Pechvogel
hatte. Die Niederlage war sein. Er streifte sich die Boxershorts von seinen Hüften, in der Position, in der er war. Er sah aus wie ein durchgedrehter Pantomime, aber so konnte er seinen kleinen Freund vor Gabi verbergen. Mit dem musste sie ja jetzt nicht das Gleiche machen wie mit ihm. Ihn so zu missbrauchen, wie es ihr gefiel.
»Toll.« Gabi strahlte. Die Sonne war nichts dagegen. »Dann kann ich ja jetzt beginnen.«
Nach den zwei Eros-Ramazotti-CDs, gut zwei Stunden später, schmerzten ihm seine Knochen so, als ob er den Mount Everest hoch- und runtergestiegen wäre. Er durfte sich in der ganzen Zeit nicht bewegen, was ihm zudem alles einschlafen ließ, was sein Körper zu bieten hatte.
»Darf ich mich jetzt wieder bewegen«, fragte Richard.
»Ja, ich bin fertig!«
»Danke.«
Er fischte seine Pants heran und zog sie so schnell es ging an, sein Shirt gleich hinterher. Ein Martyrium.
»Darf ich sehen, was du aus mir gemacht hast?«, fragte er.
»Natürlich.«
Richard stellte sich hinter die Staffelei und betrachtete sein erotisches Ich auf dem Zeichenblock. Sein Kopf war nicht zu sehen, ab dem Hals abwärts ging es los. Gabi sagte ihm, dass ein Gesicht im Aktzeichnen keine übergeordnete Bedeutung hätte. Der Körper, das Fleisch, das Animalische, das waren die wichtigsten Bezugspunkte. Und was Richard im Traum nicht für möglich gehalten hätte, er war beeindruckt.
Sah er wirklich so gut aus? Gabi hatte seinen Körper in schwarzweiß schöner erstrahlen lassen, als er ihn bisher selbst gesehen hatte.
»Wow, Gabi, ich bin schwer beeindruckt.«
»Oh, da bin ich glücklich, das freut mich so. Ich wusste ja nicht, wie du reagieren würdest, schon auf meine Aussage, dich nackt zeichnen zu dürfen. Andere Männer hätten da sicher gesagt, ob ich total blöd wäre oder so.«
Kurzzeitig war Richard wieder im Jetzt. Afro-Lockenmähne-Qualm-Gabi-Fleischmann hatte ihn mit dieser Aussage wieder zurückgeholt. Das waren seine Gedanken, und trotzdem hatte er sie machen lassen.
Richard griff sich seine Jeans und wollte gerade hineinschlüpfen. Er hatte nun so richtig Kohldampf. Sein Magen hing ihm bereits bis zu den Knien. Er musste eine Lösung finden, Gabi von ihm wegzulocken.
»Willst du eine rauchen? Du musst ja schon voll auf Entzug sein. Dann müsstest du allerdings nach unten gehen, in meiner Wohnung geht das nicht.«
»Nein, ich habe jetzt auf ganz was anderes Lust«, hauchte sie ganz plötzlich. Sie nahm ihm seine Jeans ab und legte sie auf den Stuhl zurück.
»Aber …«, sagte er.
»Was?«, hauchte sie.
»Wir wollten doch nun was zu essen machen.«
»Vergiss das Essen. Du kannst an mir knabbern, wenn du möchtest.«
Nein, das wollte er eigentlich ganz und gar nicht. Aber bevor er irgendetwas erwidern konnte, klebten Gabis Lippen schon auf seinen.
Ihre Zunge machte Sachen in seinem Mund, die er bisher nur aus erotischen Märchen gekannt hatte. Und Gabi, nachdem sie Stunden nicht geraucht hatte, stank nicht. Nein, sie duftete sogar aus dem Mund, nach frischen Erdbeeren.
Gabi saugte Richard aus und hauchte ihm ein neues Liebesleben ein. Auch war es für Richard ein prickelndes Gefühl, ihren großen Busen gegen seinen Körper gepresst zu fühlen.
»Wo ist dein Schlafzimmer?«, fragte sie eilig.
»Da … da hinten« Er deutete seinen Fiat-Cinquecento-Flur entlang. »Gegenüber der Küche.«
Gabi zog ihn an seinen Lippen haftend mit sich, drückte mit dem Ellenbogen die Türklinke nach unten, mit der Hand suchte sie den Lichtschalter und fand ihn auch.
Richard liebte sein Schlafzimmer, da er gerne im Bett lag. Er legte sehr viel Wert auf gesundes Schlafen und hatte sich eine hochwertige Matratze gekauft, die lag in einem Metallbett, das der Zeit entsprach, in der die Titanic untergegangen war.
Hoffentlich würde er heute keinen Schiffbruch erleiden, dachte er.
Entlang des Bettes stand ein weißer Schrank mit Satinglas.
Gabi schupste Richard aufs Bett.
»Schalte die Nachtischlampe ein«, sagte sie zu ihm.
Er machte, wie ihm geheißen.
Gabi schaltete das Zimmerlicht aus und krabbelte zu ihm aufs Bett.
Richard dachte, nun käme ein Löwe über ihn. Mit ihren kaum zu bändigen Haaren sah sie Mufasa aus Der König der Löwen sehr ähnlich.
Gabi knöpfte sich ihre Bluse selbst auf, zog sie aus, ebenso streifte sie etwas angestrengt ihre zu enge Jeans ab.
Sie trug darunter einen blutroten Spitzen-BH und dazu ein passendes Höschen. Der Spitzen-BH hatte große Schwierigkeiten, all das zu
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