Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
schreckte er hoch, realisierte, dass das Tuten aus dem Flur kam, sprang aus dem Bett und hielt kurz darauf das Mobilteil des Telefons in der Hand.
    »Ja, Lenz.«
    »Moin, Paul, hier ist Lemmi.«
    Lenz brauchte einen Augenblick, um der Information folgen zu können. Dann hatte er umrissen, dass es sich bei dem Anrufer um Jürgen ›Lemmi‹ Lehmann, einen Kollegen vom Kriminaldauerdienst, handelte.
    »Hallo, Lemmi. Wenn du mich um diese Zeit anrufst, hat das noch nie etwas Gutes zu bedeuten gehabt.«
    »Könnte sein, dass es heute Nacht anders ist, aber ich weiß es noch nicht so genau.«
    »Erzähl.«
    »Wir sind eben von den Kollegen der Streife zu einer komischen Sache gerufen worden. Dem ersten Anschein nach ist es ein zwar tragischer, aber dennoch alltäglicher Verkehrsunfall. Ein BMW ist frontal in einen Betonmischer gerast. Oder besser, der Laster in den BMW, weil sich die Sache auf dessen Straßenseite abgespielt hat. So weit, so schlecht, weil die beiden Insassen des PKW nicht den Hauch einer Chance hatten und auf der Stelle tot waren. Was die Sache ein klein wenig dubios macht, ist die Tatsache, dass der Laster irgendwann zwischen gestern Abend und dem Unfallzeitpunkt in Göttingen geklaut wurde, im Innenraum gepolstert war, vermutlich, um den Aufprall zu dämpfen, und obendrein der Fahrer abgehauen ist.«
    Lenz hatte wegen des Halbschlafs, in dem er sich noch immer befand, große Mühe, den Ausführungen seines Kollegen zu folgen.
    »Moment, Moment, das geht mir alles ein bisschen zu schnell, Lemmi. Ist es nun ein Verkehrsunfall, oder hegst du den Verdacht, dass es sich bei der Sache um ein Verbrechen handelt?«
    Es gab eine kurze Pause.
    »Wenn ich alles zusammenzähle, würde ich eher die zweite Alternative wählen. Dieses Ding stinkt meilenweit zum Himmel.«
    »Und wo hat der Zusammenstoß stattgefunden?«
    »Auf der Bundesstraße zwischen Wilhelmshöhe und Schauenburg. Etwa einen Kilometer hinter der Autobahnauffahrt.«
    »Und es gab zwei Tote, sagst du?«
    »Ja.«
    »Der Fahrer des Lasters hat nichts abgekriegt?«
    »Ich würde ihn gern fragen, aber er ist, wie gesagt, nicht aufzufinden.«
    »Weißt du schon etwas über die Identität der beiden Toten?«
    »Nein, leider ni…«
    »Lemmi?«
    »Ja, warte mal kurz. Ich kriege hier gerade was gereicht.«
    Es knisterte im Hintergrund, dann war Gemurmel zu hören.
    »Ein Kollege hat mir gerade den Führerschein des einen und den Personalausweis des anderen gegeben. Oh, Mann, ist das Zeug blutig.«
    Wieder gab es eine Pause.
    »Also, der Fahrer hieß …, oh Gott …, das kann ich so nicht lesen, warte einen Augenblick, Paul.«
    Erneut Gemurmel aus dem Hintergrund.
    »Ich hab mir eine Taschenlampe besorgt, jetzt geht es besser. Also, der Fahrer hieß Nasim Yildirim … nein, warte, er hieß Nasif mit Vornamen, nicht Nasim. Nasif Yildirim. Offenbar türkischer Abstammung.«
    Geraschel.
    »Der Beifahrer war Deutscher. Sein Name ist … Specht. Markus Specht.«

    *

    »Das glaub ich doch alles nicht«, entfuhr es Lenz empört. Thilo Hain, der seinen Boss nach einem kurzen Anruf vor dessen Haustür aufgelesen hatte, gähnte herzhaft, bevor er fragend den Kopf nach rechts drehte.
    » Was glaubst du alles nicht?«
    »Dass der Tod dieses Markus Specht ein Unfall sein soll.«
    »Mensch, Paul«, hielt Hain dagegen, »wer sollte denn so eine Nummer hinkriegen? Ich kann mir bei dem, was du gerade geschildert hast, überhaupt nicht vorstellen, wie so etwas logistisch auf die Reihe kommen sollte. Okay, einen Zementlaster zu klauen, das mag noch gehen, aber woher sollten die Täter denn wissen, wo sich Specht befindet? Noch dazu in einem wildfremden Wagen. Außerdem kannst du in der Nacht überhaupt nicht erkennen, wer dir da gerade entgegen kommt. Am Ende triffst du einen völlig Falschen.«
    Er steuerte den japanischen Kombi langsam an der Autobahnauffahrt Kassel-Wilhelmshöhe vorbei, wo direkt im Anschluss eine Straßensperre eingerichtet war.
    »Sie können hier nicht durch«, beschied ihm ein Feuerwehrmann, der sich mit ausgebreiteten Armen vor ihrem Wagen aufgebaut hatte. Hain hielt ihm wortlos seinen Dienstausweis entgegen.
    »Schon gut, konnte ich ja nicht wissen«, murrte der Mann nach einem Blick auf das Dokument im Licht seiner Taschenlampe missmutig.
    »Macht nichts. Schönen Tag und baldigen Feierabend.«
    Die Unfallstelle lag knapp eineinhalb Kilometer hinter der gesperrten Kreuzung. Die zuckenden blauen Leuchten der Streifenwagen und der Krankentransporter

Weitere Kostenlose Bücher