Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
Vom Netzwerk:
zu Jimmy, der an der Feuerleiter steht und mit weit aufgerissenen Augen zwischen mir und Tommy mit seinen Schlägern hin- und herschaut. Hinter ihm lugt Dougs Kopf kurz über die Dachkante und verschwindet wieder.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, frage ich und versuche, Tommys Aufmerksamkeit weiterhin auf mich zu ziehen und ihn so von der Feuerleiter abzulenken.
    »Mit dem Unvermeidlichen«, antwortet Tommy und winkt seinen Schlägern kurz zu.
    In Jimmys Augen steht jetzt die blanke Angst. »Lass nicht zu, dass sie mich mitnehmen«, flüstert er.
    »Alles wird gut«, sage ich und hoffe, dass ich überzeugender klinge, als ich mich fühle. Hoffe, dass Jimmys Glück ihn beschützen wird, dass die Polizei bereits auf dem Weg ist und mein Plan aufgehen wird. Auf der anderen Seite: Wem will ich hier eigentlich etwas vormachen? Die Wahrheit ist, dass es überhaupt keinen Plan gibt. Was hier regiert und was uns den Arsch rettet oder uns mit sich reißen wird, sind Chaos und Hoffnung und Glück.
    Schläger zwei setzt sich in Bewegung und öffnet die Tür, was wohl seine Spezialität ist, während Schläger eins Jimmy am Arm packt und ihn zu ebendieser Tür führt.
    »Lass nicht zu, dass sie mich mitnehmen!«, ruft Jimmy jetzt laut und betrachtet mich weiterhin mit flehendem Blick. »Bitte!«
    Dann schließt sich die Tür, die drei sind fort, und ich bleibe auf dem Dach zurück – mit Tommy und einer doppelten Portion Zweifel und Schuldgefühl.
    »Wohin bringen sie ihn?«, frage ich, während ich mich langsam von der Dachkante und – was wesentlich wichtiger ist – von der Feuerleiter entferne.
    »Das geht Sie nichts an«, antwortet Tommy. »Für mich ist der Junge jetzt wertlos. Sie hingegen haben es soeben geschafft, Ihren Wert für mich zu erhöhen. Zumindest für den Augenblick.«
    Ich gehe weiterhin in einem Bogen um ihn herum, und er folgt meiner Bewegung mit der Waffe im Anschlag. Mir ist klar, dass er nicht auf mich schießen wird, weil er mit Sicherheit nicht das Risiko eingehen will, mein vermeintlich gewildertes Glück zu verlieren. Trotzdem ist es ziemlich nervenaufreibend, von einem soziopathischen Mafiaboss mit einer Knarre bedroht zu werden.
    »Und wie lang ist ein Augenblick?«, will ich von ihm wissen.
    »Das kommt darauf an«, antwortet Tommy, der mittlerweile mit dem Rücken zur Feuerleiter steht.
    »Auf was?«, frage ich in dem Moment, als Dougs Kopf über der Dachkante erscheint.
    »Darauf, was Sie zu opfern bereit sind.«
    Ich schüttle den Kopf in der Hoffnung, dass Doug den Wink versteht, aber stattdessen fühlt Tommy sich angesprochen.
    »Sie haben sich doch nicht einmal meine Bedingungen angehört«, meint Tommy empört.
    »Also gut. Warum verhandeln wir nicht in Ihrer Suite weiter? Dieses Dach nervt mich.«
    »Guter Vorschlag.« Tommy läuft auf die Tür zu und behält mich dabei genau im Auge.
    Hinter ihm klettert Doug die Leiter hoch und auf das Dach.
    Ich folge Tommy zur Tür, um ihn hier herauszubekommen, bevor Doug etwas wirklich Dummes tun kann. Dann allerdings wird mir klar, dass wir hier von Doug reden. Doug, der davon überzeugt ist, dass ihn ein Glücksbringer an einer Schnur um seinen Hals besser schützen kann als das Glück, das ich ihm gestohlen habe.
    »Nach Ihnen«, sagt Tommy, der soeben im Begriff ist, die Tür mit der freien Hand zu öffnen.
    Kurz bevor ich Tommy erreiche, plärrt es aus Dougs Handy: Who Let the Dogs Out? Tommy wirbelt herum – mit wesentlich schnelleren Reflexen, als ich von einem alten Mann erwartet hätte – und schießt. Noch ehe ich auch nur mit der Wimper zucken kann, sackt Doug auf dem Dach in sich zusammen.
    »Nein!«, entfährt es mir mit einem Keuchen.
    Direkt nachdem Tommys Waffe losgegangen ist, springt die Dachtür krachend auf, trifft Tommy im Gesicht und lässt ihn einige Schritte zurücktaumeln und zu Boden gehen. Sein Kopf schlägt auf das Dach, die Pistole fällt ihm aus der Hand, und mit geschlossenen Augen und offenem Mund bleibt er liegen. Der ist k.o.
    Gerade überlege ich, ob ich mir zuerst Tommys Pistole schnappen oder nach Doug sehen soll, als Mandy auf das Dach tritt – nackt und mit einem Tranchiermesser in der Hand.
    »Mandy!« Ich mache einen kleinen Schritt auf sie zu. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Sehe ich so aus, als ob alles in Ordnung wäre?« Sie hinkt auf mich zu, ihr Brustkorb hebt und senkt sich bei ihren tiefen Atemzügen, und sie hält das Messer in beiden Händen vor sich.
    Ich weiche zurück, und mein

Weitere Kostenlose Bücher