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Pelagia und der rote Hahn

Pelagia und der rote Hahn

Titel: Pelagia und der rote Hahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Nasenknochen ins Hirn getrieben, und dann wäre er hin gewesen.
    Salach schoss das Blut aus den Nasenlöchern, er fiel um und blieb reglos auf dem Rücken liegen – alles vollkommen lautlos, genau wie vorgesehen.
    Und aus derselben Drehbewegung heraus griff Jakow Michailowitsch den Bären an.
    Der hatte gerade noch Zeit, den Mund aufzusperren. Meister Petz ist von Mutter Natur mit einer respektablen Figur ausgestattet, besitzt aber dafür eine etwas verlangsamte Auffassungsgabe, wissenschaftlich »retardierte Reaktion« genannt. Doch die funktioniert nur in der allerersten Sekunde, man sollte also nicht allzu sehr auf diese Retardierung setzen. Einmal, gleich nachdem er aus dem Straflager gekommen war, aber noch während seiner Verbannung, hatte Jakow Michailowitsch gesehen, wie ein Bär in einem Fluss Fische fing. Ein Fischer mit seinem Fischspeer kann da nicht im Entferntesten mithalten. Auf keinen Fall darf man bei diesem Trampeltier trödeln – wenn der aufwacht, hast du nicht mal Zeit zu niesen.
    Und Jakow Michailowitsch trödelte nicht. Er stieß das Ende seines Stockes in den vor Staunen weit offen stehenden Mund – mit solcher Kraft, dass die Zähne splitterten. Das war erst mal, damit er nicht schrie.
    In seinem linken Ärmel trug Jakow Michailowitsch ein praktisches Messerchen, eine feine finnische Arbeit mit einer Feder. Er ließ die Klinge herausschnappen und stach zu – aber nicht ins Herz, o nein! So einen Burschen bringt man nicht zur Ruhe, indem man ihm so ein kleines Messerchen ins Herz stößt. Auch nicht in die Kehle, damit erzeugt man nur ein furchtbares Röcheln und Blubbern. Nein, er stach unter das Brustbein, dorthin, wo im Inneren des Körpers der Schrei entsteht.
    Tat ’s und sprang sofort vier, fünf Schritte zurück, damit er nicht in den Würgegriff der ausgebreiteten Arme geriet.
    Meister Petz riss sich den Stock aus dem Mund und schleuderte ihn fort. Das Blut sprudelte ihm über den Bart, er sperrte den Rachen auf, aber schreien konnte er nicht – das Eisen, das unter seinem Brustbein steckte, ließ es nicht zu. Dann lief alles wie geplant. Der Bär setzte sich selbst außer Gefecht. Jeder Jäger weiß, dass ein Petz, dem man einen Spieß in den Leib gerammt hat, sich das Ding wieder herausreißt und sich damit selber den Garaus macht. Genau so geschah es. Hätte er das Messer stecken lassen, wäre das Leben nicht so schnell aus seinem Körper entwichen. Aber dieser Trottel fasste, wie vorausgesehen, sofort nach dem vorstehenden Schaft und riss sich die Klinge mit einem Krächzen heraus. Dann wankte er auf Jakow Michailowitsch zu. Der tat ein Schrittchen zurück, dann noch ein Schrittchen, dann ein drittes – mehr brauchte er nicht. Dem Burschen knickten die Beine weg, er plumpste auf die Knie. So blieb er eine Weile, schaukelte vor und zurück, als bete er seinen Bärengott an, und dann – »kawuch« – lag er platt mit dem Gesicht nach unten.
    Uff!
    Inzwischen war der Araber wieder zu sich gekommen. Er richtete sich auf dem Ellenbogen auf, hielt sich die blutige Nase und schniefte.
    Jakow Michailowitsch, nach getaner Arbeit in Gönnerlaune, beugte sich zu ihm hinunter und sagte leise:
    »Ich gehe jetzt die anderen beiden auch noch erledigen. Und was ist mit dir, willst du am Leben bleiben?«
    Salach nickte, das Weiße in seinen weit aufgerissenen Augen leuchtete.
    »Na gut, meinetwegen«, sagte Jakow Michailowitsch gutmütig. »Also verzieh dich, ehe noch was passiert. Und schön die Klappe halten, verstanden?«
    Im Nu war der andere auf allen vieren.
    »Los, los«, klopfte ihm der großmütige Mensch auf die Schultern.
    »Sie ist meine Braut!«, sagte der Araber plötzlich.
    »Was?«
    Jakow Michailowitsch dachte, er hätte sich verhört.
    Der Araber jedoch schlang mit einem leisen Aufjaulen seinem Wohltäter die Arme um die Knie und versuchte, ihn zu Fall zu bringen. Das kam dermaßen unerwartet, dass Jakow Michailowitsch wirklich beinahe gestürzt wäre.
    Wie’s aussah, hatte er sich in dem Menschen getäuscht, offenbar die falsche Psychologie angewandt.
    Jedenfalls, wenn er schon so ein Held war, dann hätte er lieber aus voller Kehle schreien sollen – das hätte ihm vielleicht tatsächlich ein paar Komplikationen einbringen können, aber ihm an den Knien rumfummeln, was sollte das?
    Jakow Michailowitsch versetzte dem undankbaren Kerl einen Klaps auf den Hinterkopf, und als der daraufhin die Nase in die Erde steckte, stellte er sich einmal kurz auf seinen Nacken. Es

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