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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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ihn zu erreichen, aber er geht an keines seiner Telefone.«
    »Sind Sie seine Freundin?«, schoss Lenz einen Versuchsballon ab, der sich sofort als Treffer erwies.
    »Ja, wir sind zusammen, aber behalten Sie das bitte für sich. Wir arbeiten beide bei der Nordhessenbank, und dort sieht man es nicht gern, wenn Kollegen etwas miteinander anfangen. Deshalb machen wir ein kleines Geheimnis aus der Geschichte.«
    Über ihr Gesicht huschte die Andeutung eines Lächelns.
    »Nasif hat doch nicht etwa was angestellt, oder?«, fragte sie leise.
    »Nein, Frau …«, wollte Lenz ihren Namen wissen.
    »Ich heiße Simone Wiesmann.«
    »Nein, Frau Wiesmann, Ihr Freund hat nichts angestellt.«
    Er schluckte.
    »Es ist leider so, dass Nasif Yildirim heute Morgen das Opfer eines … Verkehrsunfalls geworden ist.«
    Wieder stockte er.
    »Es tut mir wirklich außerordentlich leid, Frau Wiesmann, aber ich muss Ihnen mitteilen, dass Ihr Freund dabei ums Leben gekommen ist.«
    Simone Wiesmann sah den Polizisten schweigend an. Außer einem leichten Anheben der Augenlider war an ihr keine Reaktion auszumachen.
    »Haben Sie mich verstanden, Frau Wiesmann?«
    Während die junge Frau nickte, lief eine einzelne Träne über ihre rechte Gesichtshälfte.
    »Das war bestimmt kein Unfall, auch wenn es vielleicht danach aussah«, flüsterte sie kaum hörbar und senkte den Kopf. »Nasif ist garantiert ermordet worden.«
    Lenz und Hain tauschten einen kurzen Blick.
    »Wollen Sie nicht lieber hereinkommen, Frau Wiesmann?«, fragte Hain mitfühlend. »Das ist sicher ein schwerer Schock für Sie, und Sie müssen da nicht zwischen Tür und Angel stehenbleiben.«
    Er ging auf sie zu, griff sanft nach ihrem Arm und zog sie in die Küche. Dort schob er ihr einen Stuhl unter den Hintern und setzte die apathisch wirkende Frau darauf ab.
    »Ich habe ihn gewarnt«, murmelte sie. »Ich habe ihn davor gewarnt, diese Sache anzufangen, aber er wollte nicht auf mich hören.«
    Während sie den Kopf hob und wie zwischen den beiden Polizisten hindurchsah, rannen Tränen über ihr Gesicht, nahmen einen Teil der Schminke auf und hinterließen nach dem Verlassen der Haut hässliche, braune Flecken auf ihrer Bluse.
    »Und jetzt hat er die Quittung dafür bekommen.«
    »Wofür, glauben Sie, hat Herr Yildirim die Quittung bekommen?«
    Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete.
    »Dafür, dass er sich mit den falschen Leuten angelegt hat.«

18
    Norman Wachter lehnte sich in seinen Stuhl zurück und drückte den Rücken durch. Sein gesamter Körper wurde von einer weiteren Welle von Schmerzen durchzuckt, und es kam ihm vor, als sei seine Wirbelsäule in der Mitte durchgebrochen.
    Erneut meldete sich sein Telefon mit einem enervierenden Vibrieren, und erneut war es der gleiche Anrufer wie den ganzen Morgen über, wie ein kurzer Blick auf das Display ergab.
    Scheiße .
    »Ja, verdammt«, meldete er sich schließlich mit reichlich Wut in der Stimme.
    »Solche Pannen bin ich von Ihnen nicht gewöhnt«, erklärte ihm der Anrufer ohne irgendwelches Vorgeplänkel. »Ich dachte, ich hätte mich, was die Ausführung des Auftrags angeht, klar ausgedrückt?«
    »Das haben Sie. Aber leider ist nicht alles so gelaufen, wie ich es geplant hatte.«
    »Solche Planungsfehler sind nicht vorgesehen, und sie sind bisher bei Ihnen auch nicht zu beklagen gewesen.«
    Es entstand eine kurze Pause.
    »Hören Sie zu, Eisenberg«, murmelte Wachter, »es ist nun einmal so, dass der Auftrag nicht zu 100 Prozent zu Ihrer Zufriedenheit gelaufen ist. Das weiß ich, und diesen Schuh ziehe ich mir auch an. Also komme ich Ihnen insoweit entgegen, dass wir einfach die vereinbarte Preiserhöhung herausrechnen. Dann sollten alle Beteiligten wieder ruhig schlafen können.«
    Eine erneute Pause, diesmal eine deutlich längere.
    »Ich vermute, Sie sind sich über die Tragweite Ihres Fehlverhaltens nicht so ganz im Klaren, Herr Wachter. Mein Auftrag war, dass wir einen plausiblen, nicht anzuzweifelnden Unfall benötigen, aber das, was Sie da abgeliefert haben, hat eher den Anschein einer Treibjagd im Kasseler Umland zu bieten.«
    Eisenberg gönnte seinem Gesprächspartner ein paar weitere Sekunden des Nachdenkens.
    »Sie wissen sicher, dass die Kripo die Sache längst nicht mehr als Verkehrsunfall behandelt.«
    »Nein, das wusste ich bisher nicht; aber danke, dass Sie mich darüber informiert haben.«
    »Und es ist, gelinde gesagt, eine unglaubliche Unverfrorenheit, dass Sie für diese Fehlleistung auch noch entlohnt

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