Pedro Juan Gutiérrez
sagte zu mir: »Du bist ein Wahnsinnstyp! Ich liebe dich!« Ich ertrug dieses alberne Gefasel nicht. Es war zu viel für mich. Aber auf sie verzichten konnte ich auch nicht, denn sie hatte mich mit der Farbe ihrer Haut, ihrem Geruch unter den Achseln und zwischen den Beinen, mit den streichelnden Haaren und dem Geschmack ihrer Brüste fest im Griff. Ich mochte sie, aber sie redete dauernd dummes Zeug, und auf ihre Tür hatte sie ein Schild geklebt, auf dem zu lesen stand: »Vorsicht! Frei laufende Kinder!« Manchmal hielt ich alles für eine Farce. Ständig lächelte sie, als wollte sie sagen: »Ich verwöhne dich, und du zahlst.« Zum Henker mit dem merkantilen Geist der Zeit. Sie war arbeitslos, hatte ihre Arbeit drei Jahre zuvor verloren und gehörte zu diesen Hilflosen, die langsam verhungern und nicht wissen, was sie tun sollen. Das einzige Geld, das wir hatten, war das, was ich zusammen-kratzen konnte. In den Tagen war das Lied einer Salsa-Band der Hit:
Such dir einen, der dich aushält! Damit er dich schön verwöhnt, damit er dir alles kauft. Über 30 soll er sein und unter 50. Such dir einen, der dich aushält.
Das war mir zuvor schon einmal mit einer anderen schönen Schwarzen passiert. Sie war Universitätsprofessorin, sehr elegant, sehr fein. Es war eine lange Liebschaft. Insgeheim hatten wir uns schon jahrelang nacheinander gesehnt, aber unsere Wege hatten sich nie gekreuzt.
Erst als sie ein paar Jahre lang allein war, und zwar mutterseelenallein, kamen wir zueinander, und zwar richtig. Ich hatte viel Spaß, denn ihre Lust auf mich machte sie zur größten Sünderin in der Geschichte der Menschheit. Sie brauchte nur zu spüren, wie die Haut meines Schwanzes über die Wände ihrer Möse strich, und ihr Verstand setzte aus. Ihr ganzer Intellektuellenballast ging über Bord, und sie wurde zum wilden Pornostar. Mrs. Jekyll und Mrs. Hyde. Und alles ohne ein Schlückchen Rum oder einen kleinen Joint. Nichts. Sie brauchte wirklich nichts. A cappella. Sie redete ununterbrochen, und wenn sie dann einen Orgasmus nach dem anderen hatte, redete sie noch mehr. Sie war wirklich heiß, meine Mulattin. Mich machte ihr ganzes Getue ziemlich geil. Ich will hier nicht den Heiligen markieren und behaupten, ich hätte ihre ganzen verdrehten Gedanken schrecklich gefunden. Nein, nein, das Ganze war für mich außerordentlich erregend.
»Ich will deine Sklavin sein, Schätzchen. Bind mich fest und zieh mir eins über. Hier ist eine Schnur und ein Ledergürtel. Ich will, dass du mich schlägst und mich von vier Männern zugleich vögeln lässt. Ich will deine Nutte sein und mit all diesen Männern vor deinen Augen vögeln. Ja, komm, nimm mich. Sieh nur, was für einen festen Arsch ich habe. Er gehört ganz dir, dir allein. Für dich mache ich auch die Lesbe. Such mir eine hübsche Weiße, und du wirst sehen, wie geil ich sie dir mache. Ich will deine Sklavin sein, Mann. Schlag mich. Zieh mir eins über, Schätzchen. Beiß mich und hinterlass Spuren deiner Bisse. Steck mir den Finger in den Arsch.«
Sie hatte Pornohefte und sah sich gern diese wunderschönen blonden Frauen mit den grünen Augen an, wenn sie kam. Ich amüsierte mich großartig, und gab mir keine große Mühe, das alles zu verstehen. Man kann unmöglich alles verstehen. Das Leben ist nicht lang genug, um es zu leben und auch noch zu verstehen. Du musst dich entscheiden. Irgendwann verließ ich sie. Nicht wegen ihrer verrückten Einfalle, sondern weil ich spürte, dass sie den bösen Blick hatte und mir Schaden zufügen würde. Die kleine Sklavin merkte, dass ihre Tricks funktionierten und mir gefielen, und begann Ansprüche zu stellen: Kleider, Schuhe, teure Restaurants, Parfüms. Ihre Gier war unstillbar. Zu der Zeit war ich imstande, ihr zu geben, was sie wollte, aber eines Tages starrte sie mich unverwandt an. Wir saßen einander gegenüber, und als sie den Mund aufmachte, sagte sie etwas Schreckliches:
»Pedrito, du hast so viele Klamotten. Dabei wirst du gar nicht lange genug leben, sie alle zu tragen.« Um Himmels willen! Ich hatte zwar viele Klamotten zu der Zeit und war immer gut gekleidet, aber ich wollte auch viele, viele Jahre leben. Kein Zweifel, die schwarze Schlampe hatte den bösen Blick. Ich ging nie wieder zu ihr. Ein anderes Mal passierte es genau umgekehrt. Mit einer Katalanin. Sie kam sich allmächtig vor und sah in mir ein Insekt, das man zertreten konnte. Im Bett waren wir eins, aber sobald wir uns angezogen hatten, kam in ihr der
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