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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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mir heute begegnen, wie mein Vater?
    Wir fahren in den Broadway-Tunnel unter Russian Hill hindurch in Richtung North Beach, und die Nachmittagssonne weicht dem künstlichen Licht der Tunnelbeleuchtung. Ich weiß nicht, wie lange die Fahrt noch dauern oder wo ich am Ende landen werde, aber mir ist klar, dass ich mir Sorgen machen sollte. Allerdings bekommt mit hundertprozentigem Glück im Körper alles so einen Bobby-McFerrin-Anstrich.
    Don’t worry. Be happy.
    Trotzdem wird mir klar, dass ich mir dringend etwas einfallen lassen muss. Ich muss handeln. Irgendwie muss ich Barry loswerden, damit ich mich darauf konzentrieren kann, mit Tommy fertigzuwerden – und Mandy zu beschützen.
    »Wissen Sie was?«, sage ich. »Wir machen ein Geschäft.«
    »Denken Sie ernsthaft, dass ich mich auf Geschäfte einlasse?«, fragt Barry. »Sehe ich vielleicht so aus, als würde ich hier gerade eine Gameshow moderieren?«
    »Eigentlich«, wende ich mich an Elwood, »finde ich, dass er aussieht wie Barry Manilow.«
    Elwood schiebt seine Sonnenbrille runter, schaut über den Rand zu Barry und meint: »Jetzt, da Sie es sagen …«
    Barry zeigt mit dem Finger auf Elwood und sagt: »Kein Wort mehr aus deinem Mund, verstanden?« Dann wandert sein Finger in meine Richtung. »Was für ein Geschäft?«
    Ich weiß nicht, ob mein Vorschlag einen Unterschied machen oder auch nur irgendetwas verbessern wird, aber sofern ich mich nicht dafür entscheide, einem Zehnjährigen ohne Manieren sein Glück zu stehlen, habe ich eigentlich keine andere Wahl. Falls doch, wüsste ich zumindest nicht, welche.
    »Ich will, dass Sie meine Schwester in Ruhe lassen«, erkläre ich.
    Noch vor ein paar Tagen – sogar noch vor ein paar Stunden – hätte ich Immunität für mich selbst verlangt. Eine neue Identität. Ein Haus auf Martha’s Vineyard und ein Saisonticket für das Fenway-Park-Stadion. Vielleicht sogar eine lebenslange Mitgliedschaft für die Playboy Mansion. Um genau zu sein, gehört das ganz oben auf die Liste. Aber im Moment möchte ich nichts weiter, als die Dinge in Ordnung zu bringen, ehe sie noch weiter aus dem Ruder laufen.
    »Sie sind nicht gerade in der Position, Bedingungen zu stellen«, entgegnet Barry.
    »Sie aber auch nicht.«
    Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber das kommt eben aus meinem Mund. Ein weiterer Nebeneffekt des Wilderns von weichem Glück höchster Güte ist, dass du komplett hirnrissige Dinge mit absoluter Selbstsicherheit über die Lippen bringst.
    Wie Politiker. Oder Profisportler, die man beschuldigt, gedopt zu haben.
    Wir verlassen den Broadway-Tunnel gen Chinatown und halten an der Powell Street, die auf der einen Seite hoch nach Nob Hill und auf anderen runter nach Fisherman’s Wharf führt. Barry starrt mich an, als warte er darauf, wer zuerst blinzelt. Diesmal werde ich ihn nicht gewinnen lassen. Das kann ich mir nicht leisten.
    »Ich habe ein Druckmittel: Mit Ihrer Schwester kann ich Sie aushebeln.«
    »Heißt das jetzt, dass meine Schwester der Angelpunkt ist?«, frage ich. »Oder ist sie der Kraftarm und ich bin der Angelpunkt? Oder ist einer von uns beiden die mechanische Kraft? Und sind Sie dann die Last?«
    Physik war noch nie mein Ding.
    »Ich meinte das eher im übertragenen Sinn, bezogen auf Geschäftspraktiken«, erwidert Barry.
    »Ich weiß ja nicht. Ich glaube immer noch, dass Sie die Last sind. Eine ziemlich dicke Last.«
    Elwood neben mir grinst.
    »Betrachten Sie sich selbst lieber als das Eigenkapital und Ihre Schwester als das Soll, das ausgeglichen werden muss, um meine Investition in Sie aufzustocken«, sagt Barry und ignoriert meinen Kommentar. »Mit ihr maximiere ich meinen Profit.«
    »Tja, so wie ich das sehe, wird es ziemlich schwierig für Sie, das Eigenkapital ohne meine Hilfe zu stellen. Wenn Sie also zu viel Druck auf das Soll ausüben, verlieren Sie Ihre Investition ganz. Was wiederum bedeutet, dass Sie Konkurs anmelden müssen.« Ich habe keine Ahnung, ob das so stimmt, aber in meinen Ohren klingt es prima. »Anders gesagt: Meine Schwester nützt Ihnen gar nichts als Verhandlungsmasse, wenn es mich einfach nur scheißwütend macht, dass Sie ihre Sicherheit gefährden.«
    Neben mir kämpft Elwood damit, ein Lachen zu unterdrücken.
    »Sie stellen Ihr Glück ganz schön auf die Probe.«
    »Ich stelle schon mein ganzes Leben das Glück auf die Probe. Warum sollte ich ausgerechnet jetzt damit aufhören?«
    Die Limousine überquert die Columbus Avenue und hält vor dem Stripklub Garden

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