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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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verlassen?«
    »Das weiß ich nicht, weil er sich nicht von mir verabschiedet hat«, flüsterte sie. »Ich bin um halb zehn nach oben und ins Bett gegangen, weil ich mich nicht gut gefühlt habe. Irgendwann nach Mitternacht war ich kurz wach, bin aber sofort wieder eingeschlafen, weil ich dachte, hier im Wohnzimmer liefe der Fernseher, aber das hatte ich wahrscheinlich geträumt. Als ich um zwei Uhr aufgewacht bin und Markus nicht neben mir lag, bin ich runter gegangen. Alles war dunkel, und er war weg.«
    »Also muss er irgendwann nach halb zehn das Haus verlassen haben?«
    »Ja.«
    »Und Sie wissen nicht, wohin er gegangen sein könnte?«
    »Nein.«
    »Hat er vielleicht einen Anruf bekommen?«
    »Das weiß ich nicht«, rief sie verzweifelt. »Ich habe doch geschlafen.«
    »Ja, klar. War Ihr Mann, als Sie ins Bett gingen, irgendwie anders als sonst?«
    Sie dachte eine Weile nach.
    »Nein, überhaupt nicht. Er hat gesagt, dass er später zu mir kommen und sich darauf freuen würde, das war alles.«
    »Haben Sie einen Wagen?«
    »Ja, natürlich haben wir einen Wagen, aber er ist nicht da. Normalerweise steht er draußen vor der Garage, der Platz ist aber leer. Als ich auf der Suche nach Markus durch das Haus geschlichen bin, habe ich nachgesehen, sonst hätte ich mir nicht solche Sorgen über sein Verschwinden gemacht.«
    »Das heißt, dass er sicher mit seinem Wagen unterwegs war?«
    »Ja, das heißt es.«
    »Gut, das hilft uns vielleicht weiter.«
    »Wie meinen Sie das? Warum hilft Ihnen das weiter?«
    Lenz überlegte kurz.
    »Wir müssen bei solchen Unfällen immer genau prüfen, wie alles zusammenhängt, das ist alles.«
    Silke Specht bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick, beließ es jedoch dabei.
    »Wie geht das denn jetzt weiter?«, fragte sie stattdessen.
    »Das wird Ihnen alles im Krankenhaus erklärt. Wir werden jetzt gehen, weil wir noch viel zu erledigen haben.«
    »Ja. Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen, Frau Specht.«

    Die Adresse, unter der Nasif Yildirim gemeldet war, lag im Ortsteil Bettenhausen. Hain steuerte den Kombi auffallend langsam durch den einsetzenden Berufsverkehr und war offensichtlich froh über jede rote Ampel. Lenz sah während der Fahrt aus dem Fenster und dachte über seine Zeit als Raucher nach.
    »Es hilft nichts, Thilo«, bemerkte er schließlich. »Du kannst so viel Time-Killing betreiben wie du willst, wir müssen es trotzdem machen. Also, gib Gas, damit wir es hinter uns bringen können.«
    »Vielleicht haben wir ja Glück, und er war Single.«
    »Ja, vielleicht. Aber er war auch noch ziemlich jung, was bedeutet, dass wir in diesem Fall im Lauf des Morgens seiner Mutter und/oder seinem Vater in die Augen sehen müssen.«
    »Auch keine segensreiche Alternative.«
    »Meine Rede.«
    Das Haus, vor dem die beiden kurz darauf hielten, war von beeindruckender Mittelmäßigkeit. Ein unauffälliger Siebziger-Jahre-Kasten mit zwölf Klingeltastern rechts neben der Tür und den dazu gehörenden Briefkästen. Hain sah die allesamt in Rot gehaltenen Namensschilder durch.
    »Hier«, bewegte er seinen rechten Zeigefinger nach vorn und drückte stöhnend auf einen der Klingelknöpfe, doch auch nach mehr als einer Minute Wartezeit und mehrmaligem Wiederholen des Vorgangs kam keine Reaktion.
    »Hier steht übrigens nur Nasif Yildirim drauf«, erklärte der Oberkommissar.
    Im gleichen Augenblick tauchte auf dem untersten Treppenabsatz eine ältere Frau auf, die kurz darauf die Eingangstür öffnete und den beiden vor der Tür stehenden Polizisten einen misstrauischen Blick zuwarf.
    »Zu wem wollen Sie denn?«
    »Zu Herrn Yildirim.«
    »Yildi… was? Den kenne ich nicht.«
    Sie stapfte an den Beamten vorbei.
    »Eigentlich kennt man niemanden mehr, der mit einem im gleichen Haus wohnt. Eine Schande ist das, wenn Sie mich fragen.«
    Damit hatte sie sich auch schon ein paar Meter entfernt; ihre Worte wurden zu Fetzen und waren nicht mehr verständlich. Lenz setzte den Fuß in die langsam zufallende Tür und drückte sie wieder nach innen.
    »Bingo«, murmelte er.
    Nachdem sie die ersten beiden Stockwerke geprüft und hinter sich gelassen hatten, war klar, dass Yildirims Wohnung in der obersten Etage lag. Dort gab es nur zwei Wohnungen, und an der linken der beiden fanden sie den gesuchten Namen. Hain hob den Arm, klingelte und schlug gleichzeitig mit der flachen Hand gegen das Holz der Tür.
    Wieder warteten sie ein paar Sekunden, dann wiederholte der junge Kommissar sein Vorgehen.
    »Nichts,

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