Peinlich peinlich Prinzessin
Häagen Dazs und frittierte Samosas von Baluchi’s …
Aber dass ich fast einen ganzen KATER zugenommen hab? Hammer. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Einfach nur … Hammer. Natürlich gab es dafür eine rationale Erklärung, die über meinen Fleischkonsum hinausging. Dr. Fung hat gesagt: »Für Ihre Größe haben Sie immer noch einen völlig normalen BMI, Prinzessin. Diese Wachstumsschübe sind für Ihr Alter absolut normal. Manche Frauen wachsen sogar noch, wenn sie schon über zwanzig sind.«
Ich bin nämlich nicht nur in die Breite gewachsen, sondern auch in die Höhe. Jetzt bin ich 1,79 m groß. Seit dem letzten
Arztbesuch bin ich ganze 2,5 Zentimeter gewachsen! Wenn ich in dem Tempo weiterwachse, bin ich mit achtzehn über 1,90 m!
Dass ich fast einen ganzen Fat Louie zugenommen hab, hat aber auch was Gutes. Ich bin endlich kein menschliches Bügelbrett mehr.
Und das nicht ganz so Gute daran? Ich muss Mom sagen, dass ich dringend neue BHs brauche. Und Unterhosen. Und Jeans. Und Schlafanzüge. Und Pullis. Und eine neue Schuluniform. Und neue Ballkleider.
O Gott.
Na ja. Als hätte ich keine größeren Sorgen (guter Witz, was?) als die Größe meiner Brüste (Hammer!) und dass mein Rock nur durch eine Sicherheitsnadel zusammengehalten wird oder dass alle meine Jeans zu kurz sind. Zum Beispiel dass ich in einer halben Stunde in die Cafeteria muss.
Wo ich Lilly sehen werde.
Die bei meinem Anblick garantiert ihr Tablett nehmen und sich woanders hinsetzen wird.
Was ganz schön … na ja, egal. Tina ist ja auch noch da und die wird sich bestimmt nicht von mir wegsetzen. Das ist das Einzige, was mich davon abhält, zu Lars neben mir zu sagen: »Wir gehen!«, und dieses Irrenhaus auf schnellstem Wege zu verlassen.
Es war echt ein Glück, dass Dr. G. Stöhrt mich gestern an Tina erinnert hat. Jedes Mal wenn ich das Gefühl habe, noch tiefer in das Loch zu fallen, aus dem ich herauszukriechen versuche, denke ich an sie, und das ist dann wie eine Wurzel, an der ich mich festhalten kann, um nicht noch tiefer in den schwarzen Abgrund der Verzweiflung zu rutschen.
Wie Tina es wohl finden würde, wenn sie wüsste, dass sie für mich so eine Art Wurzel ist?
Natürlich mache ich mich jetzt nicht verrückt, bloß weil ich nicht weiß, neben wem ich in der Mittagspause sitzen werde.
Ich hab weitaus schlimmere Sorgen: Zum Beispiel die Tatsache, dass ich eine Therapie mache und nicht will, dass die anderen das mitkriegen. Oder dass ich anscheinend nicht mehr verhindern kann, dass ich eine Rede vor zweitausend der einflussreichsten Geschäftsfrauen aus ganz New York halten muss. Oder dass die große Liebe meines Lebens nur noch ein guter Freund von mir sein will und nicht mehr mein Fels in der Brandung ist, weshalb ich jetzt ganz allein im reißenden Ozean der Pubertät schwimmen muss. Oder dass die Fleischindustrie ihre Produkte so mit Hormonen vollpumpt, dass der Konsum von ein paar Dutzend Schinkensandwiches und Kung-Pao-Hühnchen in der letzten Woche dazu geführt hat, dass mir - buchstäblich über Nacht - Brüste gewachsen sind. Oder dass es eine Website gibt, die ichhassemiathermopolis. com heißt. Oder dass die globale Klimaerwärmung dazu führt, dass die Polarkappen schmelzen und die Eisbären alle ertrinken.
Okay, ich versuche, ein Problem nach dem anderen zu lösen. Ich mache ganz kleine Schritte. Zuerst muss ich die Mittagspause überstehen. Dann kümmere ich mich um die schmelzenden Polarkappen.
Noch vier Stunden, bis ich hier endlich rauskomme.
Freitag, 17. September, T&B
Toll. Jetzt hab ich das nächste Problem:
Anscheinend denken alle an der Schule, dass ich mit JP zusammen bin.
Tja, so was kann passieren, wenn man aufgrund eines Nervenzusammenbruchs fast eine Woche lang nicht in die Schule geht und sich nicht verteidigen kann.
Und wahrscheinlich passiert so was auch, wenn plötzlich alle Zeitungen ein Foto von einem verbreiten, auf dem man Arm in Arm mit einem Jungen die Theatertreppe runterkommt. Dabei hat er mich doch nur gestützt! Weil ich Schuhe mit hohen Absätzen anhatte! Und weil auf den Stufen so ein glatter Teppich lag! Und ein Geländer gab es auch nicht!
Oh Mann, echt.
Ich kann ja durchaus nachvollziehen, warum ganz Nordamerika - und der Rest der Welt - auf den Gedanken kommt, JP und ich wären ein Paar. Auf dem Foto sieht es wirklich sehr danach aus.
Aber man sollte doch wohl annehmen, dass meine Freunde mich besser kennen, oder?
Anscheinend nicht. Und geächtet werde ich
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