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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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knallhart wirken und dabei auf seinen Gangsta-Rap-Appeal verweisen soll. Ich bringe es nicht übers Herz, ihm zu verraten, dass es die hawaiianische Geste für Immer locker bleiben! ist. »Klar, was ich meine, Holmes?«
    Er nennt sonst niemanden Holmes. Nur mich. Wegen der Detektiv-Sache. Ich finde das irgendwie niedlich.
    »Entschuldige, Bow Wow.«
    »Schon okay, Holmes.« Er zieht noch einen Apfel aus der Tasche und hält ihn mir hin.
    »Nein danke.«
    »Sicher? Weißt doch: Pro Tag einen Apfel essen, und du kannst den Arztbesuch vergessen.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Will ja nur, dass du gesund bleibst«, meint er und steckt den Apfel ein.
    »Was erzählt man sich denn so auf den Straßen, Bow Wow?«
    »Neuer Fall am Start, Holmes?«, erkundigt er sich mit gesenkter Stimme.
    Doug ist zwar oft in etwa so subtil wie eine Dampfwalze, aber er hat seine Momente und weiß, wann man den Ball lieber flach hält.
    Ich nicke. »Aber dieses Mal spiele ich mit verdeckten Karten. Niemand darf davon erfahren.«
    Ich mache mir nicht ernsthaft Sorgen, dass Doug irgendwem von unserem Gespräch erzählen könnte; ich muss ihn auch nicht extra daran erinnern, dass er darüber Stillschweigen bewahren muss. Aber er ist nun mal einer dieser Leute, die glauben, dass Privatdetektive wie ich ständig mit düsteren Verbrechern, zwielichtigen Gestalten und verführerischen Frauen zu tun haben. Also übertreibe ich gelegentlich etwas, damit er das Gefühl hat, in etwas Spannendes involviert zu sein.
    Der heutige Tag entspricht allerdings tatsächlich deutlich eher Dougs Vorstellungen, als ich zugeben möchte.
    Doug legt eine Hand auf sein Herz. »Ich halte dir immer den Rücken frei, Holmes.« Er hält sich gerne für meinen Dr. Watson. »Also, nach was für Infos suchst du?«
    »Hast du auf der Straße etwas über Glückswilderer gehört?«
    »Glückswilderer?« Seine Augen weiten sich, und er späht nach rechts und links, als könne jemand unser Gespräch belauschen. »Wow! Willst dir wohl etwas Glück reinpfeifen, Holmes?«
    »Nein«, gebe ich zurück, obwohl er den Nagel auf den Kopf getroffen hat. »Ich habe mich nur gefragt, ob du vielleicht mitbekommen hast, wie jemand über die jüngsten Glücksgerüchte geredet hat. Ob irgendwas los ist. Neue Glückswilderer in der Stadt. Irgendwas Ungewöhnliches.«
    Er schaut sich noch einmal um und kommt dann einen Schritt näher. »Schon von einem Typen namens Tommy Wang gehört?«
    »Wong.«
    »Wie bitte?«
    »Wong«, sage ich. »Der heißt Tommy Wong.«
    »Also hast du von ihm gehört.«
    Ich nicke nur.
    »Jedenfalls«, erklärt er, »ist dieser Tommy Wong anscheinend irgend so ein knüppelharter chinesischer Gangsta-Schurke. Kauft alles Glück, das er kriegen kann. Heuert Glückswilderer von außerhalb an und setzt sie auf seine Gehaltsliste. Keiner weiß, wer sie sind, aber den Gerüchten nach ist ein ganzes Rudel von denen in der Stadt.«
    Was meine Vermutungen über das Roller-Mädchen bestätigt. Offenbar stellt Tommy die Glückswilderer nicht nur ein, sondern holt sie auch noch her in mein Revier. Ich frage mich, wie viele es sind. Und wie zum Teufel ich sie wieder loswerde.
    Fürs Erste füge ich das meiner To-do-Liste hinzu.
    »Schon mal einen Glückswilderer gesehen, Holmes?«
    Ich schüttle den Kopf und versuche mich an der bestmöglichen Imitation eines Menschen, der die Wahrheit sagt. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Ich hab einen gesehen.«
    »Ist das so?«
    »Da kannst du einen drauf lassen! Neulich Nacht hab ich so einen Typen am Orpheum-Theater gesehen. Der hat die Gegend abgecheckt. War so ein großer, weißer Typ. Und wenn ich weiß sage, mein ich das auch: Der war richtig gruselig weiß. Wie so ein Sonnenallergiker.«
    »Du meinst einen Albino.«
    »Ja, so was war’s. Der Typ war ein Freak.«
    »Woher wusstest du, dass er ein Wilderer ist?«
    »Wusste ich einfach, Holmes. Ich wusste es.«
    Ich habe keine Ahnung, wer das gewesen sein könnte, aber kein anständiger Wilderer würde sich beim Orpheum blicken lassen. Im Stadtteil Tenderloin trifft man eher auf Drogensucht und Versagen als auf Glück. Außerdem gebe ich nicht sehr viel auf Dougs Fähigkeit beim Identifizieren von Wilderern: Immerhin steht gerade einer vor ihm. Aber wenn Tommy wirklich Wilderer anheuert und sie in die Stadt holt, dann ist wohl alles möglich.
    »Weißt du was, Holmes?« Doug beugt sich zu mir herüber. »Hab gehört, wenn jemand einem das Glück nimmt, ist das so, als ob er einem die Seele

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