wenig zu schlafen. Er selbst stellte seinen Vorratssack in eine Ecke und nahm auf dem Stuhl Platz, der vor dem Fenster stand.
»Wo wohnen Sie denn?«, wollte Nomarac wissen und es fühlte sich gut an, zum ersten Mal seit langer Zeit wieder auf einer richtigen Matratze zu liegen. Er legte sich auf die Seite, den Kopf stützte er auf der Hand ab und beobachtete neugierig den Mann, der dieses Zimmer bezahlt hatte.
»Das ist ein wenig schwer zu erklären«, erwiderte der Raukarii. Du musst etliche Kilometer in den Wald von Levenara reiten. Mein Zuhause liegt etwas abseits der bereisten Pfade.«
»Und wie wollen sie meinen Bruder finden?«, wechselte Nomarac das Thema. Ihm war nicht nach Schlafen zumute, er wollte viel lieber sofort weitersuchen. »Werden Sie Magie benutzen? Ich habe einmal einen Magier gesehen. Auf dem Markt, es ist aber schon ein paar Jahre her.«
»Das war kein richtiger Magier«, meinte Venarez und plötzlich verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. »Die Raukarii verwenden nur billige Tricks, um den Leuten ihr wohlverdientes Geld abzuknöpfen.«
»Aber ich habe es doch gesehen«, konterte Nomarac. »Doch ich glaube, sie haben recht«, gestand er sich schließlich ein. Die Erinnerungen an die Tage, nachdem sie das Chaos in der Stadt überlebt hatten, hatte er so lange verdrängt , dass er kaum noch wusste, was wirklich geschehen war.
»Mein Junge …«, begann Venarez und er wirkte plötzlich sehr erpicht darauf, ihm zu erklären, was Magie wirklich war. »Das sind alles Gauner. Sie fahren von Stadt zu Stadt und führen nur billige Tricks vor. Die Raukarii geben nur vor zu zaubern, aber in Wirklichkeit täuschen sie die Zuschauer. Ich bezweifle, dass auch nur einer von ihnen annähernd irgendwelche magischen Fähigkeiten besitzt. Denn du musst wissen, die richtige Magie Zantheras … die uralte Magie, die bei der Entstehung unserer Welt vor Abermillionen von Jahren entstanden ist und die jedem Anwender sehr viel Geschick und Konzentration abverlangt, die kann niemand einfach so beherrschen, nur weil er es möchte. Du musst wissen, es gibt die vier wichtigsten Elemente. Feuer, Wasser, Luft und Erde. Wenn ein Magier nun eines dieser Elemente für einen Zauber anwenden möchte, muss er zuerst eines davon zu beherrschen lernen. Er lernt die Energie des Elements zu bündeln, um sich dann die innewohnenden Eigenschaften zunutze zu machen. Dazu verwenden Magier einen Zauberspruch, der ihnen dabei hilft. Es hört sich einfacher an, als es in Wirklichkeit ist. Alles muss stimmen, bis ins kleinste Detail. Und noch wichtiger ist es, dass der Magier auch die alte Sprache Zantheras beherrscht, denn nur mit ihr ist es überhaupt möglich, sich mit den Elementen auseinanderzusetzen. Verstehst du?«
Zögerlich nickte Nomarac. »Es ist wohl doch ein bisschen kompliziert.«
Venarez lachte leise. »Ja … wie schon gesagt, einfach ist es nicht. Ich bin inzwischen sehr geübt, aber meine Studien haben fast zweihundert Jahre gedauert.«
»So lange? Beherrscht Ihr auch die Priestermagie?« In seinem Kopf tauchten plötzlich Bilder aus der Vergangenheit auf. Sein stolzer Vater, der mit Hilfe von Zevenaars Macht Wunden heilen ließ, Feuer entfachen konnte,
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