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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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herausgezogen. Schätzchen, mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Sieh dir das hier an!« Sie durchblätterte ein paar Seiten mit Farbfotos, auf denen Schwarze mit großen Schwänzen ein paar riesige blonde Norwegerinnen, üppig wie Rubensodalisken, vögelten.
    »Was gefällt dir besser, die blonden Weiber oder die Schwarzen?«
    »Die Schwarzen. Sie sind der Wahn.«
    »Warum?«
    »Ich mag ihre langen, prallen Schwänze.«
    »Aber du musst ziemlich eng gebaut sein.«
    »Stimmt, aber ich mag's, wenn's wehtut. Ist ein süßer, kleiner Schmerz.«
    »Aha. Willst du was trinken?«
    »Klar.«
    Ich holte zwei Gläser Rum. Niemand braucht Pornographie, finde ich. Wir brauchen wahre Liebe. Und wir brauchen auch ein bisschen Spiritualität und Religion und Philosophie. Aber all das verlangt nach Muße und Ruhe und Nachdenken. Deshalb verlieren wir uns. Wir hasten viel zu sehr, mit all dem Lärm um uns. Der Lärm dringt in uns ein, und wir handeln impulsiv, ohne nachzudenken.
    »Warst du schon mal verliebt, Anisia?«
    »Nein, noch nie. Ich will keine Komplikationen. Ich will weg von hier, Pedro Juan.«
    »Du auch?«
    »Was heißt, du auch? Wer denn noch?«
    »Schon gut. Und wohin willst du?«
    »Nach Miami! Wohin sonst? Ich habe einen Onkel dort und hoffe, dass er mich nachholt.«
    »Du bist im richtigen Alter dafür. Wenn du hier Kinder bekommst und dich arrangieren musst, wird alles viel schwieriger.«
    »Stimmt. Aber erst muss ich mir meinen Weg ebnen. Vor kurzem war ich bei einem Palero, und er riet mir, eine weiße Obatalá-Kette zu kaufen, um mich vorzubereiten.« »Und warum hast du dir keine gekauft?«
    »Weil sie fünfzig Pesos kostet.«
    »Ich werde dir eine schenken.«
    »Nein, schenk mir nichts. Ich bin Maniküre und Friseuse und kann mein Geld selbst verdienen, und mit dem, was mir mein Mann gibt, komme ich über die Runden.«
    »Schön. Aber ich darf dir doch wohl ein Geschenk machen, oder?«
    »Schenk mir Blumen oder ein Gedicht.«
    »Würde dir das gefallen?«
    Sie machte das Gesicht eines ungezogenen Kindes. »Klar. Manchmal schreibe ich ein Gedicht ab und schenke es mir selbst.«
    »Wirklich? Du wirkst gar nicht so romantisch.«
    »Bin ich aber. Mein Traum ist, die Frau eines Dichters zu sein, der mir mein Leben lang Gedichte, Blumen und Parfüms schenkt.«
    »Damit hat dein Mann wohl nichts am Hut?«
    »Ha! Der Kerl ist immer fettverschmiert, er ist Mechaniker. Ungehobelter und tumber als ein Baumstumpf.«
    »Verlass ihn.«
    »Nein. Er ist der Mann für mich. Bei ihm werde ich zur Hündin vor Eifersucht.«
    »Dann bring ihm bei, dass er dir Blumen und Gedichte schenken soll.«
    »Jeder ist so, wie er ist. Das letzte Gedicht, das ich mir abgeschrieben habe, habe ich auswendig gelernt, und es sagt etwas darüber. Weißt du, wie es anfängt?«
    »Keine Ahnung. Von wem ist es?«
    »Weiß ich nicht mehr so genau. Ich glaube von Benedetti. Es geht: ›Beschuldige niemanden, klag über niemanden und nichts, denn im Grunde hast du mit deinem Leben getan, was du wolltest.‹«
    Ihr kindlich-ungezogener Gesichtsausdruck machte mich wild. Ich streckte die Hand aus, knöpfte ihre Bluse auf. Sie trug keinen Büstenhalter, und immer noch lief ihr der Schweiß über die Brüste. Sie waren wunderschön. Klein, dunkel, fest, mit runden, jugendlichen Nippeln. Ich küsste sie, sog an ihnen. Zufrieden ließ sie sich gehen. Ich hatte eine schöne Erektion. Sie drückte fest zu. Wir wurden ein bisschen geil. Sie erzählte mir von ihrer sexuellen Vorliebe für schwarze Männer. Nur einmal hatte sie zugelassen, dass ein Schwarzer sie in den Arsch fickte.
    »Es war erst vor kurzem, mit meinem Mann. Ich beschmierte ihn mit Honig und sagte zu ihm: ›Ganz sachte, werd bloß nicht wild.‹ Und dann musste ich herhalten wie ein Maultier. O Mann, Pedro Juan, mir quollen die Augen hervor. Ich dachte, ich müsse sterben, kriegte keine Luft mehr. Aber im Grunde genommen gefiel mir dieser Schmerz. Ich habe mich nicht getraut, es zu wiederholen, aber irgendwann machen wir es noch einmal. Ich muss mich erst daran gewöhnen, denn er hat keinen Schwanz, sondern einen Arm! Nicht leicht, Alter, gar nicht so leicht!«
    »Mit wie vielen Männern bist du zusammengewesen, Ani-sia?«
    Sie überlegte einen Moment, ob sie es mir sagen sollte oder nicht. Schließlich sprach sie.
    »Ich habe einmal nachgezählt. Es waren achtundfünfzig.« »Und jetzt werden's wohl an die siebzig sein, oder?«
    »So ungefähr. Vielleicht ein paar mehr.«
    »So sehr magst

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