Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
Vom Netzwerk:
eigner Bruder hatte ihm befohlen, zurückzuschwimmen, weil sie einfach zu viele waren. Natürlich war er wieder mal der Arsch gewesen. Immer war er der Gelackmeierte, als Jüngster von vier Brüdern. Das war jetzt drei Jahre her. Jetzt lebten alle in Nevada, und Luisito war immer noch bettelarm und vom Pech verfolgt. Alles, was er unternahm, ging schief. Es war wie verhext. Er schloss die Augen, und allein beim Gedanken, seinen Schwanz in diesen alten Fettsack stecken zu müssen, wurde ihm schlecht. Es würde nicht so leicht sein. Er musste im voraus kassieren. Nachdem er den Malecón überquert hatte, ging er Galiano hoch in Richtung Trocadero, bog links ab und kam ein paar Häuserblöcke weiter zum Haus des Alten. Es war niemand auf der Straße. Immerhin blieb ihm die Scham erspart. Er klopfte an die Tür. Kurz darauf sah der Alte durchs Guckloch und fragte, wer da sei. »Ich bin's, keine Angst. Mach auf!«
    »Na, mein Junge, du hast's dir wohl überlegt«, und fröhlich öffnete er ihm die Tür. Er war alt, fett und schwabbelig. Drei-hundert Pfund Speck. Seit seine Eltern tot waren, lebte er in ständiger Angst und ging nie aus. Seine Spaziergänge beschränkten sich auf die 26 Meter um sein Haus herum. Der Fettsack war sechzig und tänzelte und kicherte jetzt anzüglich wie eine alte Hure.
    Luisito kannte das Haus. Er ging direkt nach hinten durch in die Küche und suchte im Büffet nach einer Flasche Rum. Er fand sie und schenkte sich ein Glas ein. Der Alte war ihm gefolgt:
    »Was ist dir passiert, Junge? Zieh dir das Hemd aus und lass mich dich abreiben. Du bist voller blauer Flecke.« »Fass mich nicht an, du schwule Sau, oder ich trete dir in den Arsch! Hier, lutsch ihn mir und sieh zu, dass er mir steht, damit ich ihn dir reinschieben kann!« »Genau das liebe ich so an dir, immer rotzfrech!« Er wollte ihm nicht steif werden. Luisito war angeekelt, wütend auf sich selbst, und sein Körper tat ihm weh. Er wollte nur noch den Rum austrinken, einen Joint rauchen und den alten Sack verprügeln, wollte in seinem rasenden Zorn den alten Narren totschlagen und alles Geld abknöpfen. »Gib mir zehn Dollar, und ich gehe.«
    »Aber du hast doch noch gar nichts gemacht. Er steht dir ja noch nicht einmal. Außerdem habe ich keine zehn Dollar, nicht mal einen. Was denkst du dir eigentlich? Verdien sie dir.«
    Das machte das Maß voll. Luisito schlug den Alten zweimal ins Gesicht, woraufhin der an zu wimmern fing und die Hosen herunterließ. Er hatte einen winzigen Penis wie von einem Kind, verborgen unter seinem Riesenwanst. Er rieb ihn sich und begann zu masturbieren.
    »O ja, das mag ich. Scheuer mir noch ein paar ins Gesicht. Schlag mich und steck ihn mir rein!«
    Das löste in Luisito noch mehr Ekel und Zorn aus. Er schlug ihn wieder. Jetzt hatte er eine kleine Erektion, und der Alte nutzte diese sofort, um ihn sich in den Mund zu stecken, während er sich selbst weiter bearbeitete. Luisito zog ihn ihm aus dem Mund. Er ging ins Bad, wusch sich und packte ihn wieder ein. Der Alte in der Küche wichste sich weiter wie verrückt und rief: »Komm, Süßer, komm her!«
    Luisito ging in die Küche und griff sich die Flasche Rum. Der Alte versuchte sie ihm mit der linken Hand wegzunehmen, während er sich mit der rechten weiterwichste. Luisito wich ihm aus und durchquerte erneut das ganze Haus bis zur Haustür. Auf dem antiken Wohnzimmertisch stand eine wunderschöne Porzellankutsche, gezogen von vier Pferden. Sie musste einiges wert sein. Er steckte die Flasche in seine Gesäßtasche, nahm die Kutsche mit beiden Händen an sich und ging. Schwer atmend lief ihm der Alte bis an die Tür nach, zitternd vor Angst, wagte aber nicht, ein Wort zu sagen, schon gar nicht, ihn zu beschimpfen. »Komm wieder, wenn du Lust hast...«, rief er ihm beinahe flüsternd hinterher.
    Er schloss die Tür. Dann entnahm er einer schönen lederbezogenen Kiste eine Zigarre. Ihm zitterten die Hände. Erschöpft ließ er sich in einen Sessel sinken und rang nach Luft. Er entzündete die Zigarre, sog den Rauch tief ein und saß in der Stille des frühen Morgens einfach da und rauchte genießerisch, immer noch wie gelähmt vor Angst. Er nahm ein Stück Papier und einen Bleistift und begann - ohne nachzudenken - zu schreiben, um sich zu beruhigen:
    Spitzbübisch geschwungener Degen, das Gefühl
    zerreißt das Rebhuhn,
    und es beklagt sich angesichts Todesurteil oder Witz.

 
     
Ungesund, sehr ungesund
     
    Am Nachmittag hatte ich nichts zu tun.

Weitere Kostenlose Bücher