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Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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fest.“
    Angela atmete tief ein und setzte sich gerade hin. „Herr Senn, in der Nacht vom 6. auf den 7. November ist Tom Truninger, der Direktor des Grand Casinos, erstochen worden, und wir wissen, dass Ihre Frau am Tag zuvor bei ihm im Büro war. Hätte ‚für Gerechtigkeit sorgen‘ auch bedeuten können, dass Ihre Frau Direktor Truninger aus dem Weg räumen wollte?“
    Schockiert starrte Albert Senn seine Gesprächspartnerin an. Nach langem Schweigen senkte er den Kopf und antwortete leise. „Die Sybille, die ich geheiratet habe und mit der ich mein halbes Leben verbrachte, hätte so etwas nie tun können, da bin ich mir ganz sicher. Aber diese andere Frau, die kranke, seelisch aus den Fugen geratene Sybille, die kannte ich nicht mehr, und ich kann Ihnen nicht mit Überzeugung sagen, sie sei keine Mörderin. Ich weiss es schlicht und einfach nicht.“
    Angela füllte sein Glas auf, er trank ein paar Schlucke und erholte sich langsam wieder. „Ihre Theorie ist also die, dass Sybille diesen Truninger umbrachte und anschliessend ins Wasser ging?“
    In diesem Augenblick kam Nick in den Raum und hörte, was Albert Senn sagte. Er stellte sich vor und drückte sein Beileid aus. Dann bestätigte er Senns Aussage und sagte: „Herr Senn, dieser Tathergang ist im Moment wirklich nur eine Theorie, und ich sage Ihnen ehrlich, dass mir nicht wohl ist damit. Wir haben aber zur Zeit keine andere vielversprechende Spur, und ich muss mich unbedingt nochmals mit den Experten in Königsfelden unterhalten. Ich verspreche Ihnen, dass wir unsere Arbeit so sorgfältig wie möglich tun, und dass wir weiter nach dem Mörder suchen werden, solange irgendein Zweifel an der Beteiligung Ihrer Frau besteht.“
    Albert Senn hob seinen Kopf und atmete tief ein. „Tun Sie, was Sie tun müssen, Herr Baumgarten. Sie brauchen mich nicht zu schonen. Auch wenn meine Frau einen Mord begangen hat bevor sie sich das Leben nahm – ich habe sie verloren, so oder so.“ Er erhob sich und streckte Nick die Hand entgegen. „Sagen Sie mir, wann ich meine Frau beerdigen kann?“
    „Ich denke, wir können sie in ein paar Tagen freigeben. Ich rufe Sie an.“ Nick bemerkte, wie Albert Senn leicht schwankte. „Angela, bringst du Herrn Senn bitte nach Hause? Ich glaube, er sollte jetzt nicht Auto fahren.“
    „Klar, Chef. Ich nehme einen Kollegen mit, der den Wagen von Herrn Senn nach Brugg fährt. Ist das in Ordnung für Sie, Herr Senn?“
    „Vielen Dank, Sie sind sehr freundlich. Ich bin wirklich erschöpft, nicht zuletzt auch durch den Jet Lag. Auf Wiedersehen, Herr Baumgarten, und ich wünsche Ihnen, dass Sie eine solche Situation nie selbst erleben müssen.“
    Nick schaute ihm nach und hoffte inbrünstig, dass dieser Wunsch wahr werden würde. Immer wieder erlebte er, wie zerstörerisch Verbrechen waren, nicht nur für die Opfer. Er dachte an Maggie und Selma Truninger und daran, dass auch Albert Senn alles verloren hatte, was sein Leben lebenswert machte. Er dachte an Marina und an das, was sie an der Beerdigung gesagt hatte – das war vielleicht auch der Grund, warum sie sich nicht so eng an ihn binden wollte. Trotzdem beschloss er in diesem Moment, die kommenden Feiertage für ein ernsthaftes Gespräch mit ihr zu nutzen.

    *

    Langsam bewegte sich Marina durch die vielen Trauergäste, begrüsste hier eine Kundin, dort einen Bekannten, wechselte ein paar Worte mit einer Freundin. Wie erwartet traf sie auf eine kleine Gruppe von Studienkollegen, die sie seit der gemeinsamen Zeit an der Uni nie mehr gesehen hatte. Sie bedienten sich am reich bestückten Buffet mit Sandwiches und Weisswein, setzten sich an einen runden Tisch, und schon bald lockerte sich die Stimmung, sogar Gelächter war zu hören. Für eine Weile setzte sich Andrew Ehrlicher zu ihnen und sagte, Tom hätte sich gefreut über ihre Anwesenheit und darüber, dass an seiner Trauerfeier gelacht werde.
    Als er wieder ging, beobachtete Marina, wie ihn in der Nähe der Türe eine Frau mit einem auffälligen schwarzen Hut heftig am Arm packte und nach draussen zog. Nach ein paar Minuten kam er zurück, die Frau war verschwunden. Er mischte sich wieder unter die Leute und liess sich äusserlich nichts anmerken; nur der geübte Blick von Marina erkannte eine neue senkrechte Falte zwischen seinen Augenbrauen.
    Es wurde Zeit für sie zu gehen, sie verabschiedete sich von den alten Kumpanen, von Maggie Truninger und von Andrew. Auf dem Weg zur Garderobe begegnete sie Elena Fuchs und

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