Peinlich peinlich Prinzessin

innerlich: Sag es einfach. Ganz egal wie verbittert, gemein und erniedrigend das ist, was du sagen willst. Sag es, damit ich es hinter mir hab. Bitte! Ich wusste nämlich nicht, wie viel mehr ich noch ertragen konnte.
    »Danke, dass du die Rede halten willst«, lautete der erstaunliche Satz, den Lana daraufhin sagte und der mich komplett umhaute. »Eigentlich sollte Angelina Jolie sie halten,
aber sie hat in letzter Minute abgesagt. Sie muss in einem neuen Film Mutter Teresa spielen. Mom war total verzweifelt, und da hab ich ihr vorgeschlagen, dich zu fragen. Du hast doch letztes Jahr, als wir beide Schülersprecherinnen werden sollten, diese Rede gehalten. Und die fand ich ziemlich gut. Deswegen hab ich gedacht, du wärst ein guter Ersatz für Angelina. Echt cool von dir, dass du es machst.«
    Ich bin mir nicht sicher - ich muss nachher mal im Internet nachschauen, was die Seismologen dazu sagen -, aber ich glaub echt, dass in diesem Moment die Erde bebte. Weil Lana Weinberger etwas Nettes zu mir gesagt hatte.
    Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich es bedaure, dass ich mir von Dr. Fung kein Attest hab geben lassen.
    Zu dem Grund komme ich jetzt:
    Ich war so baff, weil Lana Weinberger sich mir gegenüber wie ein Mensch benommen hat, dass ich erst mal gar nichts sagen konnte. Ich stand nur da und starrte sie stumm an. Was Trisha Hayes leider Gelegenheit gab, die Sicherheitsnadel an meinem Rock zu bemerken.
    Natürlich war sie viel zu welterfahren, um mir das mit dem abgerissenen Knopf abzunehmen.
    »O Mann, du sollest dir mal einen neuen Rock zulegen.« Dann wanderte ihr Blick zu meinem Busen. »Und einen BH, der dir auch passt.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde. Knallrot. Echt gut, dass ich heute Nachmittag einen Termin bei meinem Therapeuten hab. Wir haben nämlich eine MENGE zu besprechen.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich muss mir dringend was Neues zum Anziehen kaufen.«
    Darauf passierte etwas, was noch viel erstaunlicher war, als das, was vorher passiert war. Lana drehte sich nämlich von ihrem eigenen Spiegelbild weg, fuhr sich mit den Fingern durch ihre frisch aufgeplusterten und geglätteten Haare und sagte: »Morgen findet bei Henry Bendel ein Sonderverkauf
für Unterwäsche statt, wo wir hingehen wollten. Willst du mit?«
    »Lana? Bist du …?!« Verrückt geworden, war sicher das, was Trisha Hayes hatte sagen wollen.
    Aber Lana warf ihr einen warnenden Blick zu, und da klappte ihr Mund zu wie der von Admiral Piett, als er erkannte, dass ihm vor den Augen von Darth Vader der Millenium-Falke entwischt war …
    Ich stand nur stumm da und wusste nicht, ob das alles gerade wirklich passierte oder ob es ein Symptom meiner Depression war. Womöglich litt ich ja an einer Form von Depression, bei der man Halluzinationen hat und sich einbildet, man würde von Cheerleadern, die einen immer gehasst haben, plötzlich zu Unterwäsche-Sonderverkäufen eingeladen. Kann alles sein. Als ich nichts sagte, drehte Lana sich ganz zu mir um. Zum ersten Mal sah sie nicht wie eine eingebildete Zicke aus, sondern … normal.
    »Hör zu«, sagte sie. »Ich weiß, dass wir uns nicht immer so gut verstanden haben. Die Sache mit Josh … na ja, Schwamm drüber. Er war manchmal echt ein Arschloch. Außerdem sind ein paar von deinen Freundinnen einfach … ich meine, diese Lilly, die ist …«
    »Sag nichts!« Ich hob die Hand. Das meinte ich ernst. Ich wollte nicht, dass Lana etwas über Lilly sagte. Auch wenn sie mich in letzter Zeit wie der letzte Dreck behandelt hat. Aber vielleicht verdiene ich es ja auch, wie Dreck behandelt zu werden.
    »Na ja«, sagte Lana. »Mir ist aufgefallen, dass sie heute in der Cafeteria nicht an deinem Tisch saß.«
    »Wir haben gerade«, sagte ich steif, »so eine Art Auszeit.«
    »Alles klar«, sagte Lana. »Jedenfalls tust du meiner Mutter echt einen Riesengefallen. Und wenn du eines Tages Mitglied bei Domina Rei bist und ich mit ein bisschen Glück auch, dann sollten wir die alten Zeiten vergessen, finde ich.
Wir sind dann hoffentlich beide ein bisschen erwachsener als jetzt und können uns wie reife Menschen verhalten. Meinst du nicht?«
    Ich war so geschockt, dass ich nur nickte.
    Ich wies sie nicht darauf hin, dass es nicht so sehr darum geht, dass wir beide nicht so gut miteinander klargekommen sind, sondern eher darum, dass sie zu einigen meiner besten Freundinnen immer superfies war.
    Ich sagte auch nicht: »Zu deiner Information, Lana: Ich würde nicht mal dann Mitglied bei Domina Rei