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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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persönlich am Steuer, als wir aufgetaucht sind.«
    »Ach, der. Ich dachte, ich gönne mir heute mal was Besonderes.«
    Ich sehe Barry an, und mir fällt auf, dass an seinen Wimpern Schuppen hängen. Außerdem täte ihm ein Peeling ganz gut. Und die Poren auf seiner Nase wirken wie kleine, nach Luft schnappende Münder.
    Vielleicht sollte er lieber gleich in eine komplette Gesichtsbehandlung investieren.
    »Arbeiten Sie für Tommy Wong?«, fragt Barry.
    »Kommt auf die Definition von arbeiten an.«
    Barrys Blick verrät mehr als deutlich, dass er kein Wörterbuch dabeihat. Oder dass er einen begrenzten Wortschatz hat.
    »Durchsucht ihn«, befiehlt Barry.
    Artig greift Elwood in die Taschen meines Anzugs – innen wie außen –, wühlt darin herum, holt Sachen raus und tastet dann die Taschen meiner Hosen ab, die er ebenfalls durchforstet. In meinem Zustand hochgradig erweiterter Wahrnehmungsfähigkeit gleicht das Gefühl seiner Hände so nahe an meinem Körper eher einem Missbrauch. Einem Angriff. Einem Überfall.
    Ich bin die Normandie.
    Ich bin Palästina.
    Ich bin ein Rektum auf einer Proktologen-Konferenz.
    Als Elwood mit seinem Gewühle fertig ist, hält er meine Starbucks-Gutscheinkarte in Händen, eine Rolle Mentos, eine Ray-Ban-Sonnenbrille, meine Schlüssel, meinen Geldbeutel, meine Handys und die gefaltete Namensliste der Opfer, die er Barry gibt. Also, er gibt Barry nicht alles. Nur die Liste. Ray Ban, Schlüssel, Geldbeutel und Handys gibt er mir zurück. Die Mentos und die Starbucks-Bonuskarte steckt er selber ein.
    Arschloch.
    »Ihr Bruder ist der talentiertere Sänger«, sage ich zu ihm.
    »Wie bitte?«, fragt Elwood.
    »Jake«, erkläre ich und nicke in Richtung Beifahrersitz. »Er hat die bessere Stimme.«
    »Wer ist Jake?«
    »Aber in Ghostbusters waren Sie super.«
    »Was?«
    » Caddyshack II war allerdings scheiße.«
    Der Knoblauchgeruch kommt definitiv von Elwood. Deshalb hat er sich vermutlich auch die Mentos unter den Nagel gerissen. Da will ich mal nicht so kleinlich sein. Und am Ende ist er sowieso der Depp: Auf der Gutscheinkarte von Starbucks sind nur noch fünfundsiebzig Cent.
    »Das ist eine Liste mit potenziellen Wilderei-Opfern«, meint Barry und hält mir den Zettel vor die Nase, als ob ich nicht wüsste, was das ist. Gelungene Präsentationen von Offensichtlichem wusste ich schon immer zu schätzen. »Woher haben Sie die?«
    »Aus einem Umschlag auf meinem Schreibtisch.«
    Er lässt seinen Blick zurück zu der Liste in seiner Hand wandern, als wollte er so herausfinden, ob ich die Wahrheit sage.
    »Okay, hören Sie zu«, sage ich. »Wie gefällt Ihnen diese Analogie? Mich zu fragen, warum ich an einem bestimmten Ort Glück wildere, ist in etwa so, als fragten Sie einen Postboten, warum er bei einer bestimmten Adresse die Post ausliefert.«
    Barry und Elwood starren mich schweigend an.
    »Ihr habt ja recht«, brumme ich. »Das passt irgendwie auch nicht.«
    Die Limousine fährt weiter und bleibt an der Kreuzung mit der Polk Street auf dem Broadway. Draußen sehe ich Männer und Frauen am Restaurant Little Thai vorbeigehen und die Straße überqueren, höre durch die Scheibe Fetzen ihrer Gespräche und erkenne ihre Gesichter derart deutlich, als ob ich genau neben ihnen stehen würde. Einen Moment lang meine ich, das Roller-Mädchen vor der Bar Shanghai Kelly’s Saloon stehen zu sehen, aber dann lassen wir die Kreuzung hinter uns, und die Frau ist verschwunden.
    »Auf was schauen Sie denn da?«, will Barry wissen.
    »Auf nichts. Ich genieße nur den Ausblick.«
    »Tja. Sie werden nicht mehr viel Zeit haben, ihn zu genießen. Meine Partnerin ist verschwunden, und wir haben allen Grund zu der Annahme, dass Tommy Wong etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat.«
    Ich überlege kurz, ob ich Barry erzählen soll, wie seine tote Partnerin in meinem Büro gelandet ist und dass sie ihn hintergehen wollte, aber das würde die Sache wahrscheinlich ziemlich unangenehm machen.
    Das Überbringen schlechter Nachrichten war noch nie mein Ding.
    »Indem Sie für Tommy arbeiten, machen Sie sich der Beihilfe zur Bildung einer kriminellen Vereinigung schuldig. Außerdem der Erpressung, Bestechung, Entführung, des Betrugs und möglicherweise auch eines Mordes.«
    »War das alles? Und was ist mit der Erderwärmung?«
    »Da gibt es nicht zu scherzen«, meint Barry. »Sie sollten Ihre Einstellung lieber ändern, ehe Sie Ihre Lage noch weiter verschlimmern.«
    Ganz im Ernst: Warum klingen alle Leute, die

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