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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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Schlacht gewichen. »Wäre übrigens fast wieder gefahren. Hast Glück, dass ich es mir anders überlegt habe, Holmes.«
    Glück. Hab ich. Auf jeden Fall.
    Ich müsste im Grunde so grün wie ein irischer Leprechaun sein.
    Ich bin praktisch ein vierblättriges Kleeblatt auf zwei Beinen.
    »Die, die ich da plattgemacht hab«, fährt er fort, »fuhr mit dem Taxi weg, nachdem ihr angekommen seid. Kam dann mit dem Roller wieder. Der Schlampe habe ich ordentlich eins verpasst!«
    Ich glaube, Doug hört zu viel Rap.
    Ehe wir losgefahren sind, habe ich mir das Roller-Mädchen angeschaut und mich vergewissert, dass sie noch atmet, habe mir dann die Schlüssel zu ihrem Roller geschnappt und die Dinger in die Bucht geschmissen. Etwas weiter entfernt lag die Taschenlampe aus Metall, mit der Doug Dee niedergeschlagen hat, neben etwas, das sich als Tuesdays Pulli herausstellte, der an der Seite aufgerissen war.
    »Hab versucht, sie festzuhalten, als sie über das Geländer fiel«, sagt Doug. »Hab aber nur ihren Pulli und eine Handvoll Brust von ihr zu fassen bekommen.«
    Manche Leute haben eben Glück.
    Anscheinend war die falsche Tuesday noch bei Bewusstsein, als sie ins Wasser fiel, aber wir haben beide nicht gehört, wie sie sich unter uns bewegt hat, und wir sind auch nicht dageblieben, um ihr zu helfen.
    Im Grunde bin ich einfach nur froh, am Leben zu sein, auch wenn meine Eier immer noch pulsieren und es mir so vorkommt, als wäre mein Kopf voller Zement, den jemand mit einem Vorschlaghammer aufzubrechen versucht. Ich fühle mich, als ob ich zusammengetreten, zusammengeschlagen und durch die Gegend geschleift worden wäre – und das entspricht ja auch ziemlich genau der Wahrheit. Gern würde ich glauben, dass ich alldem hätte entgehen können, wenn … ja, wenn ich mich nicht so von dem Charme zweier Frauen hätte ablenken lassen, dass mir darüber entging, dass ebendiese Frauen mich umbringen wollten.
    Und gerade mir hätten solche Details wohl eigentlich auffallen sollen.
    Großvater hat mir ständig eingetrichtert, wie wichtig es ist, in anderen Menschen zu lesen, ihre wahren Motive zu erkennen. Ein guter Wilderer folgt seiner Intuition, ein schlechter hört auf sein Verlangen, hat er immer gesagt. Na ja. Am Ende landen beide unter der Erde. Allerdings kommt der schlechte Wilderer früher dorthin.
    Ohne Donna Bakers Glück wäre Doug nicht rechtzeitig aufgetaucht, und ich wäre jetzt tot. Man sollte denken, dass mich ihr Glück eigentlich von vornherein vor einer Situation wie dieser hätte bewahren sollen. Aber Glück hat eben keinen Einfluss auf deine eigenen Entscheidungen. Es rettet dir nur den Arsch, wenn du schlechte Entscheidungen triffst.
    Als wir mein Büro erreichen, bedanke ich mich bei Doug dafür, dass er mich gerettet hat. »Und entschuldige bitte, dass ich deinen Lifestyle so schlechtgemacht habe. Mein Fehler.«
    »Kein Ding, Holmes. Alles locker.«
    Ich strecke die linke Hand aus und lege sie auf seine Schulter. Es ist ein kleines Zeichen männlicher Zuneigung, bei dem ich nur sein Trikot von den New York Jets berühre und somit gar nicht erst das Risiko eingehe, Doug sein Glück zu stehlen. Das ist der Moment, in dem Dougs Fassade ein wenig zu bröckeln beginnt, und ich sehe all die aufgestauten Gefühle der letzten Stunden in seinen Augen. Er ist den Tränen nahe, und ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Noch ehe ich ahne, was geschehen wird, oder es irgendwie verhindern kann, ergreift Doug meine Rechte mit festem Händedruck, um mich für eine Umarmung an sich zu ziehen. Instinktiv versuche ich, zurückzuweichen und loszulassen, die Sache aufzuhalten, bevor es zu spät ist, aber es gelingt mir nicht. Sobald sich unsere Hände berühren, fließt Dougs Glück in meinen Körper.
    Ich hab vorher noch nie Glück gemischt. Es ist keine gute Idee, da man den Wert der jeweiligen Beute mindert. Insbesondere, wenn man es mit verschiedenen Güten zu tun hat. Weiches Glück höchster Güte mit Kleinem Glück zu mischen ist in etwa so, als wenn man einen Hundert-Dollar-Merlot mit einem Zwanzig-Dollar-Chardonnay mischt und erwartet, dass das Ergebnis nach Sangria schmeckt. Oder als wenn man LSD mit Crystal Meth mischt.
    Außerdem weiß man nie, welche Wechselwirkungen es geben wird.
    Aber Dougs Glück hat eine höhere Güte, als ich dachte – nicht ganz so groß wie das von Donna Baker, aber immer noch ziemlich gut. Und weil Doug so emotionsgeladen ist, strömt sein Glück mit der Kraft einer Welle, die sich an

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