Peetz, Monika
Computerausdruck, der erklären
sollte, wie er hierherkam. Auf der Karte, die Frido mit Anna angefertigt und
online gestellt hatte, war der Weg von Eva minutiös eingezeichnet. Kiki stöhnte
auf Sie hatte längst begriffen, dass Eva sich nur schwer von ihrer Familie
lösen konnte. Aber sie konnte sich prima trennen. Sie hatte überhaupt keine
Mühe damit. Nur Max begriff das nicht. »Ich habe dir gesagt, dass es vorbei
ist.«
Max
korrigierte sie. Sachlich. Ohne jeden Vorwurf in der Stimme. »Du hast eine SMS
geschrieben. >Es geht nicht. Es tut mir leid. Kiki.< Acht magere Worte.«
»Mehr gab
es nicht zu sagen«, verteidigte sich Kiki.
Max blieb
gelassen. Die freundliche Abgeklärtheit verunsicherte Kiki. Nicht im Traum
hatte sie gedacht, dass die Situation, die ihr bereits in Köln über den Kopf
gewachsen war, sie in Frankreich so heftig einholen würde.
Paul
Simon kannte »Fifty ways to leave your lover«. Vielleicht
hätte sie gründlicher über neunundvierzig Alternativen nachdenken müssen, bevor
sie sich für die schnelle Lösung via SMS entschied. Kiki wollte keine
Trennungsgespräche, in denen man sich tränenüberströmt zu Sätzen wie »Lass uns
Freunde sein« hinreißen ließ. Sie wollte keinen Krach und vor allem keinen
Abschiedssex. Sie wollte, dass die Affäre mit Max aufhörte, bevor es zu spät
war. Sie hatte geahnt, dass ihre Mitteilung Max nicht gefallen würde. Dass er
sie komplett ignorierte, haute sie um.
»Ich
glaube dir kein Wort«, lachte er unverschämt. »Kein einziges. Nicht mal das
>Kiki<. Die Kiki, die ich kenne, rennt nicht einfach weg.«
Kiki wurde
nervös. Was wollte er hier? Warum war er ihr überhaupt hinterhergereist? Das
penetrante Dauerklingeln seines Telefons machte sie zusätzlich nervös.
»Geh
endlich ran«, platzte sie heraus.
»Das ist
nur mein Vater«, erklärte Max lapidar. »Der regt sich immer gleich auf, wenn er
nicht weiß, wo ich bin.« Jeder Satz eine neue Bombe.
»Du bist
abgehauen? Ohne jemandem Bescheid zu geben?«, versuchte Kiki das soeben
Gehörte zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzusetzen.
Das
Klingeln erstarb. Kiki spürte die Panik aufsteigen.
»Ich
erkläre ihm alles, wenn ich zurück bin. Falls ich es bis dahin verstanden
habe«, versprach Max.
Kiki
antwortete nicht mehr. Hinter dem Gartenzaun tauchten vier neugierige Gesichter
auf. Die Dienstagsfrauen waren bereit für die heutige Etappe. Caroline
schwenkte Kikis Rucksack.
Wie viele
Sekunden blieben ihr, bevor sie den Freundinnen die Anwesenheit von Max
erklären musste? Was konnte sie zu ihrer Verteidigung vorbringen? Max hatte
unrecht. Sie hatte stundenlang an ihrer SMS gefeilt. Und sie meinte jedes der
acht Wörter. Vor allem das »Es geht nicht.«
28
»Was
treibt Kiki da?«, rätselte Caroline. Vom Gartenzaun aus beobachteten sie, wie
Kiki wütend auf einen jungen Mann einredete und dabei gestikulierte, als wolle
sie einen Schwarm Fliegen vertreiben. Von der entspannten Haltung, die Caroline
am Vorabend an ihrer Freundin bewundert hatte, war nichts mehr übrig.
»Was sie
da treibt?«, wiederholte Estelle. »Streiten. Mit Max Thalberg.«
Estelle
genoss die großen Augen ihrer Freundinnen. Selbst Judith vergaß für einen
Moment ihren Kummer:
»Thalberg?
Wie Studio Thalberg?«
»Wie
Thalberg, für den Kiki arbeitet?«, hakte auch Caroline nach.
»Der
Thronfolger höchstpersönlich. Max soll die Firma übernehmen. Sobald er mit dem
Studium in London fertig ist.«
Eva hatte
ihre eigene Art, sich einen Reim auf die Szene zu machen: »Wahrscheinlich hat
das was mit der Arbeit zu tun. Kiki musste irgendetwas fertig machen.«
»Du
glaubst sicher auch an die unbefleckte Empfängnis«, lachte Estelle sie aus.
Erst jetzt
begriff Eva: »Du meinst, Kiki... der ist doch viel zu ... wie alt ist der?«
Caroline
brachte es auf den Punkt: »Alt genug für eine Kreditkarte, jung genug, damit
eine Menge Unfug anzustellen.«
Estelle
ließ sich zu ganz anderen Gedanken hinreißen. Ihr Blick ruhte mit sichtlichem
Wohlgefallen auf dem jungen Mann: »Ich kann Kiki verstehen. Wenn ich ein, zwei
Jahre jünger wäre ...«
Sie führte
den Gedanken nicht zu Ende. Sie wusste auch so, dass das genug war, um Eva zu
schockieren.
»Kleiner
Scherz, Eva. Ich bilde nicht aus«, grinste Estelle.
»Genug
geschwatzt«, beschied Caroline. Sie schwenkte Kikis Gepäck. Das Signal zum
Aufbruch.
»Das
Schöne am Pilgern ist, dass man so leicht in Kontakt mit anderen kommt«, redete
Kiki sich raus,
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