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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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nicht ich! Das ist noch jemand anders! Es ist alles anders! Aber das ist unwichtig! Ich muss dorthin!« Er zeigte irgendwohin zur Seite. »Eine Kommission ist nötig! Nach Paris! Mascha und Toto! Sie sollen herkommen! Wenn sie es sehen, werden sie verstehen! Sagen Sie es ihnen allen! Der Tod! Und es wird noch weitergehen!«
    Aus, genug jetzt! Lagrange hatte die Nase voll von Unterhaltungen mit Idioten. Er tippte sich undelikat mit dem Finger an die Schläfe und ging davon, doch der Verrückte wollte sich noch immer nicht beruhigen. Er überholte den Oberst, lief voraus, klammerte sich mit den Händen an seine idiotische Brille und stöhnte verzweifelt:
    »Himbeerrot, ein himbeerroter Kopf! Hoffnungslos!«
    ***
    Der Polizeimeister folgte dem mit Ziegeln gepflasterten schmalen Weg, der sich zwischen den Hügeln hindurchschlängelte, und um keine Zeit zu verlieren, hielt er direkten Kurs auf den Glockenturm des Klosters, dessen zwiebelförmige goldene Kuppel über den Baumwipfeln hervorblitzte. Er ging durch einen lichten Hain, über eine Waldwiese und durch gelblich rotes Buschwerk, bis er schließlich zu einer Lichtung kam, von der aus das Gelände zur Ebene hin abfiel und man einen ausgezeichneten Blick auf die Stadt und das Kloster, auf beinahe die halbe Insel und obendrein noch auf die Weite des Sees hatte.
    Am Rande der Lichtung, in einem Pavillon mit durchbrochenen Gitterwänden, saß ein Mann in Strohhut und kurzer Joppe. Als er die energischen Schritte hinter sich vernahm, schrie der Unbekannte erschrocken auf und verbarg mit einer hastigen Bewegung etwas unter dem Mantel, der neben ihm auf der Bank lag.
    Diese Gebärde war Lagrange aus dem Polizeidienst bestens bekannt. So versteckt ein auf frischer Tat ertappter Dieb sein Diebesgut. Man kann ihn ohne zu zögern am Kragen packen und auffordern, die Taschen auszuleeren – irgendetwas Verdächtiges wird sicher zum Vorschein kommen.
    Das diebische Subjekt sah sich zum Oberst um und zeigte ein sanftes, verwirrtes Lächeln.
    »Verzeihen Sie, ich hielt Sie für . . . jemand ganz anders. Ach, das wäre mir jetzt aber ungelegen gekommen!«
    Da bemerkte er Felix Stanislawowitschs von Berufs wegen argwöhnischen Blick und fing leise an zu lachen:
    »Sie haben wohl angenommen, ich hätte hier eine Mordwaffe versteckt oder sonst etwas Schreckliches? Nein, mein Herr, es ist ein Buch.«
    Bereitwillig hob er den Mantel an, unter dem sich tatsächlich ein Buch befand, ein ziemlich dickes Buch in einem braunen Ledereinband. Entweder etwas Unzüchtiges oder etwas Politisches – eines von beiden musste es sein. Warum hätte er es sonst verstecken sollen?
    Doch dem Polizeimeister war nicht nach verbotener Lektüre.
    »Was geht das mich an?«, brummte er verärgert. »Was ist denn das für eine Art, einen Fremden mit solchen Albernheiten zu belästigen . . .«
    Er ging weiter, um den Fußweg hinunter in die Stadt zu nehmen.
    Der gesprächige Herr rief ihm hinterher:
    »Donat Sawwitsch macht mir auch immer Vorwürfe, dass ich zu aufdringlich bin und die Leute belästige. Entschuldigen Sie.«
    In der Stimme, mit der diese Worte ausgesprochen wurden, lag keine Spur von Beleidigung. Lagrange blieb wie angewurzelt stehen, wenn auch nicht etwa aus Reue über seine Schroffheit, sondern weil er den Namen des Doktors vernommen hatte.
    Der Oberst kehrte zum Pavillon zurück und betrachtete den Unbekannten genauer. Er sah die zutraulich aufgesperrten blauen Augen, die weiche Linie der Lippen und den kindlich-naiv zur Seite geneigten Kopf.
    »Sie sind gewiss einer der Patienten des Herrn Korowin?«, erkundigte sich der Polizeimeister mit ausgesuchter Höflichkeit.
    »Nein«, antwortete der Blonde, wiederum ohne im Geringsten gekränkt zu sein. »Ich bin jetzt völlig gesund. Aber es stimmt, früher war ich in Behandlung bei Donat Sawwitsch. Er kümmert sich auch jetzt noch um mich. Er gibt mir Ratschläge und beaufsichtigt meine Lektüre. Ich bin nämlich schrecklich ungebildet, ich habe nie etwas Richtiges gelernt.«
    Anscheinend bot sich hier eine gute Gelegenheit, zusätzliche Informationen über den scharfzüngigen Doktor zu sammeln. Man sah sofort, dass diese Schlafmütze nichts für sich behalten konnte – der würde bereitwillig alles ausplaudern, wonach man ihn fragte.
    »Gestatten Sie vielleicht, dass ich mich ein wenig zu Ihnen setze?«, fragte Lagrange, während er die Stufen emporstieg. »Hier ist die Aussicht wirklich sehr schön.«
    »Ja, sehr schön, deshalb sitze ich auch

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