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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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Kämpferin. Sie hat zwei halbwüchsige Söhne zu versorgen. Sie gehörte zu dem Typ Frau, der wie ein Maultier ununterbrochen rackert, immer ernst und verantwortlich, nie lacht oder mal ein Gläschen trinkt und sich alles zu Herzen nimmt. Aber mich mag sie. Selbst so unerträgliche Frauen wie sie lassen sich manchmal aufwühlen und zur grenzenlosen Hormonausschüttung anregen. Dann werden sie keck wie geile Kühe und stellen jedem nach, der ihre Säfte zum Fließen bringt. In dem Zustand war Cusa. Ich beachtete sie nicht weiter, bis ihre hormonelle Überproduktion mit meiner zusammenfiel. Ich wollte sie nicht einfach wie ein Tier in meinem Zimmer vögeln, sondern alles gut und richtig machen. Manchmal fällt mir wieder ein, dass ich im Grunde ein wohl erzogener, netter Kerl bin. Ich lud sie zu einem Spaziergang auf dem Malecón ein. Drei Dollar hatte ich in der Tasche, die würden ausreichen, um sie zu beeindrucken. Als erstes kaufte ich zwei Dosen Bier - schierer Luxus -, dann eine Flasche fuseligen Rum. Als ich sie einlud, zögerte sie. Sie hätte lieber heimlich mit mir in meinem Zimmer gevögelt, anstatt sich mit mir in aller Öffentlichkeit auf dem Malecón zu zeigen. Dabei habe ich gar keinen schlechten Ruf im Viertel. Weder als Kiffer noch als Exhibitionist, und schon gar nicht als Stänkerer oder jemand, der ständig Scherereien mit der Polizei hat. Wenn man sich mal einen Joint dreht oder gelegentlich einen runterholt oder die Kante gibt, ist das noch kein Grund für einen schlechten Ruf. Man muss zu leben verstehen, mit Augenmaß. Am Arsch ist der, der ständig bekifft umherläuft und den Nachbarinnen seinen Schwanz vorführt. So etwas nimmt kein gutes Ende. Na, jedenfalls entschied sie schließlich, dass sie die Hühner und Schweine auf dem Dach ruhig ein paar Stunden allein lassen konnte, um mit einem Mann unten spazieren zu gehen. Doch ich musste ihr versprechen, es vor den Kindern geheim zu halten. Ernste Menschen sind wirklich entsetzlich. Dann war da noch ein Problem - dermaßen verantwortungsbewusste Frauen verlangen von einem immer zu viel. Mir wurde klar, dass sie mehr wollte als einen guten Pick von Zeit zu Zeit. Sie wollte mich umgarnen. Sonntags ein Huhn braten und mich zum Essen einladen und ihr Glück mit mir versuchen. Wenn ich nicht aufpasste, würde sie mich einwickeln und zur Arbeit antreiben, und ich würde zu Tode gelangweilt an ihrer Seite den ganzen Tag lang Hühner hüten, ganz zu schweigen von den Bälgern. Das ist nichts für mich. Außerdem mag ich keine alten Frauen. Ich bin allein alt genug. Mit meinen fünfundvierzig könnte ich eben so gut achtzig sein. Cusa ist gut für ein gelegentliches Schäferstündchen, und Ciao. Sie geht wieder ihrer Wege, ich meiner. Seit langem schon hatte ich definitiv aufgegeben, den Frauen offenherzig Gedichte zu schreiben, in denen ich ihnen mitteilte, ich ließe sie frei, damit sie zu mir zurückkehren konnten, weil ihr Herz es ihnen befahl, oder aber zu neuen Ufern aufbrechen. Nein. All das gehört der Vergangenheit an. Seit Jahren erwarte ich nichts mehr. Absolut nichts. Weder von den Frauen, noch von Freunden, noch von mir selbst oder irgendjemandem.
    Wenn sie aber unbedingt mal ein Hühnchen mit Pommes Frites zubereiten will, werde ich nicht nein sagen.
    Wie auch immer, ich glaube, das Trinken des Fusels auf leeren Magen hatte mich irgendwie entgleisen lassen. Ich weiß nicht so genau, was geschehen ist. Nur eins weiß ich sicher: Ich habe weder mit Cusa gevögelt noch für einen Skandal gesorgt. Wenn es zu einem Aufstand gekommen wäre, würde ich mich erinnern. Anscheinend hatte ich zuviel getrunken, und die Alte bekam Schiss. Sie rannte davon und ließ mich halb besinnungslos auf dem Malecón, die Drecksschlampe.
    Ich hatte mich gerade aufgerappelt und noch nicht die Gelegenheit gehabt, einen klaren Gedanken zu fassen, da hielt eine Patrouille vor mir.
    »Bürger, kommen Sie her.«
    Ich riss das bisschen verbliebene Leben in mir zusammen und ging zum Wagen. Der ganze Körper tat mir weh, als hätte man ihn durchgeprügelt, und mein Schädel brummte wie unter Hammerschlägen. Hatte man mir Rattengift an Stelle des Fusels verkauft? Dieser Alkohol war mit etwas Tödlichem verschnitten worden. Ich hatte das Gefühl, ich müsse gleich platzen.
    »Ihren Ausweis.«
    »Mann, ich bin offenbar letzte Nacht ausgeraubt worden, weil...«
    Der Polizist ließ mich nicht ausreden. Er stieg aus dem Wagen. Der andere blieb hinter dem Steuer sitzen. Mir war

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